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Karlsruher Team in Weltspitze

Special Olympics: Durlachs inklusive Turnados auf dem Weg zu den Weltspielen

Die inklusive Handballmannschaft der Turnerschaft Durlach (TSD) trainiert für die Weltspiele der Special Olympics im Juni in Berlin. Vorfreude und Spannung sind groß – und Kaderspieler sehen sich schon gemeinsam in einem Fernsehbeitrag porträtiert.

4.02.2023 Training der „Turnados“, der inklusiven Handballmannschaft der Turnerschaft Durlach (TSD).
Zupackend: Nationalspielerin Elisabeth Ruckenbrod hat den Ball beim Training der Turnados, der inklusiven Handballmannschaft der Turnerschaft Durlach (TSD), beobachtet von ihrer Kaderfreundin Julia Metz (rechts). Foto: Jörg Donecker

Bei den Durlacher Turnados hat Julia Matz viel in der Hand. Ihre Rolle: Rückraum links. Ihre Aufgabe: „Ich spiele auf Druck, und wenn frei ist, natürlich aufs Tor.“ Beim inklusiven Handballtraining am Samstagvormittag in der Sporthalle in der Unteren Hub zeigt Julia Matz, wie sie das macht.

Erst 21 Jahre jung, vor gerade mal zwei Jahren „entdeckt“ und in den Handballsport eingestiegen, heute Leistungsträgerin, Mitglied des Nationalkaders und im Sommer im „Team Germany“ bei den Weltspielen der Special Olympics in Berlin: Sportlich ist es steil bergauf gegangen für die junge Frau.

So außergewöhnlich die enorme Entwicklung und die Karriere von Julia Matz wirken: Ihr Werdegang ist typisch für die Turnados der Turnerschaft Durlach. Vor Eintritt in die Mannschaft hatte keiner der aktuell rund 30 Aktiven mit geistigem Handicap Kontakt zum Handball.

Durlach ist stark vertreten bei den Special Olympics Weltspielen

Vielleicht ändert sich das. Eigener Nachwuchs steht schon am Kreis. 14 Jahre alt sind die jüngste Spielerin und der jüngste Spieler, die sich unter Beobachtung mehrerer Co-Trainer gegenseitig den Ball abjagen.

Die Ältesten wiederum haben schon das eine oder andere graue Haar. Elisabeth Ruckenbrod zum Beispiel, die für das Team Germany im Tor steht. So wie auch Volker Fetzner. Dessen 61 Jahre sieht man dem schlanken, fitten Mann beim besten Willen nicht an.

Nationalspieler sind für eine TV-Dokumentation porträtiert

„Katze“ rufen die Mitspieler ihren „alten Hasen“ im Tor. Er freut sich auf Berlin, hat auch die Dreharbeiten für den Fernsehbeitrag genossen, kurz vor Weihnachten in der Polizeisporthalle: „Das war Spaß, kein Stress.“

Der Beitrag wird am Samstag erstmals ausgestrahlt, die Sportler schauen ihn gemeinsam in der Halle an. Später soll die Dokumentation in der Mediathek von Sky Sport News erscheinen. Die Turnados bedeuten Fetzner viel: „Unsere Leute sind meine Freunde.“

Wer schafft es, die Abwehr zu durchbrechen und den handlichen Lederball auf die dicke Matte am Siebenmeterkreis zu drücken? Das haben von der Seitenlinie aus Sebastian Tröndle und Eva Karpf im Blick. Beide gehören zum Trainerstab des Teams Germany. Insgesamt stellen die Durlacher Turnados für Berlin sieben Feldspieler und drei Trainer.

Für Tröndle ist die Teilnahme an den Weltspielen der Special Olympics „das Größte“. In Abu Dhabi vor vier Jahren war er schon aktiv dabei, 2015 in Los Angeles Zuschauer. Seit der Qualifikation zur Teilnahme 2023 ist die Spannung entfacht, und die Kurve flacht nicht mehr ab. „Es werden einmalige Spiele“, ist Sebastian Tröndle überzeugt.

Special Olympics werden jetzt endlich selbstverständlich als Sport gesehen und nicht mehr in die Mitleidskiste gesteckt.
Sebastian Tröndle, Nationaltrainer

Schon 2015 begeistert vom öffentlichen Interesse in den USA, sieht der Chef der Durlacher Turnados auch in Deutschland eine Entwicklung in diese Richtung. „Jetzt gibt es eine unglaubliche mediale Präsenz“, stellt er fest. „Special Olympics werden jetzt endlich selbstverständlich als Sport gesehen und nicht mehr in die Mitleidskiste gesteckt.“

Ein wachsendes Bewusstsein dafür, „dass es Menschen mit Handicap gibt, dass sie ganz normale Menschen sind und genauso viel können wie Menschen ohne Handicap“, das verspricht sich Tröndle von den Weltspielen in Berlin. „Ich brauche keine Kategorien.“

Mitbegründer der Turnados, gelegentlich Trainer oder Mitspieler und seit bald drei Jahren Präsident der Special Olympics Baden-Württemberg ist Mathias Tröndle. Das Training der bunt gemischten Mannschaft verfolgt der Vater von Sebastian Tröndle auch am Samstag sachkundig. Als Funktionär erhofft er sich von den Weltspielen in Berlin doppelte Weiterentwicklung.

Über das Sportliche hinaus setzt Tröndle senior auf einen gesellschaftlichen Impuls. „Wir wollen, dass sich immer mehr Menschen für inklusiven Sport begeistern“, sagt er, „und dass sie einfach loslegen, statt sich erst Hürden zu überlegen.“

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