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Medizinischer Leiter unterstützt Lockdown

Karlsruher Klinikum geht mit maximal 42 Intensivbetten in die zweite Corona-Welle

Im Karlsruher Klinikum stehen maximal 42 Intensivbetten mit Beatmungsgerät für schwerkranke Covid-19-Patienten bereit. Momentan sind nur zwei Betten belegt. Die Klinikumsleitung will deshalb in Karlsruhe und im Landkreis die Menschen beruhigen - setzt aber gleichzeitig auf einen befristeten Lockdown.

Die große Erweiterung:  Mit dem  Bettenhaus M gewinnt das Städtische Klinikum ganz neue Möglichkeiten. Es geht aber erst nach dem Corona-Winter im März 2021 in Betrieb.
Die große Erweiterung: Mit dem Bettenhaus M gewinnt das Städtische Klinikum ganz neue Möglichkeiten. Es geht aber erst nach dem Corona-Winter im März 2021 in Betrieb. Foto: Jörg Donecker

Mit verhaltenem Optimismus geht das Städtische Klinikum Karlsruhe in die zweite Corona-Welle. „Wir haben die ersten Welle im Frühjahr sehr gut gemeistert und sind jetzt gut vorbereitet“, sagt Bürgermeisterin Bettina Lisbach, die Chefin des Aufsichtsrats. Die Notfallpläne stehen. Die Maximalversorgung aller schwer Kranken, also besonders der Herzinfarkt- und Krebspatienten, sei auch bei einem sehr starken Anstieg der Covid-19-Fallzahlen garantiert, verspricht Michael Geißler, der neue Medizinische Geschäftsführer.

Niemand müsse auch aus Angst vor einer Corona-Ansteckung einen Krankenhausaufenthalt scheuen; denn in den neuen Containern im Hof der Notaufnahme würden die Corona-Patienten sofort in separate Abteilungen geschleust. Eine Übersterblichkeit der deutschen Bevölkerung wie im Frühjahr, auch aus Scheu Schwerkranker vor dem Gang ins Krankenhaus, „wollen wir auf keinen Fall mehr“.

Plädoyer für befristeten Lockdown

An katastrophalen Zuständen komme auch das Karlsruher Klinikum mit seinen Patienten aber nur vorbei, „wenn es jetzt gelingt, durch einen befristeten Lockdown die Pandemiewelle zu brechen“, betont Geißler. „Die Idee des Wellenbrechers ist sehr gut, die sehr starke Reduzierung der sozialen Kontakte ist geboten“, bekräftigt der Experte.

Mit den nun von der Politik angestrebten Einschnitten könne ein sonst bald exponentielles Wachstum der Corona-Infektionszahlen und damit ein Sprengen der Krankenhauskapazitäten verhindert werden. Von einer Verlängerung von Sperrzeiten oder vom Schließen der Grenzen hält der Infektiologe nichts, viel dagegen vom vorläufigen Aus für Partys.

Wir müssten die Maximalversorgung für die anderen Kranken wegen Covid-Patienten erst zurückschrauben, wenn diese 20 Prozent der Intensivbetten benötigen
Michael Geißler, Medizinischer Geschäftsführer des Städtischen Klinikums

Geißler sieht die momentane Corona-Infektionszahl mit noch unter 100 Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen in Karlsruhe und dem Landkreis nicht als Bedrohung der Maximalversorgung an. Erst wenn dieser Wert deutlich über 100 liege, werde es mittelfristig für die Krankenhausversorgung ernst.

Diese Schwelle ist allerdings im deutschlandweiten Durchschnitt bereits klar überschritten. In rund 15 Kreisen und Städten haben sogar Werte von über 200 bereits lokale Lockdowns ausgelöst. „Wir müssten die Maximalversorgung für die anderen Kranken wegen Covid-Patienten erst zurückschrauben, wenn diese 20 Prozent der Intensivbetten benötigen“, erklärt der Geschäftsführer. Geißler geht davon aus, dass dies durch einen befristeten Lockdown verhindert wird.

Besonders große Notfall-Kapazität

Katastrophale Zustände wie in Bergamo im Frühjahr, als dort die Krankenhäuser völlig überlastet waren, kann er sich für Karlsruhe nicht vorstellen. „Wir können die Behandlungskapzität für schwer erkrankte Covid-Patienten über fünf Stufen von derzeit vier Intensivbetten mit Beatmungsgeräten auf maximal 42 im Katastrophenfall ausbauen“, erklärt Geißler. Dazu seien noch weiter 60 Covid-Intensivbetten möglich.

Auch Markus Heming, der Kaufmännische Geschäftsführer, betont, „wir hoffen, dass wir nicht dahin kommen“. Überhaupt sei die Behandlungskapazität im Klinikum eher durch die Personaldecke als durch den Raummangel begrenzt.

Wird das Klinikum abgeriegelt?

Auch das Klinikum selbst verschärft die Maßnahmen für den Infektionsschutz: Ab Donnerstag, 29. Oktober, gilt wieder das Besucherverbot. Die Klinikleitung überlegt auch schon, ob man das Krankenhausgelände an den Stellen ohne Außenmauern demnächst mit einem Bauzaun abriegelt.

Aktuell werden 20 Covid-19-Patienten im Klinikum behandelt. Davon befinden sich 17 auf Normalstation. Drei werden intensivmedizinisch betreut, davon zwei beatmet. Insgesamt wurden seit Ende Februar bislang 139 Covid-Kranke stationär im Klinikum behandelt, rund 15 Prozent wurden beatmet. 23 Covid-Patienten starben.

Von den rund 5.000 Mitarbeitern des Klinikums befinden sich laut Geißler derzeit 25 Personen in Quarantäne, acht sind Corona positiv. Seit Beginn der Pandemie wurden insgesamt 41 Angestellte positiv getestet. „Davon haben sich 21 außerhalb angesteckt, 17 wurden im Haus infiziert und drei von Patienten“, berichtet er.

Mit großer Freude und gewaltigen Erwartungen steuert das Klinikum die Inbetriebnahme des achtstöckigen Bettenhauses M fristgerecht ab 25. März und bis Ende Juli 2021 an, berichtet Heming. Trotz Pandemie gebe es bei dem 194-Millionen-Euro-Großprojekt mit insgesamt 362 Betten „keine Verzögerungen“.

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