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Erster Act auf Hauptbühne

„Fest“ Karlsruhe: Auftakt mit Alyona Alyona aus der Ukraine ist ein mehrfaches Signal

Erstmals wird das Hauptbühnen-Programm beim „Fest“ mit Rap und Hip-Hop eröffnet. Doch der Auftritt von Alyona Alyona ist auch darüber hinaus ein Signal.

Das ukrainische Rap-Duo Alyona Alyona steht bei der Eröffnung des Reeperbahn-Festivals auf der Bühne. Beim Reeperbahn-Festival handelt es sich um ein großes Clubfestival rund um die Hamburger Reeperbahn mit Konzerten, Bildender Kunst, Film und Literatur, Nachwuchsförderung und einer Fachkonferenz der Musik- und Digitalwirtschaft. +++ dpa-Bildfunk +++
Die ukrainische Rapperin Alyona Alyona (links), hier bei einem Auftritt beim Reeperbahn-Festival in Hamburg, eröffnet am Donnerstag das Hauptbühnen-Programm beim „Fest“. Foto: Axel Heimken picture alliance/dpa

Eigentlich ist sie Kindergärtnerin. Doch in ihrem Ausbildungsjob arbeitet Aljona Olehiwna Sawranenko schon seit längerem nicht mehr. 2018 gelang der Ukrainerin mit dem Rap-Titel „Ribki“ (übersetzt „kleine Fische“) ein großer Erfolg. Seitdem hat sie unter dem Künstlerinnennamen Aloyna Alyona dazu beigetraten, ukrainischen Hip-Hop auf der internationalen Musik-Landkarte zu verankern.

Eröffnung beim „Fest“ zeigt Bedeutung von Rap auf der Hauptbühne

Nun wird sie beim „Fest“ in Karlsruhe zu erleben sein. Alyona Alyona wird am Donnerstag um 17.30 Uhr das Programm auf der Hauptbühne eröffnen. Das ist in mehrfacher Hinsicht ein Signal. Es zeigt die auch im Hauptbühnen-Programm gewachsene Bedeutung von Hip-Hop.

In den vergangenen Jahren waren Hip-Hop-Größen wie Marteria oder Sido bereits als Top-Acts geladen gewesen. In diesem Jahr stehen am Freitag und am Samstag jeweils zur „prime time“ ab 21 Uhr ebenfalls Vertreter dieses Genres auf der Bühne: Am Freitag Caspar und am Samstag Alligatoah.

Weibliche Stimmen im Hip-Hop sind aber immer noch vergleichsweise selten, ebenso wie in der Rock- und Popmusik allgemein. Auch hier ist der Auftritt von Alyona Alyona auf der Hauptbühne ein Signal.

„Fest“-Auftritt von Alyona Alyona hat auch politische Dimension

Und nicht zuletzt hat der Auftritt der 32-jährigen Künstlerin natürlich eine politische Dimension. Denn aufgrund des Angriffskrieges auf ihr Heimatland betrachtet sich Alyona Alyona mittlerweile nicht nur als Musikerin, sondern auch als „Informations-Soldatin“. Mit der Reichweite ihrer Social-Media-Kanäle will sie gegen Propaganda angehen und Hoffnung verbreiten.

Auch mit ihren Auftritten engagiert sich die Rapperin. „Musik ist sehr wichtig während des Krieges“, erklärte sie in einem Mail-Interview mit unserer Redaktion, als sie im März 2023 erstmals in Karlsruhe gastierte – damals im Kulturzentrum Tollhaus. „Musiker sind auch Soldaten, doch statt Waffen haben sie ein Mikrofon, und das ist ihre Gelegenheit, sich bei Ländern für deren Hilfe zu bedanken, bei allen Ländern um mehr Hilfe zu bitten und dem Publikum Hoffnung zu geben.“

Für Rap habe sie sich wegen der Sounds und der Samples begeistert. „Und ich wollte allen zeigen, dass es auch cool sein kann, wenn ein Mädchen rappt. Besonders in meinem Land, in dem es überhaupt keinen weiblichen Rap gab.“

Stilistisch sind ihre Live-Auftritte gewissermaßen „old school“: Alyona Alyona fährt keine große Show auf, sondern teilt sich die Bühne mit einer Rap-Partnerin. Einander werfen sie sich die rasanten rhythmischen Textzeilen zu, für den Sound und die Beats sorgt ein DJ im Hintergrund.

Dass sie auch anders kann, bewies sie bei einer Kooperation mit dem WDR Funkhausorchester. Mit Orchesterbegleitung bot sie für einen YouTube-Clip eine intensive Interpretation eines Songs, dessen Titel übersetzt bedeutet „Wenn die Jungen beerdigt werden“.

Der Auftritt von Alyona Alyona zur „Fest“-Eröffung sei für das Team „eine Herzenssache“, erklärt Markus Wiersch von der verantwortlichen Karlsruhe Marketing und Event GmbH (KME). Beim „Fest“ soll die Lage im Kriegsgebiet aber nicht nur zur Eröffnung Thema sein. Eingeladen wurden auch Vertreter des Atlas Festivals in Kiew.

Die Kontakte bestehen schon länger, sagt Holger Schmidt, der die Hauptbühnen-Bands beim „Fest“ bucht. Denn sowohl „Das Fest“ als auch das Atlas Open Air sind über das Festival-Netzwerk „Take a Stand“ verbunden.

„Fest“-Besucher können für Ukraine spenden

Im vergangenen Jahr kamen beim „Fest“ über gespendete Pfandmarken mehr als 20.000 Euro zusammen. Beim diesjährigen „Fest“ können Besucher spenden, indem sie ihre Pfandbecher in speziell dafür aufgestellte gelbe Tonnen werfen, so KME-Geschäftsführer Martin Wacker.

Für Informationen über die Situation in der Ukraine ist ein Stand des Atlas Festivals auf dem kostenfrei zugänglichen Teil des „Fest“-Geländes angekündigt. Hier können „Fest“-Besucher ins Gespräch kommen mit Vertreterinnen des Kiewer Festivals, das aufgrund des Krieges nicht stattfinden kann.

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