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Unterschiede werden kleiner

Kugelpreise in Karlsruher Eisdielen nähern sich der Zwei-Euro-Marke

Die Preisspanne in den Karlsruher Eisdielen wird im Jahr 2023 kleiner. Die meisten bewegen sich zwischen 1,50 und 1,80 Euro pro Kugel, egal ob in der City oder den Stadtteilen.

Michele Nasti von Eis Casal in Karlsruhe greift mit dem Portionierer in die Eistheke
Eis Casal um Juniorchef Michele Nasti hat den Zuckeranteil im Eis nach eigenen Angaben um rund 30 Prozent reduziert. Foto: Jörg Donecker

Die Karlsruher Eisdielen nähern sich zum Start in die neue Saison der Zwei-Euro-Marke. Die Preisunterschiede sind im Vergleich zum Vorjahr geringer geworden, zeigen Stichproben dieser Redaktion. Wer 2022 auf höhere Material- und Energiekosten reagiert hat, zögert nun mit weiteren Sprüngen. Andere ziehen dafür nach.

So wie Annamaria Antoniol. Seit 14 Jahren steht sie im Eiscafé Cortina am Karlsruher Marktplatz als Chefin hinter der Theke. Während der vergangenen Saison wollte sie an den 1,50 Euro pro Kugel nichts ändern. Im Winter habe aber auch sie neu kalkulieren müssen. Herausgekommen ist ein Preis, der sich in der City häufig findet: 1,80 Euro.

Viele Eisdielen in der Karlsruher Innenstadt verlangen 1,80 Euro pro Kugel

Auf dasselbe Ergebnis ist in der Nachbarschaft Tim Schaber in der Eismanufaktur Claus gekommen – allerdings zwölf Monate früher. Zu Beginn der Saison 2022 waren im Claus die Kugel-Preise gestiegen. Jetzt bleibt es erst einmal dabei, auch wenn der Geschäftsführer durchaus mit sich ringt. „Eigentlich müssten wieder erhöhen“, sagt er. „Allein zwischen Oktober und heute sind die Warenkosten um 80 Prozent gestiegen. Der Einkauf ist krass.“

Für einen Mittelweg hatte sich im Vorjahr Eis Casal nahe dem Europaplatz entschieden. Das traditionsreiche Eiscafé war wie das Cortina mit 1,50 Euro in die Saison gestartet, hat den Preis aber im Lauf des Sommers bereits auf 1,80 Euro erhöht. Dabei bleibt es nun – mit einer Ausnahme. Pistazieneis kostet zwei Euro. „Wegen der besonders teuren Rohstoffe“, erklärt Juniorchef Michele Nasti.

Unterschiedliche Preise für Standard- und „Premium“-Sorten beim Eis

Auf eine Strategie mit unterschiedlichen Preisen je nach Sorte setzen auch andere Eisdielen in Karlsruhe, etwa das Eiscafé Europa auf der Kaiserstraße zwischen dem Schöpf-Bau und der Kleinen Kirche. Dort verkauft man „Premium-Sorten“ für zwei Euro, alle anderen für 1,50.

Wir haben im vergangenen Jahr 30 Cent drauflegen müssen.
Alessio Catalanotto, Eiscafé Florenz

Günstiger kommen eishungrige Kunden in der City zumindest in der Stichprobe ohne Anspruch auf Vollständigkeit nicht an eine Kugel. 1,50 Euro bezahlen sie auch in der kleinen Eisdiele „Picco Lino“ im Eingangsbereich des Musikhauses Schlaile – und an den beiden Eistheken des Eiscafés Florenz im Erd- und Obergeschoss des Ettlinger Tor Centers. „Wir haben im vergangenen Jahr 30 Cent drauflegen müssen“, erklärt dort Alessio Catalanotto.

Eisdiele in Dammerstock an der Alb wegen Wasserschaden geschlossen

Mit Eis-Schnäppchen locken auch die Gelatieri in den Stadtteilen meist nicht mehr – wenn es sie denn derzeit gibt. Einige Eisdielen haben zugemacht, darunter temporär wegen eines Wasserschadens die am Albufer zwischen Dammerstock und Weiherfeld. Wo in Grünwinkel im Vorjahr der „Eis Opa“ war, ist nun Yasmins Eiscafé.

Die „Eis Oma“, ebenfalls in Grünwinkel, hatte ihre Preise im vergangenen August von 1,50 auf 1,80 Euro erhöht, Cassata in der Oststadt von 1,40 auf 1,70. Soviel kostet in diesem Jahr auch eine Kugel im Eiscafé Gargano am Mühlburger Fliederplatz. „Das ist schon ein Wort“, sagt Betreiberin Chiara. „Aber dafür sind wir bei den Kugeln großzügig.“

Eismacher setzen auf weniger Zucker und mehr vegane Sorten

Den Winter haben die Karlsruher Eismacherinnen und Eismacher aber nicht nur genutzt, um neu zu kalkulieren. Viele experimentierten in der Eisküche mit neuen Sorten und neuen Rezepten. „Wir haben den Zuckeranteil im Eis um 30 Prozent reduziert“, verrät Michele Nasti von Eis Casal. Zudem stiegen sowohl Nachfrage als auch Anteil veganer Eissorten.

Diesen Trend bestätigt Claus-Chef Tim Schaber. Er wolle niemandem auf die Füße treten, sagt er. „Aber es ist ja schon fast veraltet, überall Eier reinzuhauen.“ Durch Kokosmilch lasse sich zudem die klassische Kuhmilch ersetzen. Das Eis werde cremiger – „und es freut nicht nur Veganer, sondern auch laktoseintolerante Menschen“.

Ein kleines Geheimnis bleibt bei vielen, welche neuen Sorten bald im Portionierer landen werden. Aktuell ist die Auswahl überall noch eingeschränkt, man wartet auf wärmere Tage. „Gefragt sind Kombinationen aus verschiedenen Geschmäckern, gerne auch mit Marmorierung“, sagt Alessio Catalanotto vom Eiscafé Florenz.

Für die neuen Eis-Kreationen warten viele noch auf wärmere Tage

Schaber lässt durchblicken, dass man im Claus bei der gewohnten Linie bleiben werde: Ungewöhnliche Sorten nach dem Motto „was man gerne isst oder gerne trinkt, geht auch als Eis“. Von insgesamt 70 Sorten im Portfolio spricht er. Die Klassiker wie Vanille, Erdbeer und Stracciatella sind immer dabei, sonst wird durchgewechselt.

Richtig in die Karten gucken lässt sich auch Michele Nasti nicht. „Es wird etwas mit einer Originalrezeptur von Ferrero Nutella kommen“, verrät er. Und im Eiscafé Gargano versprechen Chiara und ihr Partner Fabrizio „etwas mit Popcorn, eine Sorte mit Apfelstrudel und eine exostische Fruchtmischung“. Wann die in der Theke landen? „Es muss einfach Frühling werden“, sagt Chiara und lacht.

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