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Gemeinde informierte Polizei

Verdächtige Anrufe sorgen in Kürnbach für Unruhe

Anrufe von einer Firma, die Anzeigen verkaufen will, haben Unternehmer in Kürnbach skeptisch gemacht. Die Anrufer nannten zum Beispiel weder ihren Namen noch die Firma, für die sie arbeiten. Manche riefen mit unterdrückter Nummer an.

Immer weniger Menschen telefonieren über das Festnetz.
Lieber gleich auflegen? Einige Bürger in Kürnbach waren diese Woche irritiert über Anrufe einer Firma, die Werbeanzeigen für ein Auto verkaufen wollte. Foto: Jan Woitas/dpa

Der Anruf kam Angela Bläsner gleich verdächtig vor. Die Frau am anderen Ende habe sich nicht erst mit ihrem Namen gemeldet, sondern gleich gefragt, ob sie mit der Betriebsleitung verbunden sei.

Auf ihre Frage, mit wem sie denn spreche, sei die Anruferin gar nicht erst eingegangen, erzählt Bläsner. Stattdessen habe sie ihr Anliegen vorgetragen: Sie rufe für eine Firma an, die Werbeanzeigen für ein Auto von der Gemeinde verkaufe.

„Dann habe ich einfach aufgelegt“, sagt Bläsner. Die Inhaberin einer Gebäudereinigungsfirma in Kürnbach ging von Telefonbetrug oder zumindest von einer nicht ganz seriösen Firma aus. „Wenn jemand sich nicht mit Namen meldet und nicht angibt, von welchem Unternehmen er ist, hat er bei mir keine Chance.“

Kürnbachs Bürgermeister warnt vor Telefonbetrug

Andere Firmen in Kürnbach haben ähnliche Anrufe erreicht, wie Bürgermeister Armin Ebhart (parteilos) berichtet. Er meldete sich daraufhin bei der Polizei und verschickte auch Warnungen über „einen telefonischen Betrugsversuch“ per E-Mail.

„Hierzu meldet sich eine unbekannte Firma im Namen der Gemeinde, um Werbeanzeigen für ein Auto der Gemeinde zu finanzieren“, hieß es darin.

Später stellt sich heraus, dass die benachbarte Gemeinde Sternenfels tatsächlich ein Auto über Werbeanzeigen finanzieren will und damit die Firma Drive Marketing mit Sitz in München beauftragt hat.

„Die kommen mit Sonderkonditionen günstig an Fahrzeuge und machen es sich zur Aufgabe, diese mit Werbung zu bestücken“, erklärt die Bürgermeisterin von Sternenfels, Antonia Walch (parteilos). Dann würden die Fahrzeuge Kommunen für soziale Zwecke zur Verfügung gestellt.

Die Gemeinde Sternenfels habe vor, das Fahrzeug etwa Kindergärten für Besorgungsfahrten zur Verfügung zu stellen oder auch mal der Feuerwehr.

Bürgermeisterin von Sternenfels kontaktiert beauftragte Firma

Auch Walch erfährt über Umwege von den Anrufen, die in Kürnbach für Unruhe sorgen. „Die müssen sehr unprofessionell auftreten, teils auch mit unterdrückter Nummer anrufen“, berichtet sie von Rückmeldungen.

Der Bürgermeisterin ist das unangenehm, auch weil sie fürchtet, dass es so mit dem Fahrzeug für die Gemeinde nichts wird. Sie meldet sich bei dem Vertriebsbeauftragten der Firma. „Es tut ihm furchtbar leid, das hat er so noch nicht erlebt“, berichtet sie nach dem Gespräch.

Im Gespräch mit unserer Redaktion sagt der Vertriebsbeauftragte Michael Fischer, er sei erstaunt darüber, dass gleich von Betrug gesprochen worden sei. „Das ist ganz hoch gegriffen.“

Dass die mit dem Telefonmarketing beauftragten Mitarbeiter nicht nur bei Firmen in Sternenfels, sondern auch in Kürnbach anrufen, um Anzeigen zu verkaufen, sei ja naheliegend. Warum sie nicht mit Namen melden oder die Firma nennen, könne er sich auch nicht erklären.

Telefonmarketing-Zentrale sitzt in Saarbrücken

Eigentlich gebe es in der Telefonmarketing-Zentrale der Firma in Saarbrücken genaue Anweisungen an die Mitarbeiter. Demnach sollten letztere sich am Telefon namentlich vorstellen und nach dem Chef fragen. Anschließend sollten sie erläutern, dass sie für die Gemeinde Sternenfels ein Fahrzeug anschaffen und finanzieren wollen.

Die Anrufe laufen Fischer zufolge über Online-Telefonie und die Telekom. Insofern sei es eigentlich nicht möglich, dass bei Anrufen von dort keine Nummer oder eine Handynummer angezeigt werde.

Eine Firma aus Kürnbach übermittelte Bürgermeister Ebhart eine Handynummer, von der sie kontaktiert worden sei und vor der im Internet gewarnt werde.

Gibt man die Nummer auf Google ein, kommt etwa diese Bewertung: „Frau Kennedy will den Chef sprechen, ohne den Grund oder den Namen der Firma zu nennen, für die sie angeblich anruft.“

In einer anderen heißt es: „Will Werbung auf einem Anhänger verkaufen, angeblich für Vereine. Hörte sich interessant an, aber als ich zurückrufen wollte nur die volle Premium Mailbox.“

Möglicherweise sind Trittbrettfahrer unterwegs.
Michael Fischer
Vertriebsbeauftragter Drive marketing

Fischer schließt nicht aus, dass möglicherweise Trittbrettfahrer unterwegs sind, die mitbekommen haben, dass die Gemeinde ein Fahrzeug über Werbung verkaufen will und sich nun als die Firma ausgeben, die damit beauftragt wurde.

Er habe jedenfalls auch im direkten Gespräch mit örtlichen Firmen klargemacht, dass sein Angebot seriös sei. Einige Interessenten für Anzeigen habe er bereits gefunden.

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