Benedikt Eisele legt Wert auf die Details: Zum Gespräch mit der Redaktion hat er extra dieselbe rote Krawatte aus dem Schrank geholt wie auf den Fotos auf seinen Wahlplakaten. „Alles, was man an Wahlkampf in Sasbach von mir mitbekommt, stammt allein von mir“, sagt er weiter: Hausbesuche, Ortsrundgänge, Infostände und viele Gespräche. „Seit der Bewerbung klingelt mein Telefon mindestens 20 Mal am Tag.“
Wie viele Wählerstimmen ihm all das einbringen wird, zeigt sich am 19. März, wenn die Sasbacher einen neuen Bürgermeister wählen.
Als Chef der Gemeinde wolle er vor allem pragmatisch sein, „kein Show-Gehabe, ganz beamtenmäßig“, sagt Eisele und legt in dem Café in der Ortsmitte die Aktentasche auf dem Stuhl neben sich ab.
Sieben Bewerber treten in Sasbach an
Dass er als einziger unter den sieben Kandidaten selbst schon in einer Verwaltung gearbeitet hat – derzeit im Bauamt der Stadt Oberkirch – sieht er als Vorteil: „Verwaltung ist komplex, das unterschätzt man schnell. Man muss wissen, welche Hebel man dort umlegen muss, damit Dinge auch umgesetzt werden“, sagt er und rührt in der Teetasse auf dem Tisch vor sich. „Man darf den Leuten nicht nur das Blaue vom Himmel versprechen, was man nicht halten kann.“
Eisele hat Öffentliches Recht und Politik in Greifswald und Public Management an der Verwaltungshochschule in Kehl studiert und dann zunächst beim Regierungspräsidium in Tübingen gearbeitet. Seine Erfahrung will der 31-Jährige in Sasbach unter anderem dafür nutzen, um Gemeinde und Vereine durch den Dschungel von Fördergeldern und Anträgen zu lotsen.
„Außerdem ist mir wichtig, dass der Wirtschaftsstandort Sasbach weiter ausgebaut wird“, zählt er weiter auf. „Beim Kloster Erlenbad, das jetzt einem Investor gehört und das für den Ort weiterhin einen Mehrwert haben soll, müssen alle Zusagen eingehalten werden. Und ich kann mir einen Treffpunkt vorstellen, den mehrere Generationen nutzen können.“
Dass er auch die junge Generation ansprechen will, sagt er im Gespräch gleich mehrmals. Das laufe vor allem online ab: „Ich würde behaupten, dass ich unter den Kandidaten der Aktivste auf Social Media bin.“
Viele junge Bürgermeister haben das auch schon so gemacht.Benedikt Eisele, Bürgermeisterkandidat
Berufsbegleitend absolviert er derzeit ein Masterstudium in Kehl, das noch zwei Jahre dauern wird: Public Management für kommunale Führungskräfte. „Viele junge Bürgermeister haben das auch schon so gemacht.“
Den Wunsch, Chef eines Rathauses zu werden, hat Eisele nicht erst seit gestern. Er habe aber auf eine Gelegenheit in der passenden Gemeinde gewartet und findet: „Sasbach und ich, das passt gut zusammen.“ Die Menschen seien offen und gerade heraus.
Eisele selbst wuchs in Bad Krozingen im Markgräflerland auf. Im Moment lebt er im Kehler Stadtteil Querbach, engagiert sich dort im Bürgerverein und spielt in Auenheim im Fußballverein. Zudem ist er Vorsitzender der FDP Kehl-Hanauerland. Das Amt will er abgeben, sollte er die Wahl gewinnen.
Als Wahlsieger will er nicht nur für den Kreistag kandidieren, sondern in jedem Fall auch umziehen: „Ich finde, ein Bürgermeister muss seinen Lebensmittelpunkt in dem Ort haben, in dem er arbeitet.“ Mancher Wähler hat das offenbar schon mitbekommen: Bei seinen Hausbesuchen habe ihn eine ältere Dame gefragt, ob sie ihm noch gleich die Telefonnummer ihrer Enkelin mitgeben dürfe.
In einem, kurzen Satz: Warum wollen Sie Bürgermeister werden?
EiseleMir ist es wichtig, in einer lebendigen Gemeinde zu arbeiten, in der ich etwas gestalten kann.
Wissen Sie, was da auf Sie zukommt?
EiseleJa, denn ich arbeite seit fünf Jahren in der öffentlichen Verwaltung.
Das ist oft eine 80-Stunden-Woche. Kann man sein Geld nicht einfacher verdienen?
EiseleFür das öffentliche Wohl zu sorgen, ist mir wichtiger als riesig viel Geld zu verdienen. Dafür bin ich bereit, auch 80 Stunden zu investieren.
Was sagt die Familie zu der Idee?
EiseleDie war nicht überrascht, dass ich kandidiert habe.
Ein spannender Fakt über Sasbach bitte, den wir noch nicht kennen.
EiseleHier haben die Menschen eine hohe Grundzufriedenheit.
Worüber haben Sie im Wahlkampf lachen müssen?
EiseleAls ich mit Jackett und schwarzem Rollkragenpulli unterwegs war, meinten zwei ältere Damen: Herr Eisele, Sie sehen mit Krawatte viel besser aus.
Was ist Ihnen in den vergangenen Wochen aufgefallen, das Sie sofort ändern werden?
EiseleSasbach hat noch viel Potenzial, was Fördermittel für Vereine und für die Gemeinde selbst angeht.
Der sympathischste Wesenszug der Sasbacher?
EiseleSie sind gerade heraus und scheuen sich nicht, offen ihre Meinung zu sagen.
Wo waren Sie zuletzt im Urlaub?
EiseleIn Mecklenburg-Vorpommern an der Ostsee.
Und wo wollen Sie unbedingt noch einmal hin?
EiseleNach Norwegen und Schweden.
Was packen Sie als Lektüre ein?
EiseleEinen Reiseführer, in Norwegen ist vermutlich auch ein Survival-Buch nicht schlecht.
Oder lieber Streaming? Geben Sie unseren Lesern einen Tipp.
EiseleIch mochte die Serie „The Last Kingdom“, weil ich mich auch für Geschichte interessiere.
Kurz gefragt, kurz geantwortet
Sekt oder Sprudel? – Im Alltag Sprudel.
Oper oder Rockkonzert? – Rockkonzert.
Sonne oder Schnee? – Sonne.
Familie oder Freundeskreis – Beides.
Windenergie oder Auerhuhn? – Beides hängt zusammen.
Schnitzel oder Tofu? – Schnitzel.
Selbst gekocht oder Fast Food? – Selbst gekocht.
Sport oder Sofa? – Sport.