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Fall für den Staatsschutz

Aufkleber-Aktion: Bruchsaler Kinderarzt gerät ins Visier von mutmaßlichen Impfgegnern

Mutmaßliche Impfgegner machen wieder mobil. Aufkleber des bekannten Bruchsaler Kinderarztes Bernhard Zehe sind in der ganzen Südstadt verteilt. Warum jetzt ermittelt wird.

Booster Abo Dr. Zehe
Das Konterfei des Kinderarztes Bernhard Zehe: Das ist auf den Aufklebern in der Bruchsaler Südstadt zu sehen. Foto: Martin Heintzen

Sein Konterfei ist in einer Art TÜV-Plakette zu sehen: Das Foto des Kinder- und Jugendarztes Bernhard Zehe aus der Bruchsaler Südstadt prangt derzeit an zig Laternemasten.

Sowohl rund um die alteingesessene Praxis als auch in anderen Stadtteilen, etwa in der Kasernenstraße. „Booster Abo Next Shot“ steht darüber. Sie kleben auf Briefkästen und sogar auf Autos wurden sie gesichtet.

Mutmaßlich stammen die Aufkleber von Impfgegnern. Die Sache ist bereits ein Fall für die Polizei.

Und die wiederum hat den Staatsschutz eingeschaltet, weil es sich um eine politisch motivierte Straftat handeln könnte. Es gehe um den Anfangsverdacht der Bedrohung, heißt es gegenüber den BNN.

Bruchsaler Kinderarzt erstattet Anzeige gegen Unbekannt

Der Arzt zeigt sich über die anonyme Aktion reichlich verwundert. „Die Polizei hat mich darüber informiert. Ich habe danach selbst auch Anzeige gegen Unbekannt erstattet.“

Eine ganz ähnliche Aktion hat zuletzt der Hausarzt Reto Schwenke in Walzbachtal-Wössingen erlebt. Mehr als 70 Aufkleber hat allein der Arzt selbst schon abgekratzt.

„Auch in der Bruchsaler Südstadt haben die Leute schon die Aufkleber abgekratzt und mir dann in die Praxis gebracht“, berichtet Zehe. Fühlt er sich von den möglichen Impfgegnern bedroht? Die Aufschrift ist doppeldeutig: „Next Shot“ kann übersetzt die nächste Spritze bedeuten – aber auch der nächste Schuss.

In der Tiefe meines Herzens fühle ich mich nicht bedroht.
Bernhard Zehe, Kinderarzt aus der Bruchsaler Südstadt

Zehe wird nachdenklich. „In der Tiefe meines Herzens fühle ich mich nicht bedroht.“ Er findet aber klare Worte für die Tat: „Es ist für mich unverständlich, wie man mich angreifen kann. Ich, der ich seit 30 Jahren nichts anderes versuche, als die Kinder dieser Stadt zu versorgen.“

Bernhard Zehe
Der Bruchsaler Kinder- und Jugendarzt Bernhard Zehe betreibt eine Praxis in der Südstadt. Foto: Martin Heintzen

Niemand werde zu einer Impfung gezwungen, der nicht gerade im Gesundheitsbereich arbeite. „Es steht jedem frei, ob er sich impfen lassen möchte oder nicht.“ Zumal er als Arzt nicht die Gesetze mache.

„Ich mache das, was medizinisch und naturwissenschaftlich richtig ist. Und das werde ich wegen einer möglichen Bedrohung nicht ändern.“

Das Thema Corona-Impfung sei in seiner Kinderarzt-Praxis derzeit ohnehin nicht sehr präsent. Der zweite Booster, sprich die vierte Impfung, ist ohnehin bisher vor allem für ältere Menschen empfohlen.

Neben dem Walzbachtaler Fall gab es ähnliche Vorkommnisse auch in Eisingen im Enzkreis, dort wurde ein Gemeinderat zur Zielscheibe.

Den Fällen gemein ist, dass sich die ins Visier geratenen Personen in der Corona-Pandemie klar positioniert haben. Der Bruchsaler Zehe beispielsweise hatte eine Corona-Schwerpunkt-Praxis für Kinder und Jugendliche.

Mit seiner Meinung über die Impfung hielt der Befürworter auch in Interviews mit den BNN nicht hinterm Berg.

Anonyme Aktionen von Impfgegnern oder sogenannten Querdenkern kamen seit Ausbruch der Pandemie auch in Bruchsal immer wieder vor.

Mehrfach sind etwa in Schulen Flyer mit teils kruden Thesen aufgetaucht. Trauriger Höhepunkt war eine Aktion vor gut einem Jahr, als sogenannte Judensterne an Bruchsaler Geschäften aufgetaucht sind. Darauf stand: „Ungeimpfte sind hier unerwünscht.“

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