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Baden-Baden

Ehrgeizige Ziele: Grenke will Leasingportfolio mit Robotik und 3D-Druck ausbauen

Der Baden-Badener Leasingspezialist Grenke will nach der Attacke durch den britischen Spekulanten Fraser Perring voll durchstarten. Die Sonderprüfung der Finanzaufsicht Bafin ist abgehakt. Beim Aufkauf von Franchisefirmen kommt die Grenke AG aber nicht wie geplant voran.

Der Schriftzug des Finanzdienstleisters Grenke AG steht an der Zentrale der Aktiengesellschaft.
Grenke will zurück zu alter Größe: Der Baden-Badener Leasingkonzern setzt dabei unter anderem auf Geschäfte in den USA. Foto: Uli Deck/dpa/Archivbild

Nach Abschluss der Sonderprüfung durch die Finanzaufsicht Bafin hat sich der Leasingkonzern Grenke ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2024 wollen die Baden-Badener, im Vergleich zu 2021, das Leasing-Neugeschäft verdoppeln.

Dies ist auch der Plan für den um Sondereffekte bereinigten Nachsteuergewinn. Daran werde auch der Krieg in der Ukraine und dessen Auswirkungen nichts ändern, sagte Grenke-Vorstandschef Michael Bücker am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz.

Robotik und 3D-Druck – Leasingportfolio soll ausgebaut werden

Falls die Grenke AG diese Ziele erreicht, stünde sie besser da als vor der Attacke durch den Spekulanten Fraser Perring und vor dem Corona-Ausbruch.

2022 verlassen wir das Basecamp und starten 2023 unseren Aufstieg.
Michael Bücker, Grenke-Vorstandschef

„2022 verlassen wir das Basecamp und starten 2023 unseren Aufstieg“, kündigte Bücker an. Details, wie die Grenke AG dieses Ziel erreichen will, werde er am 13. Mai bei einem Kapitalmarkttag mitteilen. Bücker machte aber bereits Andeutungen: So wolle Grenke sein Leasingportfolio ausbauen. 3D-Drucker und Robotik nannte der Grenke-Chef als Beispiele. Man wolle zudem mehr Medizintechnik finanzieren.

Chancen für eine Verdoppelung des Leasingneugeschäfts verspricht sich Bücker durch die Präsenz der Baden-Badener in 33 Ländern. Darunter ist, jüngstes Beispiel, auch ein Standort in den USA, „der größte Leasingmarkt der Welt“.

Die ins Auge gefasste Verdoppelung sei ambitioniert, räumte Bücker ein. „Wir schaffen dieses kontinuierlich hohe Wachstum, indem wir an die historischen und einzigartigen Stärken von Grenke anknüpfen und gleichzeitig die Skalierung unseres Geschäfts beschleunigen.“

16 Franchisegesellschaften will die Grenke AG kaufen

Zahlreiche Länder eroberte Grenke über Franchisegesellschaften. An diesen halten zunächst Finanzinvestoren die Kapitalmehrheit. Zu diesen gehört indirekt auch Konzerngründer Wolfgang Grenke. Dieses Konstrukt wurde massiv kritisiert, nachdem Perring 2020 die Grenke AG attackiert hatte.

Eigentlich wollte die Grenke AG spätestens bis April dieses Jahres die betroffenen 16 Franchisegesellschaften kaufen. Dies verzögert sich, sagte Bücker, ohne näher auf die Gründe einzugehen. Bis Ende des Jahres wolle man die Gesellschaften en bloc erwerben.

Das Unternehmen prüfe nach wie vor, ob es gegen Perring juristische Schritte einleiten wird. Bis Mitte des Jahres werde man da wohl zu einer Entscheidung kommen, so Bücker. Perring hatte Grenke Betrug, Geldwäsche und Bilanzfälschung vorgeworfen. Die meisten Vorwürfe bestätigten sich nicht.

Die Bafin stellte aber teils gravierende Mängel in der Compliance-Organisation und internen Revision fest. Die Finanzaufsicht verlangt nun auch von Grenke eine Kapitalquote von 10,5 Prozent nach zuvor 9,0 Prozent. Diesen Aufschlag wolle man möglichst rasch wieder wegbekommen, so Bücker.

Wiederaufstieg in den MDax ist in Baden-Baden erst mal kein Thema

Eine Rückkehr in den MDax „spielt jetzt erst Mal tatsächlich keine Rolle“, so Bücker. Man konzentriere sich auf die Wachstumsstrategie.

Zum vergangenen Geschäftsjahr: Das Leasingneugeschäft lag – auch wegen des Chip-Mangels – bei nur 1,7 (2020: 2,0) Milliarden Euro. Vor allem im letzten Quartal des vergangenen Jahres habe es massiv angezogen, so Finanzvorstand Sebastian Hirsch. Als Nachsteuergewinn fuhr der Konzern 95,2 (2020: 88,4) Millionen Euro ein. Ohne einen Sondereffekt – den Verkauf der Beteiligung am Berliner Start-up viafintech – wären es allerdings 23 Millionen Euro weniger Gewinn gewesen.

Obwohl der Nachsteuergewinn gesunken ist, wird der Hauptversammlung eine Dividende von 0,51 Euro je Aktie vorgeschlagen. Das entspricht nahezu einer Verdoppelung (2020: 0,26 Euro).

Prüfungskosten schlagen kräftig zu Buche

„Wir sind zurück in der Normalität“, unterstrich Hirsch nach all den Sonderprüfungen und Managerwechseln – bis hin zur Vorstandsspitze. So stiegen im vergangenen Jahr auch die Beratungs- und Prüfungskosten um 41 Prozent auf 38,3 Millionen Euro.

Für dieses Jahr peilt Grenke ein Leasingneugeschäft zwischen 2,0 und 2,2 Milliarden Euro an. Als Nachsteuergewinn werden 75 bis 85 Millionen Euro prognostiziert.

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