Skip to main content

Gewinner und Verlierer

Stets bewölkt: Wie sich das nasse Frühjahr auf die Karlsruher auswirkt

Auf sonnige warme Tage warten viele Karlsruher seit März. Sie ärgern sich über Dauerbewölkung und Regen. Doch es gibt auch Ausnahmen.

Bunte Frühlingsblumen vor dem Naturkundemuseum in Karlsruhe
Die Frühlingsblumen im Beet vor dem Karlsruher Naturkundemuseum sind Mitte Mai noch nicht verblüht. Sie profitieren von dem vergleichsweise kühlen und nassen Frühling. Foto: Pascal Schütt

Am Kolpingplatz reiben sich Anwohner verwundert die Augen. Mitarbeiter des städtischen Gartenbauamtes machen die Frühlingspflanzen platt. Viele standen noch in voller Blüte. Jetzt sind sie brauner Erde gewichen. Der Grund: Das ungewohnt regenreiche Wetter hat den Zeitplan der Beetplaner ins Wanken gebracht. Es ist eine von vielen Auswirkungen des feuchten Frühlings in Karlsruhe.

Beim Blick auf die Wettervorhersage schlägt die Hoffnung bei vielen sonnenverwöhnten Karlsruhern in Resignation um. Das Bild hat sich seit März kaum geändert: viel Grau, viele Wolken, immer wieder Schauer. Betreiber von Biergärten und Eisdielen fluchen. Geplante Ausflüge fallen ins Wasser. An den Baggerseen im Umland ist nichts los.

Regenmengen liegen im Langzeit-Durchschnitt

So mancher habe schon im März bei ihm angerufen und gefragt, wann es denn endlich wieder 30 Grad warm werde, berichtet Meteorologe Dominik Jung vom Wetterdienst Q.met. Dabei sei die weit verbreitete Wahrnehmung eines besonders verregneten Frühjahrs beim Blick auf die Langzeit-Daten gar nicht zu halten. „Die Leute erinnern sich nur an die vergangenen trockenen und heißen Jahre und vergessen, wie es früher war“, sagt er.

Die Messstation Rheinstetten meldet für April etwas mehr Regen (elf Prozent), dafür aber fast ein Viertel weniger Sonne als im Schnitt der Jahre 1991 bis 2020. Die ersten Maitage sind – was den Niederschlag angeht – laut Jung kein großer Ausreißer. 26,9 Liter Regen entsprechen ziemlich genau dem langjährigen Durchschnittswert, sagt er.

Natürlich gibt es gerade im Frühjahr mal fette und mal weniger fette Regenereignisse.
Dominik Jung, Meteorologe

„Natürlich gibt es gerade im Frühjahr mal fette und mal weniger fette Regenereignisse“, erklärt Jung weiter. So sei in Graben-Neudorf nach elf Tagen bereits über die Hälfte des durchschnittlichen Mai-Regens gefallen. Ein besonders regenreicher Mai wird es nach Jungs Einschätzung aber nicht „Es bleibt noch eine Weile wie schon im gesamten Frühjahr recht wechselhaft“, prognostiziert der Wetterexperte. Bis Pfingsten rechnet er mit vielen „bewölkten und kühlen Tagen“. Immer wieder könne es zu Schauern kommen.

Der Mai ist für viele Biergarten-Betreiber wichtig

Der Gastronom Rudi Vogel will sich seine Laune durch das Wetter nicht eintrüben lassen. „Ja, der April war schlecht. Und der Mai wird wohl auch nicht besser“, sagt er. Seine beiden Vogelbräu-Lokale in der Innenstadt-Ost und in Durlach haben angeschlossene Biergärten, Vogels Dependance in Ettlingen ebenso.

Den Strich ziehen wir erst am Ende des Jahres.
Rudi Vogel, Gastronom

Alle drei profitieren sehr von gutem Wetter. „Der Mai ist für uns verdammt wichtig“, sagt Vogel deshalb. Aus der Ruhe bringe ihn das aber nach 40 Jahren im Geschäft nicht, schlechte Zeiten kennt er. „Wegen eines miesen Monats mache ich mir noch keinen Kopf. Den Strich ziehen wir erst am Ende des Jahres. Und wir haben noch einen ganzen Sommer vor uns.“

Biergärten
In Biergärten und Außengastronomie ist es wegen des kalt-nassen Wetters noch nicht voll. (Archivbild) Foto: Jörg Donecker

Für die Biergärten brauche es nicht einmal klassisches Sommerwetter, sagt er: „Sobald es die Temperaturen zulassen und es nicht regnet, sitzen die Menschen jetzt draußen. Die wollen einfach raus.“ Ganz so entspannt wie Vogel beurteilen Eismeister in der Stadt die Situation nicht. Ihr Geschäft brummt, wenn es warm und sonnig ist. Jeder durchwachsene Tag verkürzt ihre Saison.

Im Hardtwald freut sich der Förster über Regen

Auf der Sonnenseite der Laune befinden sich hingegen Martin Kurz und sein Team. Der für den Hardtwald nördlich von Karlsruhe zuständige Revierförster freut sich über die Regenkur für seine von Hitze und Trockenheit angeschlagenen Bäume. „Es ist nur ein großer Tropfen auf den heißen Stein“, sagt er. „Aber jeder Liter, der runterkommt, ist gut.“

Vom nassen Frühjahr profitieren vor allem junge Bäume, erklärt der Experte. Die könnten nun „aus dem Vollen schöpfen“. Komplett gefüllt seien die Bodenpuffer allerdings nicht. Das liege insbesondere am vergleichsweise trockenen Winter. „Wenn man im Wald gräbt, ist es nach 30, 40 Zentimetern trotzdem trocken.“ Für feuchtere Böden bräuchte es langanhaltende Regenfälle über mehrere Tage oder Wochen.

Pflanzen auf städtischen Plätzen blühen länger als erwartet

Zufriedene Gesichter trifft man aktuell auch auf den Feldern in und um Karlsruhe. Landwirten und Hobbygärtnern helfen die Regenschauer ebenfalls. „In den vergangenen Jahren war das Erdreich meistens zu trocken, dieses Mal ist es bis zu einer Messtiefe von 1,80 Metern feucht genug“, erklärt Meteorologe Jung. „Auf einigen Feldern ist es sogar zu feucht.“

Der Turm der Stadtkirche von Karlsruhe Durlach spiegelt sich in einer Regenpfütze
Für Fotografen liefert der Regen einige schöne Motive (Archivbild) Foto: © Peter Sandbiller

Für viele Pflanzen sind die Bedingungen so gut, dass sie deutlich länger blühen. Zu beobachten ist das beispielsweise in den Beeten mit Frühlingsflor auf dem Friedrichsplatz. Und eben nicht mehr am Kolpingplatz. Dort habe man tätig werden müssen, obwohl die Blumen wegen der kalten und feuchten Witterung noch bunt blühten.

„In der Stadtgärtnerei warten schon die Sommerblumen dringend darauf, in die Beete gepflanzt zu werden“, erklärt die Stadt. Mit dabei sind Salbei, Amaranth, Löwenmäulchen und Sommerastern. Über Regentropfen in den nächsten Tagen und Wochen wären die wohl auch nicht unglücklich.

nach oben Zurück zum Seitenanfang