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Glühwein oder nicht?

Wie geht es mit dem Drive-In-Weihnachtsmarkt in Rastatt weiter?

Was wird aus dem Drive-In-Weihnachtsmarkt im Rastatter Gewerbegebiet Lochfeld? Bedeutet das Alkoholverbot der Landesregierung das Aus für die beliebte Attraktion?

Glühwein oder Punsch: Noch weiß Tobias Petraschko nicht, was er am Sonntag ausschenken darf. Dafür wird er ab sofort vom Nikolaus unterstützt.
Glühwein oder Punsch: Noch weiß Tobias Petraschko nicht, was er am Sonntag ausschenken darf. Dafür wird er ab sofort vom Nikolaus unterstützt. Foto: Hans-Jürgen Collet

Wie geht es weiter mit dem Drive-In-Winterzauber im Gewerbegebiet Lochfeld? Seitdem die Landesregierung am Dienstag das Ausschankverbot für Alkohol beschlossen hat, hängt Betreiber Tobias Petraschko in der Luft: Fällt sein Weihnachtsmarkt, bei dem Autos zwischen den Buden hindurchfahren und mit Essen und Getränken to go beliefert werden, unter die neue Regelung oder nicht.

„Als wir die ersten Meldungen mitbekommen haben, haben wir direkt beim Ordnungsamt nachgefragt“, sagt Petraschko. „Die wussten zu dem Zeitpunkt noch gar nichts davon.“ Seitdem hofft und bangt der Eventtechniker um seinen Weihnachtsmarkt.

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Noch fehlt die Verordnung aus Stuttgart

Der Strohhalm, an den sich Petraschko klammert, trägt den Namen „öffentlicher Raum“: „Wir sind hier auf einem Privatgelände. Wenn das einen Unterschied macht, wären wir nicht betroffen.“ Und bis auf die Cocktail-Bar ist auch alles an der frischen Luft aufgebaut. „Und die Cocktails liefern wir ans Autofenster.“ So wird es auf jeden Fall noch an diesem Freitag und am Samstag sein – denn das Alkoholverbot gilt erst ab Sonntag.

Da hatte der Drive-In-Markt bisher gar nicht geöffnet. Doch nach einem BNN-Artikel am Montag sei die Resonanz in den sozialen Medien so groß gewesen, dass Petraschko ein Verkehrschaos befürchtete. „Also haben wir mit dem Ordnungsamt gesprochen und eine Genehmigung für die Öffnung am Sonntag erhalten.“

Trinken die Leute mehr Punsch oder wird nur noch gemotzt?
Tobias Petraschko, Eventtechniker und Betreiber

All diese Genehmigungen behalten auch ihre Gültigkeit. Das erklärt die Stadt auf Nachfrage der BNN. „Herr Petraschko hat die Genehmigung für den Markt mit Ausschank bekommen und die gilt nach wie vor“, so Pressesprecherin Heike Dießelberg. Mehr könne das Ordnungsamt derzeit allerdings nicht sagen – weil die Verordnung des Landes schlichtweg noch fehle. „Wir wissen, dass etwas geplant ist. Wir wissen aber nicht, was.“

Dabei geht es durchaus um grundlegende Fragen, die noch offen sind. Will das Land ein Konsumverbot oder ein Ausgabeverbot? Ist dies zeitlich befristet auf die Abendstunden oder bis Weihnachten? „Wir warten ab, bis das Land seine Verordnung erlässt. Erst dann können wir handeln“, so Dießelberg.

Wir wissen, dass etwas geplant ist. Wir wissen aber nicht, was.
Heike Dießelberg, Pressesprecherin der Stadt Rastatt

Eine unbefriedigende Situation für den Drive-In-Betreiber Tobias Petraschko. „Man fühlt sich hilflos und allein gelassen. Irgendwer muss uns doch sagen können, Jungs, ihr dürft oder ihr dürft nicht.“

Um herauszufinden, ob andere mehr wissen, hat er nicht nur zum Ordnungsamt Kontakt aufgenommen, sondern sich auch mit Schaustellern kurzgeschlossen. „Dabei kam leider raus, dass es in Offenburg durchaus zu einem Problem mit Menschenansammlungen kommt.“

In Rastatt dagegen seien die Besucher bisher vorbildlich gewesen, betont Petraschko: „Wir haben immer auf die Parkplätze geschaut, aber nie einschreiten müssen.“ Selbst Müll sei kaum welcher liegen geblieben. „Da sieht es bei Mc Donalds schlimmer aus.“ Deshalb will Petraschko jetzt eine Einladung nach Stuttgart schicken, sich den Winterzauber anzuschauen. „Wir gehen doch mit bestem Beispiel voran.“

Aufgeben ist aber nicht seine Sache. Während er am Dienstag noch dachte, den Winterzauber am Sonntag abbauen zu müssen, will er es jetzt doch erst mal ausprobieren – Alkohol hin oder her. Es wird Kinderpunsch geben. Und heiße Schokolade mit Sahne. „Das ist allerdings im Auto so eine Sache mit der Sahne“, sorgt sich Petraschko. „Deckel drauf ist blöd. Aber es will ja auch niemand eine Sauerei.“ Am Sonntagabend wird dann geschaut: „Trinken die Leute mehr Punsch oder wird nur noch gemotzt?“

Trotz Unsicherheit gibt es zwölf Meter mehr Winterzauber

Denn auch wenn Petraschko vor allem für eine schöne Weihnachtsatmosphäre sorgen will – draufzahlen kann er bei der Aktion nicht. Erst zu Jahresanfang hat er sich vom Kleingewerbe in die Selbstständigkeit gewagt und wegen der guten Auftragslage Geld in drei Bühnen investiert. „Dann kam Corona und die Bühnen stehen ungenutzt herum.“

Die anderen Schausteller, die beim Drive-In mitmachen, zahlen keine Standgebühr, sondern nur den eigenen Stromverbrauch. Für den Rest kommt Petraschko auf. „Reich wird man davon nicht unbedingt. Aber mit Glück kriegen wir am Ende einen kleinen Puffer auf dem Konto.“

Und trotzdem: Selbst, wenn es das letzte Winterzauber-Wochenende werden sollte, so soll es noch einmal besonders schön werden: Zwölf Meter neue Dekoration mit Tannenbäumen sollen noch aufgebaut werden, damit die wartenden Auto-Insassen noch früher in Stimmung kommen. Petraschko: „Und einen Nikolaus, den wird es auch geben.“

Service

Der Winterzauber Drive-In in der Lochfeldstraße 30 hat an diesem Wochenende von Freitag bis Sonntag von 18 bis 23 Uhr geöffnet. Ob es am Sonntag Alkohol gibt, ist noch offen.



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