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Bürgermeisterwahl am 1. August

Ein Amtsleiter im Rathaus Rastatt bringt die SPD in die Bredouille

Es wird spannend am 1. August: Alle sechs Bewerber um den Bürgermeisterposten dürfen sich vorstellen. Die SPD hat mit ihrem Wunschkandidaten ein kleines Problem.

Zwei Männer mit Brille
Um die Nachfolge von Arne Pfirrmann bewirbt sich Achim Schick (rechts) an. Der Volljurist ist leitender Mitarbeiter der Rastatter Stadtverwaltung. Foto: Beatrix Krone/privat

Der 1. August liegt zwar bereits in den großen Ferien. Trotzdem kann sich der Rastatter Gemeinderat an jenem Dienstag auf einen heißen Wahlkrimi einstellen. 

Denn nach Informationen dieser Redaktion dürfen sich alle sechs Bewerber um die Nachfolge von Bürgermeister Arne Pfirrmann (FW) vorstellen – darunter auch ein Lokalmatador. Die große Frage: Wird sich der Favorit der SPD durchsetzen?

In dieser Woche hat die sogenannte Personalauswahlkommission mit Vertretern des Gemeinderats getagt. Wie schon am Montag, als die Bewerbungsfrist um 8 Uhr endete, wollte die Stadtverwaltung die Namen der sechs Bewerber zunächst nicht nennen. 

Am späten Freitagvormittag änderte Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch (CDU) den Kurs. Der Rathaus-Chef will jetzt, in Absprache mit den Kandidaten, am Montag im Gemeinderat (17.30 Uhr, Ratssaal) das Geheimnis lüften. Pressesprecherin Heike Dießelberg sagt, die Kommission habe einen Vorschlag für den Ablauf der Wahl am 1. August erarbeitet. Darüber werde der Gemeinderat am 10. Juli befinden.

Hat Gewerkschafter ausreichende Qualifikation?

Dass tatsächlich ein Sextett antreten darf, war nach Informationen dieser Redaktion keineswegs selbstverständlich. Vor allem der von der SPD-Fraktion favorisierte Kandidat gilt als nicht unumstritten. 

Es handelt sich um einen Funktionär der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, der beruflich außerhalb Badens tätig ist. Diskutiert wurde demnach, ob dieser Bewerber die ausreichende Qualifikation mit sich bringt, wie sie in der Stellenausschreibung festgelegt war.

Am Ende gab es auch für den Gewerkschafter grünes Licht. Möglicherweise auch deshalb, weil die SPD als zweitstärkste Kraft im Kommunalparlament ein Vorschlagsrecht hat. Gibt es wie in Rastatt mehrere Beigeordnete, „sollen die Parteien und Wählervereinigungen gemäß ihren Vorschlägen nach dem Verhältnis ihrer Sitze im Gemeinderat berücksichtigt werden“, heißt es in Paragraf 50 der Gemeindeordnung.

Das heißt noch lange nicht, dass der Sozialdemokrat bei der geheimen Wahl auch das Rennen machen wird. Hinter den Kulissen hört man ein Raunen, ob ein Gewerkschafter über die Fraktionsgrenzen hinweg im Gemeinderat konsensfähig ist.

Noch verzwickter wird die Lage für die Sozialdemokraten, weil mit Achim Schick ein leitender Mitarbeiter der Stadtverwaltung den Finger streckt. 

Der 53-jährige Volljurist leitet seit 2012 den Fachbereich Sicherheit und Ordnung und war damals als Amtsleiter vom Rastatter Landratsamt (Justiziariat/Baurecht/Naturschutz/Krisenstab) ins Rastatter Rathaus gewechselt. 

Ich habe Rastatt schätzen und lieben gelernt. Ich habe umfangreiche Leitungserfahrung und Ortskenntnisse.
Achim Schick, Bewerber

Schick gab sich gegenüber dieser Redaktion jetzt zu erkennen und betont: „Ich habe Rastatt schätzen und lieben gelernt. Ich habe umfangreiche Leitungserfahrung und Ortskenntnisse.“

Schick hat nach eigenen Angaben seit 1999 das SPD-Parteibuch. Und er weiß, dass er nicht der Wunschkandidat der Rastatter SPD-Fraktion ist: „Damit muss ich leben.“ Zurückziehen will er deshalb nicht. Er verstehe das Amt „überparteilich und sachorientiert. Man weiß, wo ich stehe“.

Ungewöhnlich wäre ein solcher Karriereschritt im Rastatter Rathaus nicht. Schon Bernd Wafzig (FDP) und als dessen Nachfolger Arne Pfirrmann (FW) hatten als Juristen den Sprung von der Spitze des Rechts- und Ordnungsamts auf den Bürgermeistersessel geschafft.

Bürgermeisterwahl in Rastatt: Parteiunabhängiger Bewerber hinterlässt guten Eindruck

Aber dann gibt es ja noch weitere Bewerber abseits der Sozialdemokraten. Dem Vernehmen nach soll ein parteiunabhängiger Bewerber einen guten Eindruck hinterlassen haben. 

Auch ein CDU-Kandidat ist im Rennen. Die Frage stellt sich, ob das Parteibuch in diesem Fall nicht eher ein Handicap ist, weil mit Raphael Knoth schon ein Christdemokrat Bürgermeister ist und die SPD mit den Füßen scharrt.

Einiges wird wohl auch davon abhängen, welchen Eindruck die Bewerber bei ihren Gesprächen mit den Fraktionen hinterlassen. Für Spannung ist jedenfalls gesorgt.

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