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Hauptversammlung

Die Baden-Badener Grenke AG und das Land der unbegrenzten Möglichkeiten

Einen Aktienkurs von über 100 Euro, den gab es mal bei der Grenke AG. Von einem solchen Comeback können die Aktionärinnen und Aktionäre erst mal wohl nur träumen. Doch immerhin steigt für sie wieder die Dividende. Und für realistisch hält Grenke-Chef Michael Bücker bis 2024 eine Verdoppelung des Neugeschäfts und des Gewinns.

Flaggen mit dem Schriftzug des Finanzdienstleisters Grenke AG.
Im Aufwind: Die Aktionärinnen und Aktionäre der Baden-Badener Grenke AG bekommen eine deutlich höhere Dividende als im Vorjahr. Foto: Uli Deck/dpa

Mit der Kursentwicklung haben die Aktionärinnen und Aktionäre des weltweit agierenden Leasingspezialisten Grenke keine große Freude.

Seit die Baden-Badener von dem englischen Spekulanten Fraser Perring attackiert wurden, dümpelt der Aktienkurs des Teilhaberpapiers im Börsenkeller – obwohl Perrings Vorwürfe nach Ermittlungen durch die Bankenaufsicht Bafin vom Tisch sind.

Einst notierte die Aktie bei über 100 Euro

Es ist auch die wirtschaftliche Gemengelage – weltweite Rezessions-Sorgen, Corona-Folgen samt Lieferkettenproblemen und Putins Angriffskrieg –, die die Börse und somit auch das SDax-Unternehmen Grenke wohl nicht so rasch wieder auf Höhenflug gehen lassen.

Auf diese Unsicherheiten weist die Grenke AG in ihrem Prognosebericht vorsorglich hin. Von einem Kurs jenseits von 100 Euro, der bei Grenke mal Realität war, dürften die Anteilseigner also weiterhin nur träumen.

Immerhin geht es mit der Dividende kräftig nach oben: Fürs vergangene Geschäftsjahr beschließt die virtuelle Hauptversammlung an diesem Mittwoch die Zahlung von 0,51 Euro pro Aktie. Im Vorjahr wurden 0,26 Euro ausgeschüttet, in sehr guten Zeiten waren es allerdings 0,80 Euro.

Im Vergleich zum Vorjahr geht es bei der Frage-Runde der Aktionäre ruhig zu – dominiert wird sie auch von Matthias Gaebler, der bundesweit als Vorstands-Schreck bekannt ist.

Prägnant ist die Antwort auf eine Frage der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz: An die drei Gesellschaften, die nach der Perring-Attacke mit Sonderprüfungen befasst waren, zahlte der Konzern in den Jahren 2020 und 2021 Honorare in Höhe von 6,3 Millionen Euro. Dennoch „werden wir Stand heute keine rechtlichen Schritte gegen den Leerverkäufer einleiten“, so Michael Bücker.

Es ist naturgemäß der Grenke-Vorstandschef Bücker, der den Aktionären nach dem zurückliegenden Perring-Debakel Mut macht. „Wir sind zurück – und wir blicken nach vorn.“ Ins Unternehmen sei wieder Ruhe eingekehrt, die von der Bafin festgestellten Mängel arbeite man in Abstimmung mit der Behörde ab. Die ersten Franchisegesellschaften – konkret die in den USA und in Singapur – übernehme man. Es war vor allem dieses Geschäftsmodell, das Analysten, Kleinaktionäre und Medien als intransparent kritisiert hatten.

Grenke und der weltweit größte Leasingmarkt USA

Bückers ehrgeiziges Versprechen lautet: „Bis zum Jahr 2024 werden wir sowohl das Neugeschäft als auch den Gewinn gegenüber dem Vorjahr verdoppeln.“ Diese Zuversicht begründet der Ex-Banker mit einer Nische, die Grenke wie kein Wettbewerber mit seiner weltweiten Präsenz besetze: das sogenannte Small-Ticket-Leasing. Der Baden-Badener Konzern ist an 150 Standorten ist 33 Ländern präsent.

Autos, Maschinen oder Anlagen verleasen viele Finanzkonzerne. Grenke konzentriert sich auf Dinge wie Laptops, 3D-Drucker, medizinische Geräte oder E-Bikes bis zu einem Volumen von maximal 25.000 Euro pro Vertrag. Im Durchschnitt sind es rund 8.000 Euro.

Vor allem aus den deutschsprachigen Ländern, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien erwartet Bücker kurzfristig die größten Effekte bei seinen ehrgeizigen Verdoppelungszielen. Langfristig setzt er aber unter anderem aufs junge Grenke-Land USA, „dem größten Leasingmarkt der Welt“.

Grenke-Finanzvorstand Sebastian Hirsch betont in seiner Rede die hohe Profitabilität und die „Robustheit unseres Geschäftsmodells“. „Immerhin haben wir eine Finanzkrise, eine Corona-Krise, einen Shortseller-Angriff und bislang auch die durch die russische Invasion in die Ukraine ausgelösten gravierenden Verwerfungen, die sich auch im allgemeinen wirtschaftlichen Umfeld auswirken, gut überstanden.“

Aktionäre schauen regelmäßig auf den Kurs, das weiß Hirsch natürlich nur zu gut. „Die meisten von ihnen, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, sind langfristig orientiert“, ruft er ihnen aber dankbar zu. Daher sei eine verlässliche und nachhaltige Dividendenpolitik wichtig. So lag in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich die Ausschüttungsquote bei 24,1 Prozent, fürs vergangene Geschäftsjahr sind es nun 24,3 Prozent.

Und der Aktienkurs? Dass der vergleichsweise niedrig ist, räumt auch der langjährige Grenke-Aufsichtsratschef Ernst-Moritz Lipp ein. „Noch“, stellt er etwas trotzig fest, denn allein die Leasingverträge hätten einen Substanzwert von 34 Euro je Aktie. Am Mittwoch ist der Schlusskurs bei 26,50 Euro.

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