
Ein kleines Segelboot mit nervöser Besatzung dümpelt vor der Küste Englands.
Gemeinsam stehen meine Schwester und ich mit unseren Gastgeschwistern Timothy und Elizabeth vor dem Bordradio und lauschen.
Es ist eine Katastrophe: WM-Achtelfinale 2010, England gegen Deutschland, und eine halbe Stunde vor Anpfiff hängen wir in einer Flaute fest! Die Vuvuzelas dröhnen aus dem Lautsprecher, heiser moderiert der BBC-Sprecher gegen sie an.
Revanche für Wembley
Der Seewind hat schließlich Erbarmen und treibt uns an Land. Als wir anlegen, rollt in Südafrika bereits der Ball. Im Auto hören wir von Miroslav Kloses Führungstreffer, Lukas Podolski erhöht wenig später. Wir jubeln höflich auf dem Rücksitz, um nicht nach Hause laufen zu müssen.
Im Wohnzimmer unserer Gastgeber stürmen wir vor den Fernseher und schalten pünktlich zum englischen Anschlusstreffer ein. Dann: Revanche für Wembley! Der Schiedsrichter verweigert Frank Lampard den klaren Ausgleich. Alle sind fassungslos, ich bin ein bisschen erleichtert. Thomas Müller schießt noch zwei Tore, am Ende steht es 4:1.
Am nächsten Tag kaufe ich mir in London die „Sun“, deren Titelseite den Three Lions pathetisch vorwirft, die Nation im Stich gelassen zu haben. Und obwohl mir der Profifußball in den vergangenen zwölf Jahren immer fremder geworden ist: Diese Ausgabe hebe ich bis heute auf.