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Kröten kommen nur in Ecuador vor

„Kleine Juwelen des Zoos“: Hochbedrohte Amphibienart im Karlsruher Zoo nachgezüchtet

Karlsruhe gelingt mit Jungtieren der Rio-Pescado-Stummelfußkröte großer Erfolg im Artenschutz. Die Tiere galten sogar bereits als ausgestorben.

Stummelfußkröte
Diese Exemplare der Stummelfußkröte leben im Karlsruher Zoo. Die Tiere zählen zu den 100 am stärksten bedrohten Tierarten der Welt. Foto: Joshua Förg/Zoo Karlsruhe

Es sind nur drei Jungtiere und sie sind winzig. Dennoch schlägt die Nachricht aus dem Karlsruher Zoo in der Fachwelt ein: Als erstem Zoo in Europa ist den Artenschützern aus Karlsruhe die Nachzucht der Rio-Pescado-Stummelfußkröte (Atelopus balios) gelungen, eine der am stärksten bedrohten Amphibienarten der Welt.

Das geht aus einer Presseerklärung de Stadt Karlsruhe hervor. Aktuell messen die Jungtiere demnach nur etwa fünf Millimeter, ausgewachsen werden die in der Natur ausschließlich im Südwesten Ecuadors vorkommenden Tiere gerade einmal drei bis vier Zentimeter groß.

Art galt bereits als ausgestorben

Die Stummelfußkröte wird auf der Roten Liste nicht nur als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft, sie galt bereits als ausgestorben, bis einzelne Tiere im Jahr 2010 wiederentdeckt wurden. Heute findet sie sich auf der Liste der 100 am stärksten bedrohten Arten der Welt wieder.

In Ecuador ist es in einem Artenschutz-Zentrum in Menschenobhut bereits mehrfach gelungen, die Stummelfußkröten nachzuzüchten. Mitte des Jahres waren es dort genügend Nachkommen, sodass Tiere für weitere Back-up-Populationen zur Verfügung gestellt werden können.

Karlsruher Zoo hat eine Vorreiterrolle

Im Juni wurden sie nach Karlsruhe importiert, der damit als erster Zoo in Europa diese Art erhielt. Zoos, Forschungseinrichtungen und viele engagierte Privathalter bündelten ihre Kräfte, um gesunde Reservepopulationen in Menschenobhut durch gezielte Zucht aufzubauen, erklärt die Mitteilung weiter.

Gestartet wurde das Projekt bereits 2018 unter anderem vom Verband der Zoologischen Gärten (VdZ), dem auch der Zoo Karlsruhe angehört.

Die ganze Gattung steht wie keine andere für das weltweite Amphibiensterben.
Lukas Reese
Zootierarzt

Zootierarzt Lukas Reese, der auch Kurator für Amphibien und Reptilien im Zoo Karlsruhe ist, erläuterte laut der Mitteilung der Stadt bereits bei der Ankunft der Tiere: „Die ganze Gattung der Stummelfußkröten steht wie keine andere für das weltweite Amphibiensterben.“

Sie leide nicht nur unter der Vernichtung der Lebensräume, sondern auch unter einem aggressiven Hautpilz, dem Chytridpilz, der sich mittlerweile weltweit verbreitet habe. „Dieser setzt den Stummelfußkröten wie kaum einer anderen Amphibiengattung zu. Niemand weiß, ob diese Tiere in zehn Jahren überhaupt noch in der Natur vorkommen“, so Reese weiter.

Der Zoo Karlsruhe übernahm die Quarantäne der farbenprächtigen Amphibien, bevor diese an verschiedene Zoos und Privathalter weitergegeben wurden. In Karlsruhe verblieben aber auch einige Tiere. „Die Aufzucht der Tiere ist nicht einfach. Wasserwerte und Futter müssen für die Entwicklung der Tiere stimmen“, erklärt Reese. Auch bei den im Projekt beteiligten Privathaltern gab es demnach bereits erste Nachzuchterfolge.

Die Rio-Pescado-Stummelfußkröten sind sozusagen die kleinen Juwelen unseres Zoos.
Matthias Reinschmidt
Zoodirektor

Die Schwierigkeiten bei der Aufzucht enden jedoch nicht mit der Verwandlung von Quappe zu Frosch. „Wenn die Tiere das erste Mal an Land kommen, benötigen sie so kleines Futter, dass wir dafür extra Milben züchten müssen“, so Zoodirektor Matthias Reinschmidt.

Bei allen Schwierigkeiten sei es dennoch eines der wichtigsten Projekte in der Erhaltungszucht vom Aussterben bedrohter Arten. „Die Rio-Pescado-Stummelfußkröten sind sozusagen die kleinen Juwelen unseres Zoos, der sich voll und ganz dem Artenschutz verschrieben hat“, betont Reinschmidt.

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