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Landtagswahl-Duell

AfD verliert Direktmandat: Gewinner des Wahlkreises Pforzheim steht fest

Absturz in der „Hochburg“: Lange war Pforzheim für die AfD ein Schauplatz großer Siege. Doch bei der Landtagswahl 2021 müssen die Rechtsaußen kräftig Federn lassen. Davon profitieren die Grünen.

Direktmandat verloren: Bernd Grimmer muss sich im Wahlkreis Pforzheim den Grünen geschlagen geben. Der AfD-Landtagsabgeordnete verliert sein Direktmandat an Felix Herkens (Bündnis90/Die Grünen). Das Archivbild zeigt Grimmer mit Landtagsfraktionschef Bernd Gögel (rechts) in der Pforzheimer AfD-Geschäftsstelle.
Bernd Grimmer muss sich im Wahlkreis Pforzheim den Grünen geschlagen geben. Der AfD-Landtagsabgeordnete verliert sein Direktmandat. Foto: Daniel Streib

Bei der Landtagswahl 2016 erzielte die AfD in Pforzheim ihr landesweit bestes Ergebnis. Kandidat Bernd Grimmer holte mit 24.2 Prozent eines von zwei Direktmandate der AfD.

Das erklärte Ziel des jungen Grünen Felix Herkens war nun, Grimmer jetzt dieses Mandat abzunehmen. Und das hat der 25-jährige Student bei der Landtagswahl 2021 geschafft: Nach dem vorläufigen Ergebnis des Pforzheimer Wahlamtes kommen die Grünen auf 26,2 Prozent (2016: 24,1 Prozent).

Die AfD erreicht nur noch 15,8 Prozent (2016: 24,2 Prozent). Das sind rund zehn Prozent weniger als vor fünf Jahren. Im landesweiten Vergleich steht die zerfledderte AfD-Hochburg freilich noch gut da.

CDU-Kandidat Dörflinger erreicht mit 20,1 Prozent etwas weniger als Vorgängerin Marianne Engeser (22,4 Prozent) vor fünf Jahren.

Zunächst sah es in Pforzheim nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen aus

Trotz Kretschmann-Bonus und Umfragehochs hatte Wahlsieger Herkens immer wieder betont: Es wird wieder verdammt knapp. Das Trauma der Pforzheimer Grünen: Vor fünf Jahren verloren sie knapp mit 59 Stimmen.

Und zu Beginn des Wahlabends sah es tatsächlich so aus, als könnte sich das Kopf-an-Kopf-Rennen von 2016 wiederholen. Im Großen Ratssaal des Rathauses in Pforzheim blickten um kurz nach 18 Uhr eine Handvoll Journalisten und Rathausmitarbeiter gebannt auf die Leinwand, wo schnell die ersten Schnellmeldungen aus den kleineren Wahlbezirken abgebildet wurden.

Dabei lag der AfD-Mann zeitweise deutlich vorne. Das spiegelten auch die Ergebnisse aus manchen Pforzheimer Stadtteilen wider. So gewann die AfD erneut den Haidach-Stimmbezirk „07 Buckenberg“ mit Abstand: Etwa 31 Prozent holte Grimmer dort, Herkens kam nur auf rund 17 Prozent.

Allerdings: Vor fünf Jahren hatte Grimmer dort noch über zehn Prozent mehr eingefahren. Die Verluste der AfD selbst in ihren Stadtteil-Hochburgen zeigten schließlich auf „Grün“.

Wahlsieger: Felix Herkens am Wahlabend im Pforzheimer Rathaus. Der 25-Jährige hat das Direktmandat für die Pforzheimer Gründen geholt.
Felix Herkens am Wahlabend im Pforzheimer Rathaus. Der 25-Jährige hat das Direktmandat für die Pforzheimer Grünen geholt. Foto: Harry Rubner

Grünen-Kandidat Felix Herkens galt schon vorher als starker Herausforderer für die AfD

Felix Herkens und Bernd Grimmer (AfD) galten als die aussichtsreichsten Anwärter auf das Direktmandat im Landtagswahkreis Pforzheim, zu dem neben der Großstadt auch die Enzkreis-Kommunen Birkenfeld, Engelsbrand, Ispringen und Kieselbronn gehören.

Doch auch ihre Mitbewerber lohnen eine genauere Betrachtung: CDU-Kandidat Philipp Dörflinger konnte sich nicht gegen den Landestrend stellen und blieb hinter den Erwartungen zurück. Hans-Ulrich Rülke, der im Land auch Spitzenkandidat seiner Partei ist, legte in seinem Wahlkreis kräftig zu. SPD-Kandidatin Annkathrin Wulff kam auf etwa 10 Prozent.

Wer aus Pforzheim neben dem designierten Wahlkreisabgeordneten Felix Herkens über die Zweitverteilung in den Landtag einziehen wird, war zunächst noch nicht verkündet worden. Prognosen zufolge erhält neben FDP-Fraktionschef Rülke auch Bernd Grimmer ein Zweitmandat. Demnach wären im neuen Landtag drei Pforzheimer Stadträte vertreten.

Bei der Wahl 2016 hatte sich beim Direktmandat Bernd Grimmer durchgesetzt - eine Sensation, die im ganzen Land Beachtung fand. Der langjährige Pforzheimer Stadtrat holte damals das Direktmandat für die Protestpartei, was sonst nur noch im Wahlkreis Mannheim gelang.

Die Grünen mit der Kandidatin Katrin Lechler lagen exakt um 59 Stimmen oder 0,1 Prozentpunkte hinter der AfD und kamen auf 24,1 Prozent. Per Zweitmandat zog 2016 Hans-Ulrich Rülke in den Landtag ein. Er kam im Wahlkreis auf 10,6 Prozent. SPD-Kandidatin war damals wie jetzt Annkathrin Wulff, die vor fünf Jahren 11,4 Prozent erreichte.

Pforzheimer Grüne haben endlich einen Abgeordneten im Landtag

Die CDU-Kandidatin Marianne Engeser - heute Chefin der CDU-Gemeinderatsfraktion, erreichte mit 22,4 Prozent nur noch knapp halb soviel wie ihr Vorgänger Stefan Mappus, der 2011 als amtierender Ministerpräsident auf heute unerreichbar erscheinende 44,5 Prozent der Stimmen in seinem Wahlkreis kam.

Weil damals die CDU aber im Land Federn lassen musste, reichte es für Mappus nicht mehr, noch einmal Regierungschef zu werden. Die CDU verlor die Macht und die Ära Winfried Kretschmann begann.

Fast zehn Jahre später haben die Kretschmann-Grünen nun auch einen direkt gewählten Abgeordneten aus dem Wahlkreis Pforzheim: Der 25-jährige Felix Herkens ist seit mehreren Jahren im Pforzheimer Gemeinderat aktiv. Seit 2019 führt die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen.

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