Nach offiziellen Angaben handelt es sich um einen Mann aus Stutensee. Der Hintergrund seiner Drohung sei weiterhin unklar. Die Sperrung an den Gebäuden wurden mittlerweile aufgehoben.
„Mir fällt ein Stein vom Herzen, dass der mutmaßliche Anrufer so schnell ausfindig gemacht und festgenommen werden konnte“, sagte Landrat Christoph Schnaudigel. Dass die Polizei den Hinweis sehr ernstgenommen und die Gebäude sofort geräumt hatte, lobte der Landrat ausdrücklich.
In Zeiten, in denen sich Polizei-, Rettungs- und Verwaltungskräfte zusehends Aggressionen und Gewalt ausgesetzt sehen, gelte es, schnell zu handeln, um Schlimmeres zu verhindern. „Die Aufregung in der Belegschaft war riesengroß“, so Schnaudigel.
Am Dienstagmittag wurden sowohl das Landratsamt in Karlsruhe am Ettlinger Tor sowie die Zweigstellen in der Oststadt und in Bruchsal von der Polizei geräumt.
Gegen 11.20 Uhr sei ein „komischer Anruf“ eingegangen, berichtet eine Sprecherin der Polizei auf Anfrage. Vor den jeweiligen Gebäuden bezogen bewaffnete Polizeibeamte Stellung.
Das Areal des Landratsamtes am Ettlinger Tor war weiträumig abgesperrt. Vor dem Eingang des Landratsamt-Hochhauses standen schwer bewaffnete Polizisten in voller Schutzausrüstung.
Der Verkehr wurde am Ettlinger Tor umgeleitet, die Fahrtrichtung Süd der Ettlinger Straße war abgesperrt. Fußgänger und Radfahrer wurden von Polizeibeamten umgeleitet.
Die Lage sei „unklar“, aber unter Kontrolle, so die Polizei am Mittag. Beamten durchsuchten die Gebäude mit Polizeihunden nach verdächtigen Personen oder Gegenständen. Insgesamt 60 Beamten waren im Einsatz.
Polizei räumt Landratsamtsgebäude in Karlsruhe und Bruchsal
Es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme, so die Polizeisprecherin. Allein am Standort Karlsruhe arbeiten 700 Menschen in der Kreisverwaltung.
In Bruchsal wurden die Mitarbeiter nach Aussage von zwei Angestellten aufgefordert, das Gebäude zu verlassen, nach Hause zu gehen und am Dienstag nicht mehr zu kommen. Einen Grund für die Räumung hätten die Polizisten nicht genannt.
Keine weiträumige Sperrung an der Zweigstelle in Bruchsal
Am Dienstagmittag waren schwer bewaffnete Beamten mit vier Polizeiautos vor Ort in Bruchsal. Der Einsatz lief ruhig ab. Eine weiträumige Sperrung wie in Karlsruhe fand in Bruchsal nicht statt. Schulkinder konnten unbehelligt am Gebäude vorbeigehen.
Nach Aussage von Knut Bühler, Erster Landesbeamter im Landkreis Karlsruhe, wurde im Anruf Waffengewalt angedroht.
Es wurde Waffengewalt angedroht.Knut Bühler, Erster Landesbeamter des Landkreises Karlsruhe
Den genauen Wortlaut kenne er nicht. „Wir haben alle weiteren Schritte eng mit der Polizei abgestimmt und uns entschieden, auf Nummer sicher zu gehen.“
Angesichts der Bedrohungslage wurden die drei größten Standorte der Kreisverwaltung geräumt. Laut Bühler waren davon rund 500 Mitarbeiter betroffen. Dabei handele es sich um eine Schätzung.
„Derzeit arbeiten viele Beschäftigte wegen der Corona-Pandemie im Homeoffice“, erklärt Bühler.
Mitarbeiter in Karlsruhe mussten Gebäude ohne Jacke verlassen
Der Erste Landesbeamte nahm seine Arbeit nach eigenen Angaben gegen 12.45 Uhr wieder im Homeoffice auf.
Zwar habe er durch sein Amt die Berechtigung, sich auch hinter der Polizeiabsperrung aufzuhalten, so Bühler. Er habe allerdings vor Ort gefragt, ob seine Anwesenheit notwendig sei und sei zum Ergebnis gekommen, dass er die Lage besser von zu Hause aus koordinieren könne.
Die Bedrohungslage kam plötzlich. Einige Beschäftigte hatten keine Gelegenheit mehr, vor der Räumung des Gebäudes an ihre Plätze zurückzukehren.
Wir haben uns entschieden, auf Nummer sicher zu gehen.Knut Bühler, Erster Landesbeamter des Landkreises Karlsruhe
„Manche Mitarbeiter sind ohne Jacke raus“, berichtet Bühler. Die Situation beschäftige das Personal: „So etwas streift man nicht einfach ab. Manche nehmen das mit nach Hause.“
Im Landratsamt komme es immer wieder zu „heiklen Situationen“, so Bühler. Meist handele es sich um Kunden, die laut oder aggressiv auftreten. In diesen Fällen habe man bereits Hausverbote ausgesprochen.
Die Gebäudesicherheit war laut Bühler innerhalb der Verwaltungsspitze bereits mehrfach Thema. Er selbst arbeitete zuvor im baden-württembergischen Innenministerium, das durch mehrere Schleusen gesichert sei.
Ein solches Sicherheitskonzept passe allerdings nicht zur Philosophie des Landratsamtes mit seinem regen Kundenverkehr. „Wir wollen für unsere Bürger offen und erreichbar sein“, betont Bühler.
Denkbar sei eine Zweiteilung im neuen Dienstgebäude, das die Verwaltung in drei Jahren beziehen will – in einen offenen Teil mit Kundenkontakt und einen durch eine Schleuse davon abgetrennten Bereich.