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Neue Anlage für Plumploris

„Arche Noah der bedrohten Tierarten“: Wie der Karlsruher Zoo gefährdeten Plumplori-Äffchen eine Heimat gibt

In Asien werden Plumploris gerne gefangen und zur Schau gestellt. Die Äffchen gelten als extrem gefährdet. Der Karlsruher Zoo will, dass sich das ändert.

Plumplori
Plumplori-Äffchen Kate ist aus Berlin nach Karlsruhe gekommen. Sie lebt in der neuen Anlage mit Zwergplumploris zusammen. Foto: Jörg Donecker

Um Kate zu sehen, muss man nicht nach London reisen. Der Karlsruher Zoo hat nun eine Dame dieses Namens und das ist eine kleine Sensation. Denn diese Kate ist ein seltenes Plumplori-Äffchen und kam über Umwege aus Berlin nach Karlsruhe.

Kate ist ungefähr 35 Zentimeter groß, wiegt etwa zwei Kilogramm und bewohnt die neu eröffnete Tag/Nacht-Anlage im Exotenhaus des Zoos. Sie ist dort zwar alleine in einem Bereich, doch gegenüber leben nun zwei viel kleinere, noch namenlose, Zwergplumploris, von denen man sich mit etwas Glück Nachwuchs erhofft.

„Es gab ein paar Anfangsschwierigkeiten, aber jetzt kuscheln sie und bewohnen eine Baumhöhle zusammen“, berichtet Zootierarzt Marco Roller bei der offiziellen Präsentation der neuen Tag/Nacht-Anlage. Zur Eröffnung sind auch zahlreiche Zuschauer gekommen.

Plumploris sind extrem gefährdet

Die Art der Plumploris, die aus Südostasien stammen, ist weltweit extrem gefährdet. Man muss damit rechnen, dass längerfristig die Population dieser Tiere um rund 50 Prozent zurückgeht. Nicht nur die Veränderung des Lebensraumes ist dafür verantwortlich. Niedliches Aussehen kann im Tierreich auch zum Verhängnis werden. Und wenn man hinter der Glasscheibe die Plumploris erspäht, wird klar, warum. Mit ihrem dichten, kurzen Fell, den großen und runden Augen sowie den kleinen Ohren erfüllt das Äffchen die Voraussetzungen des Kindchenschemas.

In Japan, China und Südostasien wird das sich eher gemächlich bewegende Tier gerne gefangen und als Haustier gehalten. Oder als Kuschelobjekt zur Schau gestellt. Wobei der kleine Affe oft verstümmelt wird und an den Folgen nicht selten stirbt. Auch in Deutschland wurde bereits ein illegal eingeschmuggeltes Plumplori-Äffchen entdeckt.

Zoo finanziert auch Auffangstation

Den drei Plumploris, die nun in der neu eröffneten Anlage im Karlsruher Zoo leben werden, bleibt dieses Schicksal erspart. Die Artenschutzstiftung des Zoos finanziert seit 2021 eine Plumploriauffangstation in Bangladesch, wo geschulte Mitarbeiter die Tiere betreuen und auch nach Möglichkeit in die Natur auswildern. Getragen wird sie vom Plumplori-Verein, der seinen Sitz in Dortmund hat und dessen Ziel es ist, die stark gefährdete Gattung zu schützen und zu erhalten.

Dessen Gründer Marcel Stavinoga war bei der kleinen Feierstunde im Zoo ebenfalls anwesend und streifte unter anderen auch Zoodirektor Matthias Reinschmidt ein T-Shirt mit dem Konterfei des neuen Karlsruher Äffchens über. Er sei sehr dankbar, dass in Karlsruhe ein guter Platz für diese seltenen Tiere gefunden worden sei.

Achtung: Plumploris sind giftig

Der Plumplori ist eine Primatengattung aus der Familie der Loris und gehört zur Gruppe der Feuchtnasenaffen. Die kleinen Affen sind übrigens nicht nur nachtaktiv, sondern auch giftig und leben in ihrer Heimat auf Bäumen. Dort schlingen sie sich mit ihren besonders geformten Händen so fest um die Äste, dass sie kaum davon zu lösen sind. Die Plumploris verfügen über eine erhöhte Anzahl der Brust- und Sakralwirbel, sodass sie sehr beweglich sind, wenn sie um die Baumstämme herumturnen. An den Fingen und Zehen haben sie Nägel.

Bürgermeister Daniel Fluhrer (parteilos) begrüßte die Ankunft der neuen Schützlinge und lobte gleichzeitig das Engagement der Spender, wie etwa der „Zoofreunde“, die den Bau der Tag/Nacht-Anlage möglich gemacht haben. „Das ist eine Bereicherung. Wir können unseren Besuchern etwas ganz Neues bieten“, betonte Zoodirektor Reinschmidt.

Die Aufnahme der drei Tiere passt in unsere Strategie, Arche Noah für bedrohte Tierarten zu sein.
Matthias Reinschmidt
Zoodirektor

„Die Aufnahme der drei Tiere passt in unsere Strategie, Arche Noah für bedrohte Tierarten zu sein.“ Die Tag/Nacht-Anlage im Exotenhaus gibt Besuchern nun die Möglichkeit, die Tiere in ihrem normalen Rhythmus zu beobachten. Um 10 Uhr morgens öffnet das Exotenhaus. Dann ist noch zwei Stunden Tag für die Plumploris. Ab 12 Uhr mittags setzt die Dämmerung ein, und ab etwa 13 Uhr ist es stockdunkel. Erst nachts wird es langsam wieder hell.

Die lebensnah gestalteten Bereiche für die drei Affen wurden mithilfe des Botanischen Gartens des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) mit exotischen Pflanzen ausgestaltet. In Ruhe kann man die Tiere mit ihren Eigenarten beobachten. Auch den seltsamen Eigenarten vielleicht: Sie urinieren nämlich gerne auf ihre Hände, um beim Laufen eine Duftspur zu hinterlassen. 

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