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Weihnachten international

Von Namibia bis Karlsruhe: So feiern weltweit Menschen die Festtage

Ein ehemaliger Lehrer erinnert sich an Weihnachten in Windhoek vor 30 Jahren und eine junge Ukrainerin vergleicht Traditionen in Karlsruhe und ihrer Heimat.

Eine Frau in ukrainischer Tracht vor einem Büfett.
Liliia Muzyka koordiniert im ukrainisch-deutschen Kulturzentrum die weihnachtliche Festtafel.  Foto: privat

Weihnachten wird in vielen Ländern der Erde gefeiert – mal etwas schräg oder schlicht traditionell. Sehr unterschiedlich wird das christliche Fest in Namibia und in der Ukraine gefeiert.

Die Reise beginnt in Windhoek, der Hauptstadt von Namibia. Dort, wo jetzt Temperaturen von über 30 Grad Celsius herrschen, kommen weihnachtliche Gefühle mit „weißen Tannen rund um den See“ schwer auf. Dennoch wird hier das Fest des Jahres in der Tradition gepflegt, die auf die deutsche Kolonialzeit von 1884 bis 1915 zurückgeht.

Sichtbar wird dies an vielen Details, erzählt Lothar Steiner in Grötzingen. Im Auftrag der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) wurde er einst als Lehrer nach Windhoek entsandt und unterrichtete von 1987 bis 1992 an der Deutschen Höheren Privatschule (DHPS) die Fächer Chemie, Biologie und Fotografie.

Der ehemalige Lehrer hat die Besonderheiten in Namibia selbst erlebt: „In den Supermärkten von Woermann & Brock – einem der größten und ältesten Handelsunternehmen Namibias aus dem Jahre 1894 – tönen im Dezember über Salami und Käse deutsche Weihnachtslieder. Überrascht war ich 1987, als ich dort gebeugte Wachskerzen aufgrund der Hitze vorfand.“ Heute würden diese perfekt gekühlt, oder es werden elektrische Kerzen verwendet.

Ansonsten seien die Geschäfte mit „vielfach wiederverwendbaren Kunststoff-Weihnachtsbäumen oder mit immergrünen Casuarienbäumchen“ geschmückt. Da es in der Wüste und den Savannen keinen Tannenbaum gibt, behelfen sich die Einheimischen „mit einem stachligen Dornbusch“, erzählt der Karlsruher.

Tageszeitung wünscht ihren Lesern „viel Regen in Namibia“

Ähnlich wie in der badischen Heimat sind die Städte in Namibia festlich illuminiert. So hatte beispielsweise die Stadtverwaltung von Swakopmund zur Lichterzeremonie am Weihnachtsbaum eingeladen, weil dieser „wunderbar zu Swakopmunds ikonischem Leuchtturm“ passe.

In der Schule endet das Jahr im ersten Dezemberdrittel für die Großen, während sich die Jüngsten mit intensiver Backarbeit auf den Ferienbeginn vorbereiten. Ein schöner Brauch der Schülervertretung ist die alljährliche Aktion „Have a nice day“, wobei für 450 benachteiligte Kinder entsprechende Weihnachtspakete zusammengestellt werden, erinnert sich Steiner.

Und was wünschen sich die Namibier zu Weihnachten? Die „Allgemeine Zeitung“ – älteste Tageszeitung Namibias, die seit 1916 erscheint – wünscht alljährlich ihren Lesern, Kunden und Partnern „ein gesegnetes Weihnachtsfest mit viel Regen in Namibia“.

Anders sieht es in der über 12.200 Kilometer von Windhoek entfernt liegenden ukrainischen Stadt Borzna aus – etwa 200 Kilometer nordöstlich von Kiew. Hier wuchs Liliia Muzyka auf. Sie arbeitet inzwischen in Karlsruhe als Bauingenieurin am Städtischen Klinikum. Zudem ist sie Koordinatorin im Kulturzentrum des Deutsch-Ukrainischen Vereins.

Nach der Anpassung des Kalenders feiern die Ukrainer nicht erst im Januar

Liliia Muzyka sagt: „Erstmals können wir in diesem Jahr Weihnachten am 25. Dezember gemeinsam mit den katholischen und protestantischen Christen feiern. Bisher war es so, dass nach dem Julianischen Kalender das ukrainische Weihnachtsfest erst am 7. Januar begangen werden konnte. Doch aufgrund einer Gesetzesänderung, die Präsident Volodymyr Zelenskyy am 28. Juli 2023 unterschrieb, konnte die Orthodoxe Kirche der Ukraine zum Neujulianischen Kalender wechseln.“

Demgemäß feiere sie jetzt mit ihrem deutschen Freund nach deutscher Tradition. Geht es nach ukrainischem Brauch, dann versammeln sich im Ukrainischen Kulturzentrum die Familien, Kinder und Verwandten. Dazu werden traditionell viele Speisen aufgetischt – aber ohne Fleisch. Dafür gibt es das Nationalgericht Wareniki: Teigtaschen mit Kartoffel-Käse-Quark-Füllung.

Ergänzt wird das üppige Mahl mit einem Gemüseeintopf mit Sahne, der Borschtsch genannt wird, sowie ukrainischen Krapfen, den Pampuschky, mit deftigen Füllungen. Fehlen darf auf keinem Fall die süße Nachspeise namens Kutja. Das sei ein „süßer Brei aus gekochten Weizenkörnen mit Walnüssen, Honig, Mohn und Rosinen“, erklärt Liliia.

Natürlich würden auch Weihnachtslieder gesungen, wobei im Repertoire das ukrainische Weihnachtslied „Shchedryk“ (in der englischen Version bekannt als „Carol of the bells“) ganz oben anstehe. Es verbinde die Hoffnung, dass „die Ukraine wieder aufblüht“. Übrigens: Im Advent 2022 wurde die Melodie „Schtschedryk” vom Karlsruher Glockenspiel „als Symbol für die Unterstützung der Ukraine und der Partnerschaft mit der Stadt Winnyzja“ gespielt.

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