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Folgen der hohen Inzidenz

Kliniken, Wildpark, Impfambulanz: Was sich jetzt in Pforzheim ändert

Die gestiegenen Infektionszahlen bewirken in kurzer Zeit viele Änderungen in Pforzheim. Im Siloah-Krankenhaus müssen erste planbare OPs verschoben werden. Die Schlangen an der Impfambulanz werden noch länger – ab Montag auch die Öffnungszeiten.

Die Schlange zur Impfambulanz ändert am Eingang zur Jäger-Passage – etwa hundert Meter weiter hinten.
Als die Türen am Freitagnachmittag aufgingen, hatten die Impfwilligen einige Wartezeit vor sich. Foto: Jürgen Müller

110 Neuinfektionen mit dem Coronavirus treiben am Freitag die Sieben-Tage-Inzidenz in Pforzheim auf 304,7 nach oben. Im angrenzenden Enzkreis sind es 109 neue Fälle und eine Inzidenz von 302,4. Beide Kreise sind damit im landesweiten Spitzenbereich. Die Dynamik der vierten Welle ist ungebrochen. Das hat Folgen.

Durch das Inkrafttreten der Corona-Warnstufe in Baden-Württemberg gelten in Pforzheim neue Regeln für den Besuch in zahlreichen städtischen Kultur- und Freizeitangeboten. Darauf weist die Stadtverwaltung hin.

So müssen Besucher der Stadtbibliothek und der städtischen Museen weiterhin entsprechend der 3G-Regel nachweisen, dass sie gegen Covid-19 geimpft oder von einer Infektion genesen sind, oder ein negatives Testergebnis vorlegen.

Es muss sich dabei künftig allerdings um einen PCR-Test handeln, der nicht älter sein darf als 48 Stunden. Ein Schnelltest genügt nicht mehr. Kinder bis zum Ende der Grundschule benötigen keinen Nachweis, bei älteren Schülern genügt wegen der regelmäßigen Testungen an Schulen der Schülerausweis als Testnachweis. Die üblichen Hygiene- und Abstandsregeln sowie die Maskenpflicht bleiben bestehen.

Im Wildpark Pforzheim gilt ab sofort die 3G-Regel

Auch im Wildpark Pforzheim gilt ab sofort die 3G-Regel. Da der Wildparkbesuch an der frischen Luft stattfindet, genügt hier ein Antigen-Schnelltest, der nicht älter sein darf als 24 Stunden. Kinder bis zum Ende der Grundschule benötigen keinen Nachweis, bei älteren Schülern genügt der Schülerausweis.

Außerdem wird die Besucherzahl unter der Woche wieder beschränkt, Besucher müssen wie an den Wochenenden vorab ein kostenloses Online-Ticket buchen. Das ist unter diesem Link möglich.

Es stehen wie gewohnt zwei Zeitfenster zur Verfügung: vormittags von 9.30 bis 13 Uhr und nachmittags von 13.30 bis 18 Uhr. Letzter Einlass ist um 16 Uhr. Der Zutritt ist nur über den Haupteingang möglich. Es gelten weiterhin die üblichen Hygiene- und Abstandsregeln, ab sechs Jahren gilt im Eingangsbereich und auf den Sanitäranlagen wie üblich die Maskenpflicht. Biergarten und Wildparkstüble haben weiterhin täglich geöffnet.

Helios-Klinikum verschiebt erste planbare Eingriffe

Im Helios-Klinikum werden aktuell 14 bestätigte Corona-Patienten auf den Isolierstationen und sechs Corona-Patienten auf der Intensivstation behandelt. Sprecherin Christina Schwara betont: „Als Akutkrankenhaus der Schwerpunktversorgung haben wir neben der Versorgung unserer Corona-Patienten auch einen Versorgungsauftrag für alle anderen Patienten, die eine Krankenhausbehandlung benötigen. Trotz unseres mehrstufigen Notfallplanes verfügen wir nur über eine begrenzte Anzahl freier Intensivkapazitäten.“ Diese Woche mussten bereits intensivpflichtige Patienten innerhalb des Clusters Südwest in andere Kliniken verlegt werden.

Der Blick ins Intensivregister zeigt: Die Plätze werden fast überall knapper. Drohen also bald Einschränkungen im Angebot? Schwara: „Stand heute können wir die für Anfang nächster Woche geplanten elektiven Eingriffe durchführen. Bei der dynamischen Fallzahlen-Entwicklung ist jedoch eine langfristige Planung nicht möglich. Auch wir müssen die Situation täglich neu bewerten.“

Die Hospitalisierungsrate wird weiter steigen, davon geht man auch im Helios aus. „Um die Versorgung unserer Patienten dann weiterhin gewährleisten zu können, müssen wir planbare Eingriffe erneut verschieben, insofern dies medizinisch vertretbar ist“, erklärt Schwara mögliche nächste Schritte. Schon jetzt habe man Stationen umstrukturiert, um weitere Isolationskapazitäten zu schaffen.

Es werden die Untersuchungen oder Operationen verschoben, die aus medizinischer Sicht nicht dringend durchgeführt werden müssen und einige Monate warten können.
Fabian Dornoff, Verwaltungsdirektor

Noch zugespitzer ist die Situation im Siloah: „Planbare Eingriffe werden bereits je nach Notwendigkeit verschoben“, sagt Verwaltungsdirektor Fabian Dornoff. „Insgesamt entscheiden wir kurzfristig, sodass wir uns dynamisch an die aktuelle Lage anpassen können.“ Die Anzahl der Verschiebungen sei von Abteilung zu Abteilung etwas unterschiedlich.

Dornoff weiter: „Es werden die Untersuchungen oder Operationen verschoben, die aus medizinischer Sicht nicht dringend durchgeführt werden müssen und einige Monate warten können.“ Man pflege dabei eine offene Kommunikation mit den Patienten und biete ein ärztliches Beratungsgespräch zur Klärung offener Fragen an.

Impfambulanz bekommt längere Öffnungszeiten

Die Impfambulanz wird sehr gut angenommen. So gut, dass sich Schlangen bilden. Am Dienstag standen um 18 Uhr, also eine Stunde vor der Schließung, noch mehr als 60 Menschen an. Am Freitagnachmittag zur Türöffnung um 15 Uhr reichte die Schlange bis zur Jäger-Passage – etwa hundert Meter weiter.

Müsste man das Angebot da nicht ausweiten, also längere Zeiten anbieten und weitere Ambulanzen in Pforzheim oder im Enzkreis eröffnen? CDU-Kreisrat Günter Bächle etwa hatte beim Landrat eine Impfambulanz in Mühlacker angeregt.

Auch wir sind der Auffassung, dass wir der Bevölkerung weiter Impfangebote – trotz eigentlicher Unzuständigkeit – unterbreiten müssen.
Sabine Burkard, Landratsamtssprecherin

Dazu äußert sich auf Anfrage Landratsamtssprecherin Sabine Burkard: „Wir werden aktuell von diversen Seiten mit unterschiedlichen Anregungen und Vorschlägen zum Thema Impfen kontaktiert. Auch wir sind der Auffassung, dass wir der Bevölkerung weiter Impfangebote – trotz eigentlicher Unzuständigkeit – unterbreiten müssen.“ Bis es konkret wird, könne es noch einige Tage dauern, da die Abstimmungen mit vielen Beteiligten kompliziert seien.

Spät am Freitagnachmittag teilt das Landratsamt dann doch mit: Wegen des großen Andrangs werden ab Montag, 8. November die Öffnungszeiten vorläufig ausgeweitet. Ab dann können sich Impfwillige dort montags bis samstags von 12 bis 19 Uhr ohne vorherige Terminvereinbarung impfen lassen.

„Wartezeiten werden sich künftig dennoch nicht vermeiden lassen“, so die Leiterin des Gesundheitsamtes Brigitte Joggerst. „Aber wir sind froh, dass wir zusammen mit der Stadt Pforzheim, mit Unterstützung eines Mobilen Impfteams aus Karlsruhe und der niedergelassenen Ärzteschaft dieses niederschwellige Angebot erweitern konnten.“

„Obwohl eigentlich nicht wir, sondern das Land für Impfangebote zuständig ist, sind wir der Auffassung, dass wir der Bevölkerung unbedingt weiter ein solches Angebot machen müssen. Unser Ziel ist und bleibt es, die Impfquote weiter zu erhöhen“, fährt Joggerst fort. In diesem Zusammenhang verweist die Expertin darauf, dass auch zahlreiche Hausärzte Impfangebote machen.

Kontrollen vor allem in Gastronomie, Clubs, Friseurbetrieben und Fitnessstudios

Mit der Warnstufe gehen strengere Regeln für Ungeimpfte einher. Doch wer kontrolliert sie eigentlich – und wie? Aus dem Polizeipräsidium Pforzheim heißt es auf Anfrage, die Überwachung der Corona-Verordnung sei grundsätzlich Aufgabe der Ortspolizeibehörden.

„Der Polizeivollzugsdienst wird unterstützend beziehungsweise auf Anforderung tätig“, erklärt Sprecher Michael Wenz. Im Einzelfall oder bei größeren Personengruppen werde der Polizeivollzugsdienst tätig.

„Der Polizeivollzugsdienst kann im Falle eines Verstoßes gegen die Corona-Verordnung repressiv einschreiten, sofern ein Verstoß als Ordnungswidrigkeit oder Straftat geahndet werden kann“, so Wenz weiter.

Aus dem Rathaus informiert Stadtsprecher Philip Mukherjee: „Auch außerhalb der Schwerpunktaktionen kontrolliert das Amt für öffentliche Ordnung wöchentlich mit wechselndem Personaleinsatz insbesondere die Einhaltung der jeweiligen G-Regeln. Schwerpunkte sind Gastronomie, Diskotheken/Clubs, Friseure, Fitnessstudios.“ Darüber hinaus gehe man selbstverständlich eingehenden Hinweisen nach.

Neue Strategie im Gesundheitsamt

Corona-Positive und Kontaktpersonen erhalten keinen Anruf vom Gesundheitsamt mehr: Diesen Strategiewechsel des Landes machte am Donnerstag das Landratsamt Enzkreis öffentlich. Damit sollen die Ämter entlastet werden und sich ab sofort stärker auf den Schutz von Risikogruppen und das Management von größeren Ausbrüchen konzentrieren.

Konkret: „Das Gesundheitsamt wird künftig noch stärker präventiv tätig und noch häufiger als bisher beispielsweise Vor-Ort-Beratungen in Altenheimen durchführen“, erklärt Sprecherin Sabine Burkard dieser Redaktion.

Intern wird jetzt Personal umgeschichtet, hin zu sogenannten Cluster-Teams. Dadurch sollen Einrichtungen, in denen größere Ausbrüche auftreten, noch intensiver als bisher betreut werden, sagt Burkard.

Gesundheitsamtschefin Brigitte Joggerst hatte zur neuen Strategie erklärt: „Die Umstellung bedeutet zwar im Moment wieder einen großen internen Organisationsaufwand. Doch wir hoffen, dass es damit gelingt, den steigenden Inzidenzen wieder besser Herr zu werden – und so vor allem auch der äußerst angespannten Lage im ambulanten und klinischen Sektor.“

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