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Auflösung Teil 20

„Erkennen Sie Karlsruhe?“: Karlsruher berichten von ihren Erinnerungen an die Oberausbrücke in Grötzingen

Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer und sehr schöne Anekdoten: Die Serie „Erkennen Sie Karlsruhe?“ fragte nach der Oberausbrücke. Dabei gab es auch eine Erinnerung an eine Hanfplantage.

Die Grötzinger Oberausbrücke
Ob Radunfälle, Hochzeitsfotos oder gar Hanfplantagen in unmittelbarer Nähe: Die Oberausbrücke weckt bei unseren BNN-Lesern Erinnerungen. Foto: Rake Hora

Ja, es war wirklich eine harte Nuss. Viele Karlsruher kommen eher selten in diesen Stadtteil weit draußen vor der Stadt. Und das trotz unseres Tipps, dass die gesuchte Brücke von der alten Postkarte von 1958, zur Verfügung gestellt vom Stadtarchiv Karlsruhe, noch steht, und zwar in einem der östlichen Stadtteile.

Es ist nicht die Pfinzbrücke in Grötzingen oder eine der Brücken in Rüppurr oder Durlach, wie einige vermuteten, es ist die Oberausbrücke in Grötzingen.

Sie wurde erbaut, nachdem die alte provisorische Holzbrücke im Jahre 1952 entfernt war.
Harald Schwer
Heimatfreunde Grötzingen

Harald Schwer von den Heimatfreunden Grötzingen weiß Bescheid: „Sie wurde erbaut, nachdem die alte provisorische Holzbrücke im Jahre 1952 entfernt war.“

M. F. Gamer kann die Angaben noch ergänzen: „Die Vorgängerbrücke – eine dreibögige Steinbrücke aus dem 19. Jahrhundert – wurde noch im April 1945 gesprengt, um ein Vorrücken der alliierten Truppen im Raum Karlsruhe zu verhindern.“

Bis zum Neubau der Straßenbrücke habe man sich mit einer hölzernen Notbrücke behelfen müssen, erklärt er weiter. „Nach den Plänen des Grötzinger Ortsbaumeisters Rudolf Mehrländer wurde diese dann 1952 durch eine bis heute bestehende, einbögige Stahlbetonbrücke (eben keine Steinbrücke) ersetzt“.

Weitere Details kommen von Gabriele Siegrist: „Die Oberausbrücke fiel 1824 dem Hochwasser der Pfinz zum Opfer, wurde aufgebaut, und im April 1945 wurde sie beim Näherrücken der Alliierten 1945 gesprengt.

1953 wurde sie wieder aufgebaut. Johannes Nepomuk schmückt diese Brücke und gilt als Brückenheiliger zum Schutz der Brücke.“

Steinbrücke in Grötzingen war einst aus Holz

Brückenheiliger deswegen, weil der böhmische Märtyrer 1393 von der Prager Karlsbrücke in die Moldau gestürzt wurde.

Und Egon Siegrist hat in einem alten Buch sogar das gesuchte Motiv wiederentdeckt, und zwar im „Heimatbuch Grötzingen“ von Wilhelm Mössinger von 1963: „Der Neubau war erforderlich geworden, da die nach der im April 1945 gesprengten alten Oberausbrücke aus Holz erstellte Notbrücke den Belastungen nicht mehr gewachsen war. Später wurde auf der neuen Oberausbrücke eine Figur des heiligen Nepomuk aufgestellt.“

Cornelia Hemberle aus der Oberausstraße erinnert sich an ihre Kindheit auf der Brücke: „Bei vielen Schnitzeljagden ist es eine beliebte Rätselaufgabe gewesen, die Sprüche, die in der Brücke eingemeißelt sind, zu finden.“ Sie lauten: „An jedem Ort, wohin du gehst, nimm deinen Maßstab mit, zum Tanz, zum Schmaus, zum Spiel, und fügts sich, dass du stille stehst, dann frage, war’s zu viel?“

Der zweite Teil lautet: „Alles ist Übergang zur Heimat hin.“ Gern erinnert sie sich an die standesamtliche Hochzeit ihres Sohnes zurück, wo sie ein Foto mit allen Gästen auf der Brücke gemacht haben: „Im Sommer erfreuen wir uns immer an den schönen Blumen, die die Gemeinde an der Brücke anbringt.“

Alte Postkarte mit Steinbrücke
Diese Steinbrücke steht im Karlsruher Stadtteil Grötzingen und wurde nach einem Bombenangriff 1945 wieder erbaut. Foto: M. Mehrländer/Stadtarchiv Karlsruhe

Auch Joachim Lacker hat als Kind dort gespielt: „Ich wohnte beim Bau in der Nähe, und meine Schwester und ich durften während der Bauarbeiten nicht hingehen. Umso schöner war das Gefühl, nach Fertigstellung Bälle in die Pfinz zu werfen und zuzuschauen, wie sie bis zum Wehr schwammen. Sehr zum Ärger unserer Eltern.“

Der Ur-Grötzinger Gert Diefenbacher erzählt: „Meine Oma väterlicherseits hatte Verwandtschaft in der Siedlung, so nannte man früher das Wohngebiet beim Wiesenäcker- und Brückenäcker Weg. Ich erinnere mich, dass sie mich manchmal dorthin mitnahm und dann sagte: ‚Mir gehn do obe raus in d’Siedlung zu de Dande Lehne‘. Was so viel heißt wie: Wir gehen über die Oberausbrücke hinüber zu der Siedlung und besuchen deine Tante Helene.“

Und Claudia Bendlin weiß noch: „An der Oberausbrücke habe ich meine ersten Fahrradversuche gemacht – und auch meinen ersten heftigen Fahrradsturz erlebt, weil ich mit meinem neuen Fahrrad zu schnell über die Brücke kam und dann ungebremst auf das Geländer bei der Firma Bär aufgefahren bin.“

Und – wie schön: Sie schickte noch ein Foto, das sie 1956 als stolzes Mädchen mit kurzen Haaren, Kniestrümpfen, Rock und Strickjacke zeigt, wie sie gerade auf die Brücke einbiegt.

Eine Erinnerung etwas anderer Art hat Ulrich Schadt, ehemals evangelischer Pfarrer in Grötzingen: „Vor etwa 15 Jahren war unter dem Edeka im Keller eine Hanfplantage. Die Betreiber holten das Wasser aus der Pfinz, beziehungsweise aus einem Hydranten.“

Und er staunte über die Nepomuk-Statue in einer evangelischen Gemeinde: „Der letzte Bürgermeister und erste Ortsvorsteher Schweitzer hat den Brückenheiligen gestiftet. Seine Frau kam aus dem Sudetenland. So hat man mir das erzählt.“

Das sind die Gewinner

Gewonnen haben: Walter Beier gewinnt die DVD-Edition „Zurückgespult“; Elke Schübel gewinnt das Buch „75 Schlagzeilen aus 75 Jahren“; Roswitha Bürklin gewinnt die BNN-Wandertipps „Zwischen Geschichte und Natur“.

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