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Kandidaten im Porträt

Bürgermeisterwahl in Sasbach: Sanja Tömmes haut schon mal auf den Tisch

Zwei „starke Frauen“, sagt Sanja Tömmes, wollen Bürgermeisterin in Sasbach werden. Sie will auch ihrem heutigen Chef die Stirn bieten, falls sie gewählt wird.

Sanja Tömmes bei Fototermin im Sasbacher Pfarrgarten
Sanja Tömmes bei einem Fototermin im Sasbacher Pfarrgarten an einem Gerät, das junge wie ältere Menschen zur Bewegung animieren soll. Foto: Roland Spether

17.436 Schritte. So weit ist Sanja Tömmes am Sonntag für das Bürgermeisteramt in Sasbach gelaufen. Von Tür zu Tür, von Gespräch zu Gespräch. Acht Kilo, sagt sie beiläufig, habe sie in diesem Wahlkampf bereits abgenommen. Sie sage ja nicht nein, wenn man ihr ein Stück Kuchen anbiete, „aber die Bewegung macht es halt“. Dabei hat sie auch vorher schon eine Menge zu tun gehabt: Als Ortsvorsteherin des Kehler Stadtteils Auenheim und Geschäftsführerin bei Investor Jürgen Grossmann wurde ihr nicht langweilig.

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich so intensive Gespräche schon im Wahlkampf führen kann“, sagt Sanja Tömmes über die vergangenen Wochen. Dass sich dabei, neben fünf Männern, zwei „starke Frauen“ gegenüberstehen, findet sie „exotisch“. Dass man bisweilen verwechselt wird, gefällt ihr weniger, „weil wir einen völlig unterschiedlichen Background haben“.

Und sie wünscht sich mehr Frauen in der Kommunalpolitik. Im nördlichen Ortenaukreis gebe es bei 51 Städten und Gemeinden gerade einmal drei Bürgermeisterinnen, zwei davon in Lauf und Sasbachwalden und, vielleicht, bald noch eine dritte: In Sasbach. „Dann hätten wir drei Frauen, eine starke weibliche Ortenau im Norden. Aber der Rest…“, sagt sie und lässt den halben Satz im Raum stehen.

Ich bin bei den Freien Wählern, da war ich schon immer.
Sanja Tömmes, Kandidatin und Kreisrätin

Zum ABB-Gespräch ist Sanja Tömmes mit einer Tüte voller Croissants und Brötchen erschienen. Sie zupft eine ganze Weile ohne rechte Begeisterung an einer Laugenstange herum. Als die Rede auf Jürgen Grossmann kommt, legt sie sie mit einer energischen Handbewegung auf den Teller.

Nicht zum ersten Mal wird sie darauf angesprochen. Wie kann sie, derzeit noch Geschäftsführerin in einem seiner Unternehmen, ihm die Stirn bieten, wenn der Investor und die Gemeinde bei der Entwicklung des Erlenbad-Areals unterschiedliche Ansichten haben? „Mit geht es darum, das Bürgermeisteramt auszufüllen, und nicht, irgendwelchen Investoren entgegenzukommen“, sagt sie.

Investor als Chance für Sasbach

Sie werde einfordern, was er als Investor dem Gemeinderat versprochen hat: „Wer mich kennt als Kommunalpolitikerin, der weiß, dass ich auch mal auf den Tisch hauen kann“. Dass das Kloster von einem Investor aus der Ortenau entwickelt werde, sehe sie als Chance. Ähnliche Projekte in der Region würden zeigen, wie schwer es ist, wenn ein Investor aus einem weit entfernten Land im Spiel ist, der oft für die Kommunalpolitik überhaupt nicht greifbar sei.

Auch die nächste Frage begegnet ihr regelmäßig im Wahlkampf: Ihr Verhältnis zur LKR (Liberal-Konservative Reformer), die der frühere AfD-Bundessprecher Bernd Lucke 2015 gegründet hat. Steht die Kandidatin also der AfD nah? Die Frage sei ihr schon bei ihrer Bewerbung in Willstätt gestellt worden, und sie empfinde das als Diffamierung: „Ich bin bei den Freien Wählern, da war ich schon immer“.

Der Blick richtet sich nach vorne

Bei der LKR habe sie ein Jahr lang gearbeitet, freiberuflich, und sich um die Verwaltung der Mitglieder und andere organisatorische Dinge gekümmert. Mitglied sei sie selbst nie gewesen. Sie stehe auch nicht der AfD nahe: „Ich bin mit den meisten Stimmen aller Kandidaten in den Kehler Gemeinderat gewählt worden, das wäre nie passiert, wenn ich rechtsradikal wäre“.

Bei den Parkplätzen wird es eng

Tömmes will lieber den Blick nach vorne lenken, berichtet von ihren Plänen, die Bürger besser zu informieren über das, was in der Gemeinde grade so geht, über die Nordtangente, die für Sasbach aus vielerlei Gründen wichtig sei, über die Klimaschutzplanung, die mit Leben ausgefüllt werden müsse, oder auch über die Agenda 2030 für Sasbach, aus der ein regelrechtes Gemeindeentwicklungskonzept werden könnte. Wachsende Probleme sieht sie in der Konkurrenz um Parkplätze, die bisweilen dazu führe, dass Feuerwehr oder Müllabfuhr nicht mehr durchkommen.

Sie freue sich auf den Kontakt zu den Menschen. Sasbach habe genau die richtige Größe, dass man sich noch kenne und grüße, und dass man schnell mal ins Gespräch kommt. „Wenn ich in Auenheim ins Schwimmbad gehe, ist mein Mann schon 20 Bahnen geschwommen, bis ich überhaupt am Wasser bin“. Überall begegne sie Bürgern, die schnell mal sagen, was ihnen auf dem Herzen liegt – „da müssen sie nicht extra zu mir ins Rathaus kommen“.

In einem kurzen Satz: Warum wollen Sie Bürgermeisterin werden?
Tömmes

Ich will mehr Verantwortung übernehmen und das, was ich bisher als Ortsvorsteherin geleistet habe, vertiefen.

Wissen Sie, was da auf Sie zukommt?
Tömmes

Selbstverständlich. Das ist kein normaler Acht-Stunden-Job. Ich weiß, dass es viele Abendtermine geben wird. Ich will zudem am Samstag eine Sprechstunde einführen.

Das ist oft eine 80-Stunden-Woche. Kann man sein Geld nicht einfacher verdienen?
Tömmes

Ich verdiene mein Geld durch zwei Jobs momentan, die zusammen 60 Stunden in der Woche umfassen. Das will ich auch als Bürgermeisterin leisten.

Was sagt die Familie zu der Idee?
Tömmes

Die freuen sich, dass ich diesen Schritt gehe und mich auch verwirklichen möchte.

Ein spannender Fakt über Sasbach bitte, den wir noch nicht kennen.
Tömmes

Mir ist als allererstes aufgefallen, wie viel Ruhe und Natur es gibt. Es sticht einem nicht gleich ins Auge, welche großen Unternehmen wir hier haben.

Worüber haben Sie im Wahlkampf lachen müssen?
Tömmes

Als mich jemand gefragt hat, wie ich das mit meinen Kindern mache. Das fand ich angesichts meines Alters sehr nett. Meine Kinder sind erwachsen.

Was ist Ihnen in den vergangenen Wochen aufgefallen, das Sie sofort ändern werden?
Tömmes

Sofort kann ich nichts ändern. Aber ich würde mehr für die Jugend tun. Und damit könnte ich gleich beginnen.

Der sympathischste Wesenszug der Sasbacher?
Tömmes

Mir ist aufgefallen, dass man sich guten Tag sagt, wenn man sich auf der Straße begegnet. Das ist bei uns in Auenheim auch so.

Wo waren Sie zuletzt im Urlaub?
Tömmes

In Kroatien.

Und wo wollen Sie noch unbedingt hin?
Tömmes

Nach Kroatien.

Was packen Sie als Lektüre ein?
Tömmes

Meistens nichts. Ich habe Bücher in meinem Haus in Kroatien, da möchte ich viele noch lesen.

Oder lieber Streaming? Geben Sie unseren Lesern einen Tipp.
Tömmes

Ich bin kein Fan von Serien, und ich habe auch wenig Zeit fürs Fernsehen.

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