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Kommunionskinder feiern in der Südstadt

Weißer Sonntag in Karlsruhe trotz Corona: Der Festtag findet in aufgeteilter Runde statt

Am Weißen Sonntag gehen in der Südstadt Kinder in drei Gottesdiensten hintereinander in Gruppen erstmals zur Kommunion. In anderen Karlsruher Kirchengemeinden müssen die Familien noch warten.

11.4.2021 Weißer Sonntag Erstkommunion in der Kirche Unserer Lieben Frau in der Karlsruher Südstadt/Augartenstraße mit Dekan Hubert Streckert, Gemeindereferentin Nicolet Alef nach dem ersten von drei Gottesdiensten hintereinander mit kleinen Runden, Abstandsregel und Maske aus Rücksicht auf die Pandemie
Festlich: Am Weißen Sonntag stehen Erstkommunionkinder vor der Kirche Unserer Lieben Frau in der Südstadt mit Dekan Hubert Streckert, Gemeindereferentin Nicolet Alef und Ministranten. Foto: Peter Sandbiller

Bei Familie Bertsch in der Dammerstocksiedlung stehen Brettspiele wie „Hase und Igel“ hoch im Kurs. In den Monaten des zweiten Lockdowns wegen Corona sind Spielrunden am Familientisch noch häufiger. Verabredungen, Einladungen, Treffen mit Freunden fallen ja weg.

Auch die Gruppenstunden zur Vorbereitung der neunjährigen Tochter Annabelle auf ihre Erstkommunion sind gestrichen. Der festliche Anlass immerhin kommt, für Annabelle und viele Gleichaltrige allerdings erst Wochen nach dem Weißen Sonntag und meist wohl in reduzierter Runde.

Mehr als 275 Kinder gehen 2021 in der Stadt zur Erstkommunion, so Tobias Tiltscher vom Dekanat Karlsruhe. 76 Kinder sind es in der Seelsorgeeinheit Allerheiligen, 62 in der Seelsorgeeinheit Durlach-Bergdörfer, je 41 in Nordost St. Raphael und Südwest.

54 Mädchen und Jungen schließlich bereiten sich zugleich mit Annabelle Bertsch in der Seelsorgeeinheit Alb-Südwest St. Nikolaus auf die Erstkommunion vor. Die Zahl der Neureuter Erstkommunionkinder in der Seelsorgeeinheit Karlsruhe-Hardt kann Tiltscher nicht nennen, dort liefen noch die Planungen.

Gemeinschaftsgefühl der Karlsruher Kindern leidet

Der Weiße Sonntag ist nicht mehr das einzige Datum, an dem Katholiken in Karlsruhe Erstkommunion feiern. Doch weiter legen sie dabei großen Wert auf Gemeinschaft. Auf das Sakrament der Eucharistie werden Kinder ab der dritten Klasse in Gruppenstunden ab Oktober vorbereitet.

Den Kindern des aktuellen Jahrgangs ist dieses Gemeinschaftsgefühl entgangen. Es gab einzelne Erklärgottesdienste, „Schatzsucher“-Gottesdienste und Familienbesuche. Aber letztlich bereiten auf die Erstkommunion 2021 vor allem Mütter und Väter die Kinder vor.

Ich möchte unbedingt auch eine feierliche Stimmung wecken.
Stefanie Bertsch, Mutter eines Erstkommunionkindes

Das ist trotz extra ausgearbeiteter Materialien für daheim nicht einfach in Zeiten von Homeschooling, weiß Gemeindereferentin Verena Bamberger von der Seelsorgeeinheit St. Nikolaus. Stefanie Bertsch will Annabelle nicht vermitteln, nun folge schlicht eine weitere Schulstunde.

Lieber lässt sie beiläufig einfließen, was ein Erstkommunionkind aus der Bibel oder dem kirchlichen Leben wissen soll. Außerdem sitzen Mutter und Tochter gemeinsam vor dem Computer bei den Video-Familiengottesdiensten mit Priester Hans-Jörg Krieg.

„Ich möchte unbedingt auch eine feierliche Stimmung wecken“, betont Stefanie Bertsch. „Die Kerzen, das Kleid, die Karten habe ich jetzt halt online bestellt.“

Sonnige Bilder in der Südstadt

„Bei der Kommunion geht es ja gerade um Gemeinschaft, mit Gott, mit Christus, aber auch mit der Gemeinde“, erklärt der katholische Dekan Hubert Streckert. Die Erstkommunion sei das erste große Fest für die Acht- und Neunjährigen.

Das sei nicht aufgehoben, „aber viele Familien feiern das nicht jetzt, sondern später mit Großeltern und anderen Verwandten.“ Auch mit Hygienevorgaben nutzt der Dekan in den Gottesdiensten jede Chance, Kinder zu beteiligen. In kleiner Runde die Erstkommunion zu begehen, könne auch eine innige Stimmung schaffen. „Die Hauptsache ist, dass die Hauptsache die Hauptsache bleibt“, findet Streckert.

In der Kirche Unserer Lieben Frau in der Südstadt, Teil der Seelsorgeeinheit Allerheiligen, gehen am Weißen Sonntag 2021 tatsächlich in drei Gottesdiensten hintereinander 23 Kinder erstmals zur Kommunion. Die Gemeindereferentin Nicolet Alef hat die Zeremonie mit den Mädchen und Jungen in drei Gruppen geprobt und die Aufstellung zu siebt und zu acht einstudiert.

Dreimal spielen und singen die ehrenamtlichen Musiker der „Schatzsucher“-Band für die jeweils versammelte kleine Schar, dreimal tragen Kinder ihre Kommunionkerzen feierlich aus der Kirche an der Augartenstraße. Der Dekan nimmt sich extra Zeit vor dem Kirchenportal, und fürs gemeinsame Erinnerungsfoto stellen sich alle wenigstens einmal ohne Maske, aber auf Abstand in die Frühlingssonne.

Viele Familien müssen noch lange warten

In vielen anderen Karlsruher Kirchengemeinden warten die Familien noch auf den großen Tag. Auch weil Maßnahmen gegen die Pandemie immer wieder die Vorbereitung einschränkten, entschieden Verantwortliche gemeinsam mit den Familien, die Termine zu verschieben.

Im Osten der Stadt etwa wird die Erstkommunion erst Mitte Mai in Durlach, Aue und Grötzingen gefeiert, am 19. Juni in Hohenwettersbach sowie am zweiten Juliwochenende in Stupferich.

Stefanie und Markus Bertsch erleben alles ganz anders als vor drei Jahren beim Sohn Benjamin. Die Mutter erinnert sich an den Jahresbeginn: „Wir hatten just Post mit ganz vielen Fragezeichen verschickt, um wenigstens das Datum anzuzeigen, da kam die Entscheidung, dass unsere Kirchengemeinde die Erstkommunion von April auf Juni verschiebt.“

Die Änderung war leicht nachzureichen, aber das Kernproblem bleibt: „Es ist eben alles unter Vorbehalt.“

Im Juni gut und coronagerecht im Freien feiern zu können, hofft St. Nikolaus-Gemeindereferentin Verena Bamberger. Zum Weißen Sonntag hat sie sich für Annabelle und alle anderen Kinder der Vorbereitungsgruppe etwas Einmaliges ausgedacht und pünktlich zugeschickt: 55 gedruckte „Freundschaftshefte“ mit einem „Steckbrief“ von Jesus und jedem Erstkommunionkind.

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