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Streuobstinitiative

Auf den richtigen Schnitt kommt es an: In Sulzfeld wird Wissen zu Obstbäumen vermittelt

Eine Initiative im Landkreis Karlsruhe setzt sich dafür ein, das Wissen über die Pflege von Streuobstbäumen zu bewahren. Der Obst- und Gartenbauverein Sulzfeld hilft mit.

Unter der Anleitung von Martin Flinspach ( rechts ) entfernt Hans-Peter Neumaier mit seinem Hochentaster das unbrauchbare Geäst
Unter der Anleitung von Martin Flinspach (rechts) entfernt Hans-Peter Neumaier beim Schnittkurs in Sulzfeld mit seinem Hochentaster das unbrauchbare Geäst. Foto: Susanne Lindacker

Rund 70 Personen sind am Samstagmorgen zum Grundstück des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) nach Sulzfeld gekommen, um alles Wesentliche über die Schneidetechnik von Streuobstbäumen zu erlernen. „Dies ist der erste Kurs im neuen Jahr und die Resonanz ist beeindruckend“, sagt Werner Förster, Vorsitzender des OGV.

Dies liege an der Kooperation zwischen dem Verein und der Streuobstinitiative im Stadt- und Landkreis Karlsruhe, meint er. „Wir verfolgen die Absicht, alte Obstbäume mit geeigneten Schnitttechniken zu verjüngen.“

Dabei werden die Bäume von kranken oder abgestorbenen Ästen befreit. „Dadurch steigt der Ertrag und es können mehr Früchte geerntet werden“, weiß Förster. Und es sei entscheidend, welcher Schnitt für welche Sorte angewendet werde.

Förderung des naturnahen Streuobstanbaus ist ein Ziel

Zweimal im Jahr bietet der Verein in Kooperation mit der Streuobstinitiative im Stadt- und Landkreis Karlsruhe Schnittkurse für Privatpersonen, Vereinsmitglieder und Mitarbeiter von Behörden aus dem Landkreis an.

Der Streuobstinitiative, bei der es sich rechtlich um einen Verein handelt, gehören alle Gemeinden und Städte des Landkreises an, einige Natur- und Umweltschutzorganisationen sowie viele übergeordnete Vereine, erzählt Hans-Martin Flinspach, Vorsitzender der Initiative.

Ziel des Bündnisses sei es, den naturnahen, ökologischen Streuobstbau und ähnliche Kulturformen von hochstämmigen Obstbäumen zu fördern und zu schützen.

Die Mitglieder des Vereines sehen den naturnahen Anbau dieses Kulturgutes als unverzichtbares Element eines integrierten Konzeptes von Natur- und Umweltschutz an.

Lehrgänge sind sehr gut besucht

Dass diese Lehrgänge so gut besucht sind, freut den Fachmann. „Die ideale Größe liegt bei 20 Personen; dennoch hatten wir bereits Kurse, die mit bis zu 140 Teilnehmern starteten.“

Die Kurse seien in zwei Einheiten gesplittet, die jeweils rund drei Stunden in Anspruch nehmen: „einen Theorieteil und eine praktische Unterweisung“, so der Naturschützer.

Im Theorieteil lernen die Teilnehmer, weshalb Bäume überhaupt geschnitten werden sollen, welche Schneidetechnik zu welcher Baumart passe und dass der höchste Punkt des Baumes – also die Krone – dadurch gefördert wird.

Auch Werkzeugkunde und die Bewässerung der Pflanzen sind Teil der Unterweisung. „Die Baumbesitzer sollen verstehen, warum sie etwas tun“, so Flinspach.

Es ist wichtig, die Kenntnisse an Jüngere weiterzugeben und zu bewahren.
Hans-Martin Flinspach
Vorsitzender der Streuobstinitiative

Als sehr wichtig erachtet er und seine Kollegen, die Weitergabe von Wissen. „Viele Mitarbeiter in den kommunalen Bauhöfen und Einrichtungen gehen in den kommenden Jahren in den Ruhestand, deshalb ist es wichtig die Kenntnisse an Jüngere weiterzugeben und zu bewahren.“

Dieselbe Intension verfolgt Edeltraut Krämer, die mit ihrem Sohn Daniel und dessen Freundin Merle Noack aus Odenheim angereist ist und dem Kurs beiwohnt.

„Ich habe Obstbäume, die weit über 80 Jahre alt sind und sich in der vierten Generation im Familienbesitz befinden“, sagt sie. „Mir ist es wichtig, dass auch die Jungen über die richtigen Kenntnisse verfügen und die Tradition weiterführen.“

Rita Gremmelmeier, die schon seit Jahren Mitglied im OGV ist, ist aufgefallen, dass beim Kurs auch viele Frauen dabei sind. Die Sulzfelderin ist ausgebildete Baumwartin.

Sie hat ihre Kennnisse in einem einmal wöchentlich stattfindenden Lehrgang innerhalb eines Zeitraums von neun Monaten im Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg in Karlsruhe erlernt.

Ich habe Obstbäume, die weit über 80 Jahre alt sind und sich in der vierten Generation im Familienbesitz befinden.
Edeltraut Krämer
Besucherin des Schnittkurses

Mittlerweile hat der Fachmann Flinspach die Grundregeln der Schnittstellen erklärt und begibt sich mit den Teilnehmern zu einem Übungsobjekt.

Unterstützt wird er von Hans-Peter Neumaier, der mit seinem mitgebrachten akkubetriebenen Hochentaster genau an der richtigen Stelle die Schnitte ansetzt. Innerhalb kurzer Zeit wird aus einem unansehnlichen, verwachsenen Altbaum ein optisch und faktisch verjüngter Apfelbaum.

„Das abgesägte Schnittgut kommt danach auf den Häckselplatz und wird zu Rindenmulch verarbeitet“, erklärt Förster. So wird aus dem vermeintlich unnützen Altgehölz noch wertvoller Humus für Gartenbesitzer.

Bereits zum dritten Mal besucht Frank Schäfer aus Zaisenhausen die Lehrgänge. Dennoch bestätigt er, bei jedem Kurs stets etwas dazu zulernen. „Mein neues Wissen kann ich gut in meiner Heimatgemeinde beim Schneiden der Gemeindebäume anbringen.“

Service

Rita Gremmelmeier bietet am Samstag, 2. März, um 10.30 Uhr auf dem Gelände des OGV einen Schnittkurs für Frauen an. Dabei wird die richtige Schneidetechnik für Rosen-, Beeren- und Staudengewächse sowie Sträucher vermittelt.

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