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50 Jahre verdeckt

Teilabriss der Schloss-Schule in Karlsruhe-Durlach sorgt für Durchblick auf die Karlsburg

Noch lange nach Kriegsende waren Wohnungsnot und Platzmangel groß in Karlsruhe-Durlach. Die alte Karlsburg taugte aus diesem Blickwinkel wenig. Man riss einen Flügel ab und zog die Schloss-Schule hoch. Erst jetzt rückt der Abriss des ersten von drei Schulpavillons das Schmuckstück wieder besser ins Licht.

16.11.2020 Abrissarbeiten an der Schloss-Schule in Durlach schaffen Platz für einen Anbau für Ganztagsbetrieb und Mensa und eröffnen nach rund 50 Jahren wieder den Durchblick von der Marstallstraße auf die historische Karlsburg
Fester Biss: Der Abriss des ersten Betonpavillons an der Schloss-Schule in Durlach schafft Platz für einen Anbau für Ganztagsbetrieb und Mensa. Am Ende wird der Durchblick von der Marstallstraße auf die historische Karlsburg weit besser möglich sein. Foto: Jörg Donecker

Jeder Baggerbiss in den alten Betonpavillon auf Stelzen an der Durlacher Marstallstraße macht etwas mehr den Blick frei auf die Karlsburg. Das große alte Schlossgebäude gibt der Schule an ihrem Fuß den Namen. Seit der Nachkriegszeit bedrängt schnöde Alltagsarchitektur das historische Machtzentrum der „Mutter Karlsruhes“.

Auch die geplante Schulerweiterung rückt dem Prachtbau künftig auf die Pelle, jedoch nur im Bereich des aktuell bröckelnden Pavillons. Von der Marstallstraße aus wird die Fassade der Karlsburg hingegen in weiten Teilen unverstellt bleiben.

Debatte um Neubau oder Rekonstruktion

Vor der Entscheidung für das architektonische Konzept, das jetzt realisiert wird, hatte es um den Entwurf erhitzte Debatten gegeben. Der „Verein Stadtbild Deutschland“ hatte sogar eine Rekonstruktion des verlorenen Flügels, des sogenannten „Dienerbaus“, gefordert.

Jetzt verschwindet der erste der drei Pavillons neben dem früheren markgräflichen Schloss, dessen ältester Flügel aus dem 16. Jahrhundert stammt. Letztlich werden alle drei Pavillongebäude der Schloss-Schule abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Dadurch bekommt die Grundschule mehr Fläche, auch für ihren Ganztagsbereich, und eine Mensa. Das Hauptgebäude wird modernisiert. Das wird mehr als 24 Millionen Euro kosten.

Grund der umfangreichen Bauarbeiten, die sich über mehrere Jahre erstrecken werden, ist die Entscheidung der Stadt, die Schule deutlich zu erweitern und das alte Hauptgebäude erheblich umzugestalten. So soll ausreichend Raum für das weiterentwickelte pädagogische Konzept geschaffen werden.

Der Umbau beansprucht bereits seit den Sommerferien viel Platz. Seit August ist die Prinzessenstraße vor dem Finanzamt Karlsruhe-Durlach für motorisierten Verkehr dicht. Fußgänger und Radfahrer hingegen können passieren. Ein Fußgängersteg führt über die Grünfläche vor dem Finanzamt. Radfahrern steht in beide Richtungen der eigentliche Gehweg zur Verfügung.

Provisorien bis Sommer 2024

Klar war, dass die auf drei Jahre veranschlagte Runderneuerung der Grundschule mit dem Abriss eines Pavillons beginnt. Auch ein Teil des dreistöckigen Hauptgebäudes der Schule an der Ecke von Marstall- und Prinzessenstraße wird abgerissen. Auf dem gewonnenen Platz im historisch beengten Umfeld soll dann die „neue“ Schloss-Schule Gestalt annehmen.

Bis Dezember 2023, so die Planung, soll der neue Flügel zwischen Marstallstraße und Karlsburg mit Mensa und Ganztagsbereich stehen. Von Januar bis August 2024 verschwinden die beiden anderen Pavillons. Sie werden so lange übergangsweise genutzt, ergänzt um provisorische Schulräume zwischen den Stelzen im Erdgeschoss.

Eine Sorge der Eltern ist, ob der Zeitplan eingehalten wird. Die Rückbauarbeiten an der Schloss-Schule starteten dabei früher als geplant mit dem Rückbau der Schülerküche, des Physiksaals und eines weiteren Raums.

Nach dem Ersten Weltkrie­g gehörte Durlach laut Versailler Vertrag zur entmi­li­ta­ri­sier­ten Zone. Die Karlsburg stand leer. 1921 mietete die Stadt Durlach die Karlsburg vom Staat. 1922 zog die Karls­schule, heute Schloss­-Schu­le, in das Gebäude. Dort blieb sie auch über den Zweiten Weltkrie­g hinaus.

Kleiner Brand mit großen Folgen

In einem Schulraum im kleineren zweiten Westflügel der Karlsburg entzündete sich 1960 ein kleiner Schmor­brand. Mit großen Folgen: Daraufhin wurden die baulichen Zustände für unhaltbar erklärt.

1964 hatte die Stadt Karlsruhe die Karlsburg gekauft. Danach ließ sie den maroden Westflügel prompt abreißen. Die heutige Schloss-Schule wurde gebaut. Auch die bis heute stehenden Teile der Karlsburg, der ältere Prinzessinnenbau und der barocke Kavaliersbau, sollten abgerissen werden. Das geschah jedoch nicht, das Ensemble wurde ab 1973 umfassend restau­riert und steht unter Denkmalschutz.

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