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Landkreis fordert deutlich mehr Dosen

Impfstoff ist im Impfzentrum Bühl knapp - Landrat-Stellvertreter spricht von Skandal

Das Impfen gegen Corona geht viel zu langsam. Das findet Jörg Peter, Erster Landesbeamter des Landkreises Rastatt. Er fordert mehr Lieferungen für das Kreisimpfzentrum Bühl und spricht von einem Skandal.

Kreisimpfzentrum Bühl
Mit gezückter Nadel: Der Pandemie-Beauftragte Martin Holzapfel hat eine Spritze aufgezogen. Carl Christian Hoernecke (links), medizinischer Leiter des Kreisimpfzentrums Bühl, und Jörg Peter, Erster Landesbeamter des Landkreises, schauen aufmerksam zu. Foto: Ulrich Coenen

„Impfen ist der Schlüssel zur Überwindung der Corona-Pandemie“, stellt er am Freitagnachmittag bei einer Pressekonferenz im Kreisimpfzentrum in Bühl fest. Die begann aus Gründen des Infektionsschutzes im Freien, bevor die Teilnehmer (selbstverständlich mit Masken) einen Rundgang durch das Impfzentrum in der Schwarzwaldhalle unternahmen. Die letzten Patienten waren zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits nach Hause gegangen.

Peter verweist auf einen Brief, den er gemeinsam mit den Oberbürgermeistern der Großen Kreisstädte im Landkreis aus Bühl, Rastatt und Gaggenau an Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) geschickt hat und in dem er mehr Impfstoff fordert.

In der Pressekonferenz verweist Peter außerdem ausdrücklich auf die Nähe des Landkreises Rastatt zum französischen Départment Bas-Rhin mit einer Inzidenz von 255. Vor diesem Hintergrund sei es völlig unverständlich, dass das Saarland wegen seiner Nähe zu Frankreich 80.000 zusätzliche Impfdosen erhalte, der Landkreis Rastatt aber nicht. „Das ist eine echte Benachteiligung, die alle Landkreise am Oberrhein trifft“, meint Peter. „Unsere Impfzentren fahren deshalb nicht unter Volllast.“

800 bis 900 Impfungen pro Tag

Wie Carl Christian Hoernecke, der medizinische Leiter des Impfzentrums, berichtet, werden zurzeit 800 bis 900 Impfungen pro Tag in Bühl verabreicht. Am Sonntag soll mit 1.050 Impfungen ein neuer Rekord aufgestellt werden. Wäre genügend Impfstoff vorhanden, könnten 1.400 Impfungen täglich verabreicht werden.

„Außerdem haben wir aktuell nur vier Tage pro Woche geöffnet“, ergänzt Tobias Ulrich, der organisatorische Leiter. Unter optimalen Bedingungen wären fast 10.000 Impfungen pro Woche in Bühl möglich – wenn genügend Impfstoff da wäre. „Davon sind wir leider weit entfernt“, bedauert Ulrich. Derzeit schwankt die wöchentliche Lieferung der Impfdosen zwischen 2.500 und 3.700. „Ein planbarer Betrieb mit konstantem Angebot ist wegen dieser Schwankungen nicht möglich“, berichtet Ulrich.

An 69 Betriebstagen wurden im Impfzentrum Bühl bisher 35.635 Impfungen verabreicht. Davon entfallen 23.089 auf Biontech und 12.546 auf Astrazeneca. Von der Biontec-Impfungen wurden wiederum 5.662 durch das mobile Impfteam verabreicht, das sich zunächst auf Seniorenzentren und jetzt auf Einrichtungen mit behinderten Menschen konzentriert. Für den Johnson & Johnson-Impfstoff gibt es bisher noch keinen festen Plan. Allerdings hat der Landkreis bereits 1.000 Dosen erhalten.

Wenn wir so weiterarbeiten wie bisher, sind am 6. Dezember 75 Prozent der Bevölkerung des Landkreises geimpft.
Jörg Peter, Erster Landesbeamter

„Wenn wir so weiterarbeiten wie bisher, sind am 6. Dezember 75 Prozent der Bevölkerung des Landkreises geimpft“, konstatiert Jörg Peter. Das Tempo hält er für keineswegs ausreichend. Der Erste Landesbeamte will dieses Ziel bis 30. September erreichen. „Das Interesse der Bürger an einer Impfung ist groß“, sagt er.

Aktuell liegt der Schwerpunkt des Kreisimpfzentrums auf Zweitimpfungen, bei denen die aufwendige Aufklärung der Patienten entfällt. 57.526 Bürger des Landkreises Rastatt haben bisher eine Erstimpfung erhalten.

Diese wurden allerdings nicht nur in Bühl, sondern auch in den Nachbarimpfzentren in Karlsruhe, Baden-Baden und im Ortenaukreis verabreicht. Das entspricht einer Quote von 24,8 Prozent. Zwei Impfungen haben 16.166 Bürger des Landkreises erhalten. Die Impfungen durch die Hausärzte sind in dieser Statistik nicht berücksichtigt und kommen noch hinzu.

Bleibt das Impfzentrum bis zum September?

Die Stadt Bühl hat dem Landkreis die Schwarzwaldhalle bis zum 30. Juni überlassen, allerdings hat sie bereits eine mögliche Verlängerung bis 30. September signalisiert. Dieses Angebot will Peter ergreifen, allerdings fehle noch eine entsprechende Finanzierungszusage durch das Land.

Martin Holzapfel ist Pandemiebeauftragter des Landkreises und Hausarzt in Rastatt. Er weist auf die gemeinsamen Bemühungen des Kreisimpfzentrums und der niedergelassenen Ärzte hin und betont: „Nur gemeinsam schaffen wir das.“ Im Hinblick auf den in der Pressekonferenz angesprochenen digitalen Impfausweis zeigt er sich skeptisch. „Frühestens im Januar“, meint er. „Das steht alles noch in den Sternen.“ Jörg Peter empfiehlt in diesem Zusammenhang, zunächst auf die Impfausweise zu bauen, die es bereits gibt. Wegen der fehlenden Fälschungssicherheit stehen die aber in der Kritik.

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