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Große Verunsicherung

Ärzte im Karlsruher Norden: Viele Patienten fürchten Nebenwirkungen der Corona-Impfung

Endlich ist ein Corona-Impfstoff gefunden, die Impfungen laufen. Dennoch sind viele Patienten verunsichert und trauen der Sache nicht. Allgemeinmediziner aus dem Karlsruher Norden berichten von ihren Erfahrungen.

Der Arzt Florian Helmle vom MVZ Weingarten sitzt in seinem Büro.
Florian Helmle ist Facharzt für Allgemeinmedizin im Medizinischen Versorgungszentrum Weingarten. Er sieht die Impfung als einen wichtigen Schritt aus der Pandemie. Denn je mehr Menschen sich impfen lassen, desto weniger Wirte findet das Virus. Foto: Marianne Lother

Die Impfungen sind angelaufen, aber bei den Menschen im Norden von Karlsruhe herrscht nicht nur eitel Freude darüber. Manche haben auch Bedenken. Die BNN haben Ärzte in der Region nach ihren Erfahrungen mit ihren Patienten befragt.

Eine große gesellschaftliche Diskussion über das Für und Wider der Impfung erkennt Florian Helmle, Facharzt für Allgemeinmedizin im Medizinischen Versorgungszentrum Weingarten. „Die meisten Patienten wären froh, schnell eine Impfung zu bekommen“, sagt er. Allerdings klagten viele der über 80-Jährigen, es falle ihnen schwer, einen Termin zu organisieren.

Helmle selbst will sich definitiv impfen lassen. Er sieht die Impfung als einen wichtigen Schritt aus der Pandemie. Wenn rund 70 Prozent der Bevölkerung immun seien, werde das Übertragen des Virus so sehr verringert, dass die Corona-Krise vorübergehen werde. Denn je mehr Menschen geimpft würden, desto weniger Wirte finde das Virus und umso schwerer seien die Bedingungen für seine Ausbreitung.

Hausärzte empfehlen die Impfung

Über Langzeitfolgen der Impfung lasse sich noch nichts Konkretes sagen, aber die bisher bekannten Nebenwirkungen seien harmlos und dauerten maximal bis wenige Wochen nach der Impfung. Eine Veränderung des Erbguts durch die Impfstoffe von Biontech und Moderna sei nicht möglich, betont Helmle.

Nur wenn sich ausreichend viele Menschen impfen lassen, wird der Weg aus der Pandemie gelingen.
Sonja Huser-Villringer, Hausärztin in Eggenstein

Damit stimmt er überein mit seiner Kollegin Sonja Huser-Villringer aus der Hausärztlichen Gemeinschaftspraxis Eggenstein. Sie verspricht sich sehr viel von der Impfung und hält sie für die einzige Möglichkeit, in absehbarer Zeit wieder zur Normalität zurückzufinden. „Nur wenn sich ausreichend viele Menschen impfen lassen, wird der Weg aus der Pandemie gelingen.“

Ihr geht es auch um die Verantwortung der gesamten Gesellschaft, vor allem gegenüber den Älteren und Kranken. Diese Gruppen brauchten Schutz. Andererseits werde sie viel gefragt, was sie denn von dieser Impfung halte. Sie spürt eine große Verunsicherung bei den Patienten und Angst vor den Impfstoffen. Einige wollten zunächst noch abwarten, ob sich schwere Nebenwirkungen zeigten.

Bei diesen Patienten setzt Huser-Villringer auf Aufklärung und versucht, ihnen die Ängste zu nehmen. Sie ist der Meinung, man solle in die moderne Medizin Vertrauen haben.

Sie selbst habe bereits die erste Impfung erhalten und sehr gut vertragen, berichtet die Hausärztin. Sie könne jedem nur dazu raten. Auch ihrem Personal wurde die Möglichkeit einer vorgezogenen Impfung eingeräumt, denn Huser-Villringer arbeitet ebenso in einer Corona-Schwerpunktpraxis wie ihr Kollege Svend Huber vom Präventikum in Spöck.

Patienten befürchten Nebenwirkungen – und kämpfen mit Terminproblemen

Auch Huber empfiehlt die Impfung. In seiner Praxis erlebt er täglich die Verunsicherung der Patienten, ob sie sich überhaupt impfen lassen sollen. Manche befürchten schlimme Nebenwirkungen wie Veränderungen des Erbguts.

Diese könne er beruhigen, dass in dieser Hinsicht nichts passiere. Die pauschale Priorisierung der Pflegeheim-Bewohner hält er jedoch für fragwürdig. Denn sie bedeute im Umkehrschluss, dass bei knappem Impfstoff und einer entsprechend langen Zeitdauer der Personenkreis Probleme bekommt, der ebenfalls zu den Älteren gehört, aber noch allein lebt.

Aber mehr noch höre er Klagen über die Schwierigkeiten, einen Termin zu bekommen. Zu diesem Thema sei unbedingt mehr Aufklärung nötig. Huber persönlich würde sich gerne impfen lassen, aber entgegen der Aussage der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg habe er bislang noch keinen Termin erhalten, obwohl er sechs Stunden täglich in einer Corona-Schwerpunkt-Praxis mit infizierten Patienten in Kontakt kommt.

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