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„Viel Interessantes“ am KIT

CDU-Chef Merz informiert sich in Karlsruhe über klimafreundliche Energie: „Ich bin hier ein Lernender“

Friedrich Merz hatte nach eigenen Worten über die klimafreundliche Energieforschung am KIT viel Interessantes gelesen – nun wollte er die Technologien der Zukunft mit eigenen Augen sehen.

Interessiert an grünen Technologien: CDU-Chef Friedrich Merz informierte sich im KIT darüber, wie eine klimafreundliche Energiewende gelingen kann.
Interessiert an grünen Technologien: CDU-Chef Friedrich Merz informierte sich im KIT darüber, wie eine klimafreundliche Energiewende gelingen kann. Foto: Christian Bodamer

Das Ziel ist klar benannt, doch welche Wege führen zu einer Verlangsamung der Erderwärmung und einem wirksamen wie erschwinglichen Klimaschutz? Die überzeugenden Antworten auf diese Frage entscheiden heute in den Augen vieler Wähler über die Regierungsfähigkeit von Ministern und die politische Glaubwürdigkeit der Parteien.

In der Debatte um Verbrenner-Verbote und die klimafreundliche Heizungswende ist die CDU bislang durch scharfe Kritik an der Ampel-Koalition aufgefallen, weniger durch eigene Konzepte und Ideen, die die Welt von morgen kühler und sauberer machen könnten.

Das soll sich aber möglicherweise ändern. Deshalb steht Friedrich Merz leicht fröstelnd an einem kühlen Aprilmorgen vor einer kompliziert ausschauenden technischen Anlage in Eggenstein-Leopoldshafen und hört sich geduldig die Wirkprinzipien von „negativen Emissionstechnologien“ an.

Hochkarätige CDU-Delegation auf dem Campus Nord

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gilt als Vorreiter der klimaschonenden Energieforschung. Das muss jemand dem CDU-Vorsitzenden erzählt haben, der nun die Spitzenforschung der Zukunft „made in Baden“ mit eigenen Augen sehen will. Merz hat sich fast drei Stunden Zeit für den Besuch auf dem KIT-Campus Nord genommen und eine kleine CDU-Delegation mitgebracht.

Sein Vize Andreas Jung ist dabei, ebenso die Landesminister Thomas Strobl (Inneres) und Nicole Hoffmeister-Kraut (Wirtschaft) aus Stuttgart sowie weitere bekannte Parteigrößen. Gemeinsam lassen sie sich am Montagmorgen erklären, wie ein „Kohlendioxid-Staubsauger“ funktioniert und innovative Prozessketten aufgebaut werden.

Auf diese weltweit einmaligen Prozessketten sind die Forscher am KIT sichtlich stolz. Nicht ohne Grund: In den vergangenen Jahren hat sich die Karlsruher Exzellenz-Uni ein beeindruckendes Portfolio von Energietechnologien zugelegt, die im Kern darauf ausgerichtet sind, das klimaschädliche Treibhausgas CO2 aus der Atmosphäre zu entnehmen und es zu binden, Versorgungssysteme zu optimieren, effiziente Speicher zu produzieren und Treibstoffe der Zukunft zu entwickeln.

Ich bin hier ein Lernender.
Friedrich Merz, CDU-Vorsitzender

Zu Beginn ihres Crashkurses in Chemie und Verfahrenstechnik lernen die CDU-Besucher auf dem Campus, wie man quasi aus dem Nichts – genauer gesagt, aus der Luft – den wertvollen Rohstoff Carbon Black gewinnen kann. Es klingt kompliziert und verworren, das räumen auch die vortragenden Wissenschaftler ein. Merz sagt dazu: „Super spannend.“

Hin und wieder stellt er Fragen. Doch der Oppositionsführer im Bundestag hat offenbar nicht vor, die Fachleute beeindrucken zu wollen. „Ich bin hier ein Lernender“, gibt er offen zu.

Das KIT hat im Laborformat viele Lösungen für eine bezahlbare und umweltverträgliche Energieversorgung der Industriegesellschaft entwickelt. In einer Anlage werden schon heute aus CO2 und Elektrolysewasserstoff synthetische Kraftstoffe hergestellt – die E-Fuels der Zukunft, um die sich Deutschland und seine EU-Partner neulich gezankt haben. In einem Campusgebäude werden effiziente Energienetze simuliert.

Das Wort Technologieoffenheit ist kein politischer Begriff bei uns in Berlin, sondern Praxis der Wissenschaft in Karlsruhe.
Friedrich Merz, CDU-Vorsitzender

Das Carbon Cycle Lab präsentiert Ideen, wie man Kunststoffabfälle nachhaltig verwerten kann. Um die Welt besser zu machen, müssten diese Technologien den Sprung aus dem Hochschulbetrieb in die Industrieproduktion schaffen. Dass es gelingt, ist keineswegs sicher.

Merz will KIT-Forschung bekannter machen

Doch Friedrich Merz verlässt die badische Forschungsstätte zufrieden und zuversichtlich, so scheint es. „Ich habe einiges über das KIT gelesen, aber wenig gewusst. Es war ein toller Besuch“, sagt er unserer Redaktion. „Das Wort Technologieoffenheit ist kein politischer Begriff bei uns in Berlin, sondern Praxis der Wissenschaft in Karlsruhe.“

Nach seinem Gefühl dringe noch zu wenig darüber in das öffentliche Bewusstsein in Deutschland: „Das wir solche fantastischen Technologien in der Energieerzeugung, der Wiederverwertung und Bewältigung der Klimakrise haben, muss besser bekannt werden.“

Merz will nach eigenen Worten das Umweltprofil der CDU schärfen, aber er ist davon überzeugt, die Wähler nur mit einer „guten und positiven Botschaft“ für den Klimaschutz gewinnen zu können. Der Kern dieser Botschaft klingt ähnlich wie das heilige FDP-Prinzip der Technologieoffenheit, mit dem die Liberalen zuletzt die Verbrenner in Europa vor dem Aus nach dem Jahr 2035 bewahrt haben. Merz formuliert es so: „Verbote lösen keine Probleme, das tun Technologien.“

Seine Partei habe zuletzt besonders mit den Grünen in der Ampel-Koalition darüber heftig gestritten, sagt der CDU-Chef. Die Einblicke in die KIT-Forschung hätten ihn in seiner Meinung noch mehr bestärkt. „Technologien wie E-Fuels wird es sicher geben, die Frage ist nur, in welcher Form der Mobilität. Hier in Karlsruhe sind die Würfel gefallen.“

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