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Nahverkehr in Corona-Zeiten

Keine Förderung des Landes für zusätzliche Schülerbusse in Baden-Baden

Die Hoffnung vieler Eltern auf mehr Busse in Corona-Zeiten im Schülerverkehr werden sich in Baden-Baden nicht erfüllen. Eine Förderung durch das Land sei nicht möglich, betont der Linienbetreiber.

Bus steht an der Haltestelle am Leopoldsplatz in Baden-Baden.
Immer mehr in den roten Zahlen: der öffentliche Personennahverkehr. Ein Passagierrückgang wegen der Corona-Pandemie erhöht auch in Baden-Baden das ÖPNV-Defizit. Foto: Bernd Kamleitner

Die öffentliche Wahrnehmung und die Bewertung der Stadtwerke sind bei diesem Thema nicht immer deckungsgleich: Nach Angaben der Verkehrsbetriebe in Baden-Baden ist in Bussen im Nahverkehr die in Corona-Zeiten zulässige Auslastung oftmals auch dann nicht überschritten, wenn Fahrgäste in den Fahrzeugen stehen. Stefan Güldner von den Stadtwerken räumte im Betriebsausschuss des kommunalen Versorgungsbetriebs aber ein, dass es unmittelbar nach den Sommerferien zu Zeiten des Schülerverkehrs überfüllte Busse gegeben habe. Die Stadtwerke hätten aber mit verschiedenen Maßnahmen wie dem Einsatz von Zusatzbussen oder größeren Fahrzeugen auf einzelnen Linien reagiert. Auch zwei ausgemusterte und für den Verkauf bestimmte Busse seien reaktiviert worden.

Für Eltern, die dagegen hofften, dass in Baden-Baden mit Förderung des Landes mehr Busse im Schülerverkehr rollen, gibt es eine schlechte Nachricht: Die Situation an der Oos erfülle nicht die Anforderungen an finanzielle Unterstützung. Das hätten aktuelle dafür erforderliche Erhebungen ergeben, hieß es im Betriebsausschuss. Die Förderung gelte ohnehin nur bis zum Jahresende. Wie es danach weitergehe, sei völlig offen.

Verkehrsbetriebe: In Bussen dürfen alle Sitzplätze belegt werden

Trotz eines deutlich geringeren Passagieraufkommens wegen der Corona-Pandemie erbringen die Busse der Verkehrsbetriebe auf dem rund 200 Kilometer langen Liniennetz mit 98 Prozent derzeit nahezu die volle Leistung,so die Verkehrsbetriebe. Die Auslastung liege dagegen deutlich unter dem gewohnten Niveau. In den Gelenkbussen, so Erhebungen der Stadtwerke, seien in 95 Prozent aller Fahrten noch freie Sitzplätze verfügbar, nur in fünf Prozent der Fahrten seien dagegen alle belegt. Weil im öffentlichen Personennahverkehr der Mindestabstand von 1,5 Meter wegen Corona schon bei Ein- und Ausstieg nicht dauerhaft eingehalten werden könne, bestehe in Bussen bereits seit April Maskenpflicht. Deshalb dürften in den Fahrzeugen auch alle Sitzplätze belegt werden.

Ein Vorschlag von SPD-Rat Werner Schmoll, Busse länger an Haltestellen verweilen zu lassen, um bei offenen Türen einen erhöhten Luftaustausch zu gewährleisten, wird nach Ansicht der Verkehrsbetriebe nicht umgesetzt, weil das nicht erforderlich sei. „Beim Halt findet bereits ein relativ großvolumiger Luftaustausch statt“, erläuterte Stadtwerkechef Helmut Oehler. Zudem hätten die Busse in viel kürzeren Abständen Halts als Züge, außerdem würden Dachluken, Klappfenster und Lüftungsanlagen für einen ausreichenden Luftaustausch sorgen.

Oehler verwies in diesem Zusammenhang erneut auf Studien in Nordrhein-Westfalen und Berlin. Wenn die Masken im Bus richtig getragen werden, also Mund und Nase bedecken, sei der öffentliche Personennahverkehr kein „Superspreader“. So werden mit Covid-19 infizierte Menschen genannt, die viele andere anstecken. Längere Busstopps würden zudem eine Erhöhung des Angebots erfordern, sprich die Kosten weiter nach oben treiben.

Zusätzliches Defizit von mindestens zwei Millionen Euro erwartet

Das Defizit im Nahverkehr dürfte in naher Zukunft ohnehin ein Thema in den Kommunalparlamenten in der Region werden, die es mit kommunalen Mitteln vor Ort ausgleichen müssen. Der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) habe zum Stand Ende September bereits ein zusätzliches Minus von 23 Prozent errechnet. Das entspreche einem Betrag von 35 Millionen Euro. Der Baden-Badener Anteil daran liegt bei etwa zwei Millionen Euro. „Ich gehe davon aus, dass sich die Prognose längst überholt hat“, seufzte Güldner.

Zudem sei zu befürchten, dass noch mehr Abo-Kunden abwandern. Bei diesen regelmäßigen Nutzern sei eine „klare Negativtendenz“ zu verzeichnen. Der öffentliche Nahverkehr in Baden-Baden wird jährlich mit einem Betrag von über fünf Millionen Euro gefördert. Für das Jahr 2021 kalkulieren die Stadtwerke sogar mit einem Defizit von sechs Millionen Euro, weil auch Tarifsteigerungen bei den Angestellten in die Kalkulation einfließen.

Von Ausdünnung des Netzes war noch keine Rede

Von einer Fahrpreiserhöhung oder einer Ausdünnung des Angebots war im Betriebsausschuss noch keine Rede. Solche Vorschläge hatten in der Vergangenheit ohnehin keine Konjunktur. „In den vier Jahren, die ich hier bin, gab es zum Thema ÖPNV noch keinen Vorschlag, der kostendämpfend gewesen wäre“, meinte der für den Nahverkehr zuständige Erste Bürgermeister Alexander Uhlig (CDU). „Was bestellt wird, liefern wir. Aber es muss auch bezahlt werden.“

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