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Klingender Idealismus

Nora Raber hat das Horn beim Benefizkonzert der Durlacher Bläserphilharmonie bestens im Griff

Einen begeisternden und mitreißenden Auftritt haben die Musikerinnen und Musiker der Bläserphilharmonie Durlach in der Neureuter Badnerlandhalle hingelegt. Es war das zweite Benefizkonzert des Ensembles unter der Leitung von Peter Wüstner für die BNN-Stiftung „Wir helfen“.

„Wir helfen“-Konzert der Bläserphilharmonie Durlach in der in der Badnerlandhalle.
Zum zweiten Mal hat die Bläserphilharmonie Durlach ein Benefizkonzert für die BNN-Stiftung „Wir helfen“ gespielt, diesmal in der Neureuter Badnerlandhalle. Foto: jodo-foto / Joerg Donecker Karlsruhe jodo-foto Karlsruhe

Hohe Ideale verpflichten: „Wir leben Werte wie Miteinander, Füreinander, Zuverlässigkeit, Beständigkeit. Wir sind uns unserer sozialen Verantwortung bewusst.“ Dieses Leitbild des Musikforums Durlach liest sich wie eine moderne Adaption jener Tafeln, die Moses einst seinem Volk präsentierte. Doch die – ins Musikalische konvertierten – Forderungen jenes Dekalogs sind die Durlacher Bläserphliharmoniker bereit, jederzeit zu erfüllen.

Durlacher Bläserphilharmonie spielt ihr zweites Benefizkonzert für „Wir helfen“

Nicht nur in der musikalischen Breitenförderung, die bereits vielen Hunderten von Kindern und Jugendlichen einen wertvollen ersten Zugang zur Musik verholfen hat. Sondern auch in tätiger, in klingender Mithilfe. Mit dem Benefizkonzert ihrer Bläserphilharmonie in der Neureuter Badnerlandhalle gab das Musikforum Durlach bereits zum zweiten Mal der BNN-Aktion „Wir helfen“ einen gewaltigen Schub – einen Schwung, der nicht nur das Publikum beflügelte, sondern auch vielen Bedürftigen helfen und Freude bereiten wird.

Peter Wüstner, der die Bläserphilharmonie seit vielen Jahren leitet, ist ein Orchestererzieher par excellence. Er führt seine Musikerinnen und Musiker souverän, stützt sie, verlangt ihnen aber auch einiges ab. Nicht nur mit den Fanfarenlinien in Aaron Coplands „Fanfare for the Common Man“ mit seinem strahlenden Blech (von der Empore der Halle erklingend) und den „Kanonenschüssen“ der großen Trommeln.

Oder mit Beethovens „Egmont“-Ouvertüre, einst die Eröffnung zu Goethes Trauerspiel um den niederländischen Grafen Lamoral Egmont, hingerichtet von den spanischen Besatzern. Dessen Schicksal hat Beethoven als sinfonisches Drama berühmt gemacht und das Arrangement für sinfonisches Blasorchester von Douglas McLain forderte dem Können der Philharmonie alles ab – und das nicht umsonst.

Wie weit man Laienmusiker, Musiker also, die ihren Lebensunterhalt nicht mit Musik bestreiten, bringen kann, das erweist sich insbesondere in der sinfonischen Blasmusik – eine modernere Gattung der Orchestermusik, die sich gerne mit programmatischen Sujets befasst, also außermusikalische Anregungen intoniert.

So etwa firmiert „Compostela, der Jakobsweg“ des 1983 geborenen französischen Komponisten Thierry Deleruyelle, oder, etwas idealisiert, auch „Puttin‘ on the Ritz“, von Stephen Roberts auf der Grundlage des 1929 von Irving Berlin geschaffenen Jazz-Standards arrangiert: Für die Bläserphilharmonie eine bestens ausgenutzte Gelegenheit, „sich in Schale zu werfen“ – zwar nicht im „Ritz“, so aber doch und umso mehr in der Badnerlandhalle.

Solistinnen am Horn und Sopransaxophon begeistern das Publikum

Das Horn bezeichnet man gerne und nicht wenig despektierlich als „Glücksspirale“. Doch es ist eines der schönsten Instrumente, nicht umsonst eines der Lieblingsinstrumente der Romantiker. Aber ein kleines Spuckfetzchen zur falschen Zeit und der Horn-Ton ist nicht mehr lyrisch. Nora Raber, Hornsolistin der Bläserphilharmonie, hat dieses edle Blech jedoch fest im Griff – oder besser: an den Lippen.

„Cape Horn“, 2007 geschriebenes Konzertstück für Horn und Blasorchester des Österreichers Otto Martin Schwarz, fordert die Hornistin gerade so heraus wie die Segler am Kap Hoorn. Die gingen nicht selten unter. Doch Nora Raber passierte das Kliff mit seinen gefährlichen Wellen und Winden mit vollen Segeln!

Solistisch bewies sich auch Andrea Wüstner am Sopransaxophon mit Stings berühmten „Englishman in New York“ – fast eine Haushymne des Musikforums, denn Gordon Matthew Thomas Sumner – Sting also – setzt sich hier, wie in vielen seiner Lieder, für Ausgegrenzte ein, hier für den Homosexuellen Quentin Crisp.

Latin Pop und drei erklatschte Zugaben wie etwa ein Medley nach „Earth, Wind & Fire“, Herbie Hancocks „Watermelon Man“ oder „Funky Afternoon“ von Markus Götz – man hatte nicht selten Schwierigkeiten, die Beine ruhig zu halten: Es gab am Ende Standing Ovations!

In Karlsruhe gilt von 13 Personen in Karlsruhe als arm, steht unter enormem Druck, im täglichen Leben ihr Auskommen zu finden. Das sind weit mehr als 23.000 Menschen. Die im dritten Jahrzehnt ihres Bestehens wirkende BNN-Spendenaktion „Wir helfen“ mit ihrer Stiftung hilft, in Zusammenarbeit mit sozialen Institutionen, diesen Bedürftigen – individuell, zielgerichtet und mit jedem Cent, der gespendet wird. Und so werden auch jene Spendengelder, die die Musikerinnen und Musiker der Bläserphilharmonie Durlach nun so klang- und temperamentvoll erspielten, auf direktem Wege helfen.

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