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Besuch im Wahlkampf

Bürgermeisterwahl in Sasbach: Was sich Jugendliche von Kandidat Benedikt Eisele wünschen

Im Kampf um das Bürgermeisteramt will Benedikt Eisele junge Sasbacher gewinnen. In der „Linde“ suchen sie nach Themen und diskutieren über die Ortspolizei.

Hört zu: Benedikt Eisele (rechts) will die Ideen der jungen Sasbacher ins Rathaus mitnehmen – wenn er denn gewählt wird.
Hört zu: Benedikt Eisele (rechts) will die Ideen der jungen Sasbacher ins Rathaus mitnehmen – wenn er denn gewählt wird. Etwa 15 junge Wähler waren seiner Einladung gefolgt. Foto: Christoph Kölmel

Eine Gemeinderätin habe ihn schon für verrückt erklärt, erzählt Benedikt Eisele und schaut in die Runde. „Ein Jugendforum, hier in Sasbach? Da kommen vielleicht drei Leute.“ Jetzt steht er inmitten von knapp 15 jungen Wählern, die wegen ihm in die „Linde“ gekommen sind. In dem abgetrennten Bereich des Lokals wird es eng. „Wenn noch mehr auftauchen, wechseln wir den Raum.“ Eisele ist vorbereitet.

Auf dem Tisch vor dem Bürgermeisterkandidaten steht ein großer Turm Lollis. „Nervennahrung“, sagt er. Die Teilnehmer bestellen Colaweizen, Export, Schorle. Es sind vor allem junge Männer Mitte 20, die sich an diesem Abend eingefunden haben.

Eisele steht vor einem Flipchart. Er trägt dunkle Jeans und einen grauen Pullover, wirkt jünger als auf den Fotos. Der Anzug bleibt heute im Schrank.

Teilnehmer ärgert sich über Gras auf Gehwegen

„Meine Vision von Sasbach habt ihr schon oft genug gehört, jetzt seid ihr dran“, fordert Eisele die Besucher auf. Er verteilt Textmarker und Zettel, die Teilnehmer diskutieren und halten ihre Ideen fest.

Eisele hängt einen der Zettel an sein Flipchart. „Gehwege grasfreier gestalten“ steht darauf. „Damit meine ich, dass das Gras nicht so über den Gehweg wuchern soll. Da muss man mehr machen“, sagt ein Teilnehmer.

Diese Meldung hätte auch bei einem Treffen mit älteren Sasbachern aufkommen können – und die Themen bleiben vorerst wenig jugendlich. „Wir brauchen einen Bäcker und einen Metzger in Obersasbach“, fordert eine Teilnehmerin. Eisele nickt und fragt: „Will jemand von euch Bäcker oder Metzger werden?“ Schweigen.

„Solche Betriebe haben es leider sehr schwer“, sagt er. Als Bürgermeister könne er da nicht viel machen. Um die Versorgung mit Lebensmitteln auch in Obersasbach zu gewährleisten, regt er einen Lieferdienst an. Die Gemeinde könne diesen etwa in Kooperation mit dem Rewe-Markt auf die Beine stellen.

Benedikt Eisele spricht zu seinen Besuchern.
Die Besucher von Benedikt Eiseles Jugendforum beweisen Ausdauer. Foto: Christoph Kölmel

„Die lassen einen wegen jeder Kleinigkeit zahlen“, ärgert sich ein anderer Teilnehmer über die penible Ortspolizei. Der Rest stimmt schnell mit ein. Eisele will moderieren. Er finde die Ortspolizei gut, wenn sie den Bürgern wirklich helfe. Mit dem Maßband zu warten, bis jemand falsch parkt, sei keine Hilfe. „Ich will den Haushalt anders stabil halten als über Einnahmen aus Bußgeldern“, verspricht Eisele.

Lieber was Großes umsetzen, als das Geld zu verkleckern.
Teilnehmer des Jugendforums

Kritisch sieht ein Teilnehmer die Pläne zur weiteren Bebauung Sasbachs. „Ich finde den Ansatz, überall nur Mehrfamilienhäuser zu bauen, nicht gut.“ Es solle auch freie Flächen geben, um der Natur ihren Platz zu lassen. Eisele gibt ihm recht. „Diese Zwischenflächen im Ort finde ich auch schön“, sagt er. Dennoch gebe es keine Diskussion, dass das Neubaugebiet Waldfeld 3 kommen wird. Da sei es egal, wer gewählt werde.

Bürgermeisterkandidat Eisele: Jugend soll über Budget selbst verfügen

Eisele ist in seinem Element, wenn es um Details der Kommunalpolitik geht. Er neigt dann zum Dozieren: Auf die Frage nach den Einnahmequellen einer Gemeinde referiert er minutenlang über Hebesatz und Stundungen – allerdings anschaulich und verständlich. Die möglichen Wähler in der „Linde“ springen ihm nicht ab.

Abschließend stellt er den Besuchern eine Frage. „Wenn ihr ein jährliches Budget von 50.000 Euro für die Jugend hättet – würdet ihr das für eine große Sache nutzen oder breit streuen?“ Sollte er gewählt werden, wolle er diese Summe dem Gemeinderat vorschlagen. Die jungen Sasbacher könnten dann über die Verwendung entscheiden. „Lieber was Großes umsetzen, als es zu verkleckern“, sagt ein Teilnehmer. Die anderen nicken.

Nach über zwei Stunden gehen die ersten Besucher. „Bitte nehmt mir davon welche ab, die sind schwer“, sagt Eisele und zieht den Lolli-Turm nach vorn. Für ihn ist um zehn Uhr abends noch lange nicht Schluss. Der Musikverein hat ihn zur Probe eingeladen.

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