Skip to main content

Streik und Demo in der Innenstadt

Klimaschützer und Beschäftigte des öffentlichen Dienstes fordern in Karlsruhe gemeinsam Geld für Verkehrswende

Bis zu 2.500 Menschen haben auf dem Karlsruher Marktplatz und in der City erstmals gemeinsam demonstriert für bessere Entlohnung, Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr und konsequenten Klimaschutz.

03.03.2023 Gemeinsame Demonstration von verdi und Fridays for Future zum Klimastreik, Start auf dem Marktplatz
Gemeinsam im Streik: Gewerkschafter und Klimaschützer versammeln sich zur Demonstration von Verdi und Fridays for Future auf dem Marktplatz. Foto: Rake Hora

„Wir fahren zusammen“: Unter diesem Motto demonstrieren auf dem Karlsruher Marktplatz am Freitagmittag erstmals Menschen, die einem gemeinsamen Aufruf der Dienstleistungsgesellschaft Verdi und der Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“ gefolgt sind.

Für Kernforderungen, die eng miteinander verknüpft sind, stehen die Menschen zusammen auf dem zentralen Platz der Stadt. Es geht um eine Verkehrswende durch starken Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Es geht um Geld – für bessere Entlohnung und dringende Investitionen. Und es geht um konsequenten Klimaschutz.

Bis zu 2.500 Menschen demonstrieren gemeinsam für eine Verkehrswende

Die Polizei gibt in einer ersten Einschätzung die Zahl von rund 1.500 Teilnehmern an, die Veranstalter sprechen von rund 2.500 Teilnehmern. Alle Generationen sind vertreten, Eltern mit Kinderwagen ebenso wie Schülerinnen und Schüler oder die Gruppe „Omas und Opas gegen Rechts“.

Streikende aus dem Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) stellen einen beträchtlichen Teil der versammelten Menge. Die meisten Busse und Bahnen fahren während des gesamten Streiktages nicht.

Zusätzlich nehmen sich die Demonstrationsteilnehmer Raum zwischen Ettlinger Tor und Karlstor, Mühlburger Tor und der Kaiserstraße. Denn im Anschluss an die gut einstündige Kundgebung auf dem Marktplatz zieht der überwiegende Teil der Versammelten mit Bannern und vielen fantasievollen Schildern bis gegen 15 Uhr durch die Innenstadt.

Stark vertreten sind Beschäftigte städtischer Einrichtungen, besonders des Stadtjugendausschusses Karlsruhe. Erzieherinnen, die an der Weinbrennerschule tätig sind, stehen als Streikteilnehmerinnen vor dem Rathauseingang.

Pfiffig illustriert ist ihre gemeinsame Botschaft. Eine Frau trägt eine große Schar Kinderlein huckepack, ein einzelnes am Boden reckt die Arme und möchte auch dazu. „Ein Kind mehr geht noch?“, steht über der Zeichnung.

Beschäftigte des öffentlichen Dienstes sammeln sich um Verdi-Fahnen

Beschäftigte des öffentlichen Dienstes sammeln sich um Fahnen der Dienstleistungsgesellschaft Verdi, des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Eisenbahn- und Verkehrsgesellschaft (EVG).

Greenpeace-Mitglieder sind erkennbar an ihren grünen Jacken, der Fuß- und Radentscheid Karlsruhe präsentiert sich, jemand schwenkt die Fahne des BUND.

Wenn wir heute nicht handeln, ist es morgen zu spät.
Klaus Ehrmann, Demonstrationsteilnehmer

Klaus Ehrmann aus Durlach unterschreibt auf einer der ausgeteilten Protestpostkarten die Forderungen derer, die im Personennahverkehr beschäftigt sind. „Das geht uns alle an“, sagt der grauhaarige Radfahrer. „Wenn wir heute nicht handeln, ist es morgen zu spät.“

„Wir sind solidarisch, der Marktplatz ist voll“, ruft Carolin Moser von der Bewegung „Fridays for Future“ ins Mikrofon. Fünf Jahre nach dem Start der Bewegung habe die Politik die Zeichen immer noch nicht begriffen. „Aber politische Entscheidungen lassen sich ändern“, argumentiert sie. Als Beispiel nennt sie das 9-Euro-Ticket vom vergangenen Sommer.

Sprecherinnen und Sprecher wechseln sich ab, betonen das gemeinsame Ziel. In den öffentlichen Nahverkehr zu investieren, sei unumgänglich. Soziale Gerechtigkeit und Klimagerechtigkeit gehören zusammen, erklären sie. „Wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen“, ruft Isabel Limerov von Verdi. Applaus brandet auf.

„Klar, wir möchten alles haben, Verdoppelung des ÖPNV und 49-Euro-Ticket“, sagt Silke Gleitz, Betriebsratsvorsitzende bei den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK), und kritisiert dann scharf die bundesweite politische Linie: „Aber kosten darf das natürlich alles gar nichts.“

Wir sind nicht mehr attraktiv, das betrifft den gesamten öffentlichen Dienst.
Silke Gleitz, VBK-Betriebsratsvorsitzende

Überlastung und immer schlechtere Arbeitsbedingungen bei zu geringer Bezahlung seien aber ein Teufelskreis. „Immer mehr gehen, sie verlassen uns“, sagt Gleitz. „Wir sind nicht mehr attraktiv, das betrifft den gesamten öffentlichen Dienst.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang