Skip to main content

Beitrag zum Naturschutz

Durmersheimer Anglerkreis Neuwiesen will Population bedrohter Fischart steigern

Wissenswertes über das Leben in Kleingewässern vermittelt der Anglerkreis Neuwiesen in einer Ausstellung auf dem Rathausplatz in Würmersheim. Ein Hauptziel des Vereins ist es, in seiner Teichanlage vor allem eine bedrohte Fischart zu vermehren.

Schaukästen, Mann
Leben im Kleingewässer: Der Anglerkreis Neuwiesen will mit seiner Ausstellung vor dem Rathaus einen Beitrag zum lokalen Naturschutz leisten. Foto: Hans-Jürgen Collet

Alle Details sind zu erkennen: Feinsäuberlich hat Karolina Dabkowska, Jugendleiterin beim Anglerkreis Neuwiesen, den Kalikokrebs präpariert. Er ist der besondere Blickfang in einem gläsernen Schaukasten, in dem viel Wissenswertes über das Leben im Kleingewässer vermittelt wird.

Der Anglerkreis hat die Ausstellung auf dem Platz vor dem Würmersheimer Rathaus realisiert. Auch ein präparierter Sonnenbarsch, der – genauso wie der Krebs – als ungern gesehener Gast in Kleingewässern gilt, ist dabei in Augenschein zu nehmen.

Allerlei Informationen über Krötenwanderungen, die Entwicklung von Fröschen, Schmetterlingen und Käfern sind anschaulich dargestellt, genauso wie die üppige Vielfalt von Bienen und Hummeln. Ein Schwerpunkt bilden freilich die Informationen über den Kalikokrebs, der die Welt der Amphibien in der Rheinebene massiv bedroht.

Kalikokrebs bedroht die Welt der Amphibien in der Rheinebene

„Er hat das Potenzial, Kleingewässer komplett leer zu fressen, bis er die einzige vorherrschende Art ist“, sagt Vincent Schorpp, Vorsitzender des Anglerkreises Neuwiesen. Weiterer Hauptbestandteil der Ausstellung ist die Fischpopulation in heimischen Gewässern. Karpfen, Flussbarsche, Moderlieschen und Schleien etwa werden dem Betrachter näher gebracht.

„Der Anglerkreis hat das alles sehr professionell gestaltet“, sagt Bürgermeister Andreas Augustin und Ortsvorsteher Helmut Schorpp zeigt sich ebenfalls beeindruckt, „wie hier die ganze Vielfalt der Natur auf den Punkt gebracht wurde.“

Der Körper friert vollständig ein, ohne dass er stirbt.
Vincent Schorpp, Vereinsvorsitzender

Um eine Fischart will sich der Anglerkreis nun künftig besonders bemühen: Es ist die Karausche, eine in der Rheinebene vom Aussterben bedrohte Fischart: „Sie kann mehrere Tage nahezu ohne Sauerstoff auskommen und ihr Körper im Winter vollständig zufrieren, ohne dass der Fisch stirbt, da er in seinem Blut Alkohol anreichert“, erklärt Vincent Schorpp.

Anglerkreis legt Fokus auf in der Rheinebene vom Aussterben bedrohte Fischart

Und: „Wenn die Karausche in einem Gewässer mit vielen Raubfischen vorkommt, entwickelt sie eine höhere Körperform, damit sie schlechter gefressen werden kann“, berichtet Schorpp weiter. Ihr Lebensraum in Kleingewässern und in den Rheinauen schwinde allerdings stark.

Mithin sollen in der Teichanlage des Anglerkreises im Würmersheimer Gewann Neuwiesen, nicht weit entfernt von der Waldhütte, Flachwasserzonen als Laichplätze angelegt werden, wie Gewässerwart Erich Buhlinger erklärt. Vorgesehen sei dann später auch das Aussetzen der Fische in andere Gewässer der Umgebung.

Frank Hartmann, Fachmann für Fischereiwesen im Regierungsbezirk Karlsruhe, signalisierte dem Verein seine Unterstützung im Kampf gegen die unliebsamen Kalikokrebse.

Anglerkreis Neuwiesen plant Kooperation mit dem Gymnasium

Im Bereich der Teiche plant Vincent Schorpp mit seinen Vereinskollegen im Sinne der Biodiversität zudem eine Streuobstwiese und viele Blühpflanzen sowie ein kleines Gebäude, das möglicherweise auch Platz bieten soll für ein „grünes Klassenzimmer“. Die baurechtlichen Grundlagen in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde des Landratsamtes Rastatt müssen dafür aber noch geschaffen werden.

Gerade nach Corona freuen sich die Schüler auf eine Biologiestunde im Freien.
Michal Lang, Biologielehrerin

An eine enge Kooperation denkt der Verein mit dem Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium. „Gerade nach Corona freuen sich die Schüler über eine Biologiestunde im Freien besonders“, sagt Michal Lang, Biologielehrerin und Leiterin der Naturschutz-AG des Gymnasiums, die sich intensiv mit invasiv auftretenden Tierarten beschäftigt.

Sie hat in ihrer AG gemeinsam mit dem Anglerkreis in einer gemeinschaftlichen Aktion schon die Verantwortung übernommen, zum Schutz der Amphibien widerrechtlich in das Schulbiotop eingesetzte Goldfische heraus zu fangen.

Vincent Schorpp denkt daran, mit den Schülern an der Teichanlage diverse Naturschutzthemen zu erarbeiten, Wasser- oder Populationsanalysen vorzunehmen, Wildtierkameras auszuwerten oder selbst Inhalte für Infotafeln zu gestalten. Schon beim Ferienspaßprogramm habe sich in der Vergangenheit gezeigt, welch großes Interesse an der Naturschutzarbeit besteht, sagt der Vereinschef. Unterstützung erhalte der Anglerkreis auch durch die Ortsgruppe Rastatt des Nabu, nicht zuletzt mit Nistkästen für heimische Vögel, die bereits auf dem Gelände aufgehängt wurden.

Nutrias bereiten Probleme

Eine Sorge lässt Ortsvorsteher Schorpp indessen nicht unerwähnt: Er verweist auf die Probleme durch Nutrias im Bereich der Teichanlage, die kaum in den Griff zu bekommen seien: „Die Tiere fühlen sich hier wie im Paradies.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang