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Medienbranche im Umbruch

BNN-Leserforum in Karlsruhe-Rüppurr: Wie kann die Zeitung der Zukunft aussehen?

Welche Inhalte wünschen sich Leser von ihrer Tageszeitung? Und wie arbeitet überhaupt eine Zeitungsredaktion? Um diese Fragen drehte sich das BNN-Leserforum am Samstag in Rüppurr.

18.11.2023 BNN Leserforum in Karlsruhe Rüppurr
Als Vertreter der BNN-Lokalredaktionen Karlsruhe und Ettlingen standen Stefan Proetel (rechts) und Florian Krekel den Teilnehmern des BNN-Leserforums in Rüppurr Rede und Antwort. Foto: Rake Hora /BNN

Jeden Morgen die Zeitung aus dem Briefkasten ziehen, um sie anschließend am Frühstückstisch zu lesen? Das ist längst nicht mehr der Alltag vieler Menschen in der Region. Wer sich für lokale Nachrichten interessiert, informiert sich nicht mehr nur in der gedruckten Zeitung, sondern auch im E-Paper, in Online-Artikeln oder auf Facebook und Instagram.

Um bestehen zu können, müssen sich Verlage an die Gewohnheiten der Leser anpassen. Neben der digitalen Transformation stellen gestiegene Kosten für Energie, Papier und Zustellung die Medienunternehmen vor enorme Herausforderungen.

Leser sollen in Veränderungsprozesse eingebunden werden

Herausforderungen, die der Leser oft nicht sieht, bleibt ihm der Blick in das Innere der Tageszeitungsverlage doch meist verborgen. Dabei wird gerade dieser Blick zunehmend wichtiger, um den Menschen ihre Zeitung noch näherzubringen, sie in Veränderungsprozesse und Entwicklungen einzubinden.

Der Wunsch danach wurde bei einem von den Badischen Neuesten Nachrichten veranstalteten Forum mit 15 Lesern und Nicht-Lesern am Samstag in Karlsruhe-Rüppurr deutlich.

Menschen unterschiedlichsten Alters aus Karlsruhe, Rheinstetten, Ettlingen und Bad Herrenalb – vom Studenten bis zum Rentner – tauschten sich im Gemeindezentrum Christkönig Rüppurr mit BNN-Vertretern über die Erwartungen an ihre Heimatzeitung aus und erfuhren, wie die Redaktionen arbeiten.

18.11.2023 BNN Leserforum in Karlsruhe Rüppurr
Intensiv diskutiert wurde beim BNN-Leserforum in Rüppurr. Ein zentrales Thema war die digitale Transformation der Zeitung. Foto: Rake Hora /BNN
Transparenz ist ganz wichtig, um Vertrauen zu schaffen.
Lars Geipel
Stellvertretender Chefredakteur

„Ziel ist es, zu erfahren, wo der Schuh drückt und die Arbeit transparent zu machen“, sagte eingangs Matthias Kuld, der bei den BNN als Projektmanager unter anderem für die Leserbetreuung zuständig ist. Leserforen wie das in Rüppurr sollten deshalb öfter stattfinden. Ein erstes Leserforum hatte es im Frühjahr in Baden-Baden gegeben.

Die per Video zugeschalteten stellvertretenden Chefredakteure Rainer Haendle und Lars Geipel schilderten die Herausforderungen, denen sich der Verlag stellen muss. Die größte, so Haendle, sei „ganz eindeutig die digitale Transformation“.

Wie erreicht man die junge Zielgruppe?

Es sei ein Irrglaube gewesen, dass man journalistische Inhalte im Internet über Werbung refinanzieren könne. Zusammen mit anderen Verlagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz versuche man aktuell herauszufinden, für welche Online-Inhalte Menschen Geld ausgeben wollen. „Was sind die Themen, die ihnen unter die Haut gehen?“

Im Prozess des Umbruchs sei es wichtig, die junge Zielgruppe anzusprechen, dabei aber die ältere nicht aus dem Blick zu verlieren, sagte Lars Geipel.

Als Medienunternehmen müsse man „jüngere Menschen abholen“, und zwar da, wo sie ihre Zeit verbringen: in sozialen Medien wie Instagram, Facebook oder auch über den neuen WhatsApp-Newsletter der BNN.

Gleichzeitig, so Geipel, sei es wichtig, transparent zu arbeiten. Dazu gehöre auch, Fehler offen zu kommunizieren, denn die passierten manchmal – trotz hausinterner Qualitätskontrolle. „Transparenz ist ganz wichtig, um Vertrauen zu schaffen“, unterstrich Geipel.

Mit Faktenchecks gegen „Lügenpresse“-Vorwürfe

Die Fragen, die die Teilnehmer des Leserforums in Rüppurr an die Redaktionsmitglieder hatten, waren breit gefächert: Wird jeder an die Redaktion gesandte Leserbrief veröffentlicht und werden die Inhalte geprüft? Wie erfährt die Redaktion von den Themen, über die sie berichtet – und wie werden Themen ausgewählt?

Wieso stehen in der Zeitung mehr schlechte als gute Nachrichten? Und wie kann sich die BNN gegen gerade in der Corona-Zeit verstärkt aufgetretene „Lügenpresse“-Vorwürfe wehren?

Neben der transparenten Offenlegung der Arbeitsweise der Redaktion – unter anderem in der neuen Kolumne „Aus der Chefredaktion“ – seien Faktenchecks hier ein wichtiges Mittel, sagte Rainer Haendle zum Thema „Lügenpresse“.

Wir können nicht überall sein, deswegen sind wir auf Sie als Leser angewiesen.
Stefan Proetel
Leiter der Karlsruher Lokalredaktion

Stefan Proetel, Leiter der Lokalredaktion Karlsruhe, betonte, dass die Prüfung von Inhalten vor Veröffentlichung journalistischer Standard sei. Was die Auswahl von Themen angehe, sei man auch dankbar für Tipps aus der Bevölkerung: „Wir können nicht überall sein, deswegen sind wir auf Sie angewiesen.“

Das bestätigte Florian Krekel, der im Dezember die Leitung der Lokalredaktion Ettlingen übernimmt. „Wir würden uns freuen, wenn das wieder mehr passieren würde“, sagte er mit Blick auf Hinweise von Lesern.

Jedoch könnten nicht alle Vorschläge aufgegriffen werden. Ausschlaggebend sei, dass sie eine Relevanz für die Leserschaft haben.

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