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Nein für neues Großklinikum

Geplantes Zentralklinikum Rastatt: Viele Bürger verwirrt die Frage-Stellung des Bürgerentscheids

Die Stadt Rastatt geht in Sachen Zentralklinikum am Münchfeldsee in die Offensive. Zum Auftakt der Informations- und Dialogkampagne wird mit falschen Annahmen aufgeräumt.

Im Dialog: Der Rastatter Christian Späth (rechts) spricht mit Ralph Wetzel und dessen Vater über die Vorteile des Standortes Münchfeldsee für das neue Zentralklinikum Mittelbaden.
Der Rastatter Christian Späth (links) spricht mit Ralph Wetzel und dessen Vater über die Vorteile des Standortes Münchfeldsee für das neue Zentralklinikum Mittelbaden. Foto: Dominik Schneider

Einen kleinen Moment ist Christian Späth etwas verdutzt. Vor zehn Minuten war der Rastatter noch gegen den Bau eines Zentralklinikums am Münchfeldsee. Mittlerweile sieht er die Standortfrage differenzierter.

Den Ausschlag gibt ein Gespräch mit dem Rastatter Orthopädie-Chefarzt Ralph Wetzel am Info-Stand der Stadt Rastatt. Die Stadt geht damit in die Offensive. Beim Auftakt der Informations- und Dialogkampagne zum Bürgerentscheid am 7. Mai an diesem Samstagvormittag sind der Kaufmännische Geschäftsführer des Klinikum Mittelbadens (KMB), Daniel Herke, und Wetzel die Ansprechpartner vor dem Historischen Rathaus.

Bei der Kampagne geht es vor allem darum, warum der Standort eines neuen Zentralklinikums am Münchfeldsee richtig ist, und warum beim Bürgerentscheid mit „Nein“ gestimmt werden sollte.

Wie wird der Münchfeldsee denn genutzt?
Ralph Wetzel, Chefarzt Klinikum Mittelbaden

Deshalb ist auch Christian Späth gekommen. „Ich halte den Standort Merzeau für den besseren“, sagt er noch zu Beginn des Gesprächs mit dem Rastatter Orthopädie-Chefarzt Wetzel. Beim Standort Münchfeldsee stört Späth vor allem, dass die Vereine dort ihr Gelände verlieren. Zudem sei der Münchfeldsee ein Stück Naherholung.

„Wie wird der Münchfeldsee denn genutzt?“, fragt Wetzel. Der See sei umzäunt. Späth weicht aus. Argumentiert mit den Vereinen, die eben ihr Gelände verlieren. Merzeau liege zentraler und besser. „Es ist eine Brache, das ist doch ideal für ein neues Klinikum“, meint Späth. Da müsse die Stadt doch etwas tun.

Kein Automatismus bei Absage an Standort Münchfeldsee

Gegen Merzeau sprechen aus Sicht der Rastatter Arztes viele Argumente. „Der Zuschnitt des Merzeau-Geländes ist v-förmig.“ Das neue Klinikgebäude müsste dort deshalb mehr in die Fläche gebaut werden. Das hat laut Wetzel wiederum längere Laufwege für das Personal zur Folge – unpraktisch.

Eines der Hauptargumente Wetzels ist jedoch: Das Merzeau-Gelände befindet sich überhaupt nicht im Besitz der Stadt. Inhaberin ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, also der Bund.

Ablehnung würde Rastatter Zentralklinikum im Jahre verzögern

„Es gibt keine auch Automatismen“, betont Wetzel und räumt mit einer falschen Annahme auf. Wenn sich die Rastatter Bürger am 7. Mai gegen den Standort am Münchfeldsee entscheiden sollten, sei das Thema Zentralklinikum erst mal durch. Merzeau wird laut Wetzel damit nicht automatisch zu einem Standort.

Auftakt: An diesem Samstag startet die Stadt Rastatt ihre Dialog- und Informationskampagne zum Bürgerentscheid am 7. Mai über den Standort des neuen Zentralklinikums.
An Samstag, 11. März, startete die Stadt Rastatt ihre Dialog- und Informationskampagne zum Bürgerentscheid am 7. Mai über den Standort des neuen Zentralklinikums. Foto: Heike Dießelberg

„Ein neues Zentralklinikum wird damit auf acht, zehn oder gar 15 Jahre hin verzögert. Das würde viel Zeit kosten Millionen verschlingen“, erklärt der Chefarzt. So viel Zeit habe man aber nicht. „Wir brauchen ein modernes Klinikum möglichst schnell.“ Verzögerungen gingen zu Lasten der Menschen in Mittelbaden.

Wetzel räumt auch mit dem Gerücht auf, dass der Münchfeldsee zugeschüttet werden soll. „Das ist falsch.“ Wer künftig zum Münchfeldsee gehen möchte, um sich dort zu erholen, könne das auch machen, wenn ein Zentralklinikum dort stehe.

Das Gespräch hat mir die Augen geöffnet.
Christian Späth, Bürger

Das bringt Christian Späth ins Grübeln über seine aktuelle Haltung zur Standortfrage. „Das Gespräch hat mir die Augen geöffnet“, sagt er. Er werde seine Entscheidung auf jeden Fall nochmal überdenken.

Für Peter Sellinger ist die Sache klar. Er wünscht sich ein Zentralklinikum am Standort Münchfeldsee. „Es wurde sich für ein Verfahrensweg entschieden, den gilt es nun zu verfolgen“, erklärt er. Auch das sei Demokratie. Zumal die Entscheidung für die Baden-Badener auch nicht einfach gewesen sei, pflichtet ihm Daniel Herke, der KMB-Geschäftsführer, zu.

Je schneller ein Neubau kommt, desto besser.
Daniel Herke, KaufmännischerGeschäftsführer Klinikum Mittelbaden

Auch er wirbt für einen möglichst schnellen Bau des Zentralklinikums in Mittelbaden am Standort Münchfeldsee. Die Gebäude-Strukturen der Kliniken seien veraltet. „Je schneller ein Neubau kommt, desto besser“, sagt Herke. Das sei positiv für die Menschen in Mittelbaden, die Patienten und das Personal. Mit einem zentralen Standort, käme das Klinikum Mittelbaden mit seinem aktuellen Personal aus. „Davon würden unsere Mitarbeiter profitieren“, sagt Herke. Die Folge wären weniger Überstunden und Extradienste.

Gänzlich unentschieden ist Ute Bonert. Sie will sich am Stand der Stadt Rastatt über das Für und Wider der jeweiligen Standorte informieren. Für sie ist die Frage des Bürgerentscheids irreführend. „Warum wird die Frage so kompliziert gestellt?“, fragt sie Jonas Weber, SPD-Gemeinderatsfraktions-Vorsitzender und Landtagsabgeordneter.

Diktion der Frage kommt von der Bürgerinitiative

Die Frage des Bürgerentscheids ist negativ formuliert: „Sind Sie gegen die Aufstellung eines Bebauungsplans am Standort ,Am Münchfeldsee’ für den Bau eines Klinikums?“

Bonert prophezeit: „Das wird die Stadt viele Stimme kosten.“ Das weiß auch Weber. „Die Diktion der Frage kommt von der Bürgerinitiative“, erklärt er. Die wolle, dass die Rastatter mit „Ja“ abstimmen. Dementsprechend wurde die Frage laut Weber so gestellt. „Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir diese Informationskampagne machen.“

Wer einen Bau des Zentralklinikums am Münchfeldsee befürworte, müsse mit „Nein“ abstimmen. „Viele der Besucher heute, fühlen sich bei der Fragestellung an die Volksabstimmung Stuttgart 21 erinnert“, erzählt der SPD-Landtagsabgeordnete. Deshalb brauche es eine griffige Formulierung. Er hat auch schon einige gute Ideen von Besuchern gehört: „Mit Nein für ein Großklinikum“ oder „Nein ist das neue Ja“.

Der Standort am Münchfeldsee ist gut.
Christel Kurz, Bürgerin

Für Christel Kurz aus Rastatt-Ottersdorf ist die Sache klar. „Der Standort am Münchfeldsee ist gut.“ Die Autobahnnähe sei ideal. „Mit einem Klinikum käme dann aber auch die langersehnte Querspange“, meint Kurz. Das müsste die Menschen, die dort wohnen doch freuen. Deshalb verstehe sie nicht, warum viele Anwohner gegen den Standort sind. Auch sie bemängelt die Fragestellung. „Das ist verwirrend.“

Am nächsten Samstag, 18. März, wird zwischen 10 und 13 Uhr Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch als Ansprechperson vor Ort sein. Am Folgesamstag, 25. März, steht Bürgermeister Raphael Knoth Rede und Antwort.

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