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Austausch mit Verwaltung

Wie sich der Pforzheimer Einzelhandel besser aufstellen und vernetzen will

Was bewegt Pforzheimer Einzelhändler? Probleme und Zukunftsideen kamen bei einem Austausch mit Oberbürgermeister Peter Boch zur Sprache.

Arbeitskreis Einzelhandel mit Jürgen Förschler, Oberbürgermeister Peter Boch, WSP-Chef Oliver Reitz (stehend, hinten von links)
Einzelhändler tauschten sich mit Vertretern der Stadtverwaltung über Zukunftskonzepte und Missstände in Pforzheim aus. Foto: Edith Kopf

Zukunft kann auch für Pforzheims Einzelhandel gestaltbar sein. Und das setzt Kräfte frei, wie eine Sitzung des Branchenarbeitskreises mit Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) zeigte. Dabei hatte der Rathauschef doch indirekt auf einen Missstand hingewiesen, als er nach „Handlungspotenzialen“ fragte, „die wieder mehr Leute in die Innenstadt bringen können“.

Es wurde nicht so empfunden. Nachdem die Runde detailreich auf Probleme mit Müll, Schmutz, Pollern und Durchgangsverkehr in der Zerrennerstraße hingewiesen sowie die Neugestaltung von Weihnachtsmarkt und Winterwelten gelobt hatte, kam die Aufforderung einem Initialfunken gleich: Ein Wir-Gefühl machte sich breit, positive Seiten der Stadt wurden beschworen, ein Hauch von Aufbruchsstimmung wehte durch den kleinen Saal des Congresscentrums.

Parkraum, Sicherheit und Sauberkeit sind Grundvoraussetzungen, die die Stadt schaffen muss.
Peter Boch, Oberbürgermeister

„Parkraum, Sicherheit und Sauberkeit sind Grundvoraussetzungen, die wir von der Stadt schaffen müssen“ sicherte Boch zu, bevor die Zukunftsdiskussion ihren Lauf nahm. Die Bedeutung eines „Bilbao-Effekts“ wurde aufgerufen – also die Chance, mit einem Magneten (wie dem Guggenheim-Museum in der spanischen Hafenstadt) für Umsatz in Pforzheim zu sorgen. Die Ornamenta 2024 tauchte als Hoffnungsträger auf, die vom OB als „noch kleines Pflänzlein“ etikettierte „Mammutaufgabe, hier mit der Region gemeinsam an einem Strang zu ziehen“.

Relativ einig zeigten sich die knapp 30 Einzelhändler im Saal auch beim Wunsch nach mehr bunten, aber im Niveau gleichartigen Quartieren wie an der Dillsteiner Straße. Diese Debatte führte dann aber schnell zu einer Hürde, an der in Pforzheim seit Jahren gearbeitet wird. Die Fußgängerzone gilt als zu teuer für kleine Anbieter mit der Aussicht auf einen Kuscheleffekt für Pforzheim-Besucher.

Leider sind die Mietvorstellungen oft viel zu hoch.
Oliver Reitz, WSP-Chef

„Leider sind die Mietvorstellungen oft viel zu hoch“, bestätigte der Direktor von Wirtschaft und Stadtmarketing, Oliver Reitz, der die Einladung zu dem Austausch mit dem OB ausgesprochen hatte. Ergebnis seien „zu viele Nagelstudios, Dönerläden und 1-Euro-Shops“, kommentierte die Chefin einer Kindermodenboutique aus der Dillsteiner Straße.

Einem schon einmal angedachten eigenen Umzug stehe das im Wege. Dabei würde der Ortswechsel wahrscheinlich gerne gesehen werden, zum Beispiel im Umfeld der Leopoldstraße, wo bis zur Rossbrücke „so gut wie nichts mehr ist“, wie von betroffener Seite moniert wurde.

Auch Dönerbuden können eine schöne Außenbestuhlung haben.
Karsten Jung, Arbeitskreis Einzelhandel

Dass es darüber hinaus an Lebensmitteln und Erreichbarkeit zu Fuß sowie mit Rad oder Auto mangelt und das Baustellenmanagement seit dem Umbau der Fußgängerzone ebenso zu wünschen übrig lasse wie der Zustand bei Leerständen wie dem von Sinn-Leffers, adressierte Karsten Jung an die Stadt.

Den bereits gegen die Stadtverschmutzung mehrfach angemahnten Kontrolldruck inklusive Bußgeld griff der Sprecher des normalerweise eher kleinen Arbeitskreises Einzelhandel ebenfalls auf. Mit dem Satz „auch Dönerbuden können eine schöne Außenbestuhlung haben“ forderte er ein Stadtbild nach der Gestaltungssatzung ein.

Geradezu einen Appell hatten die Einzelhändler im Ohr, als sie nach einem zweistündigen Austausch noch in Grüppchen zusammenstanden. „Wir müssen uns besser vernetzen“, womöglich gar eine lokale Einzelhandelsplattform für den Austausch über individuell geplante Events oder die angesprochenen Problemzonen haben, hatten Teilnehmerinnen Signale für eine konzertierte Zukunftsplanung gesetzt.

Problemzone mit luxuriösen Schlitten



Etwas dicker ist das unmittelbare Aufgabenpaket für Oberbürger Boch und Stadtmarketing-Chef Reitz, wenn sie sich tatsächlich der Problempunkte annehmen wollen, die viel zum schlechten Ruf der Pforzheimer Innenstadt beitragen.

Das sind vor allem luxuriöse Schlitten mit fremden Kennzeichen sowie Dauermüll inklusive scheinbar fix installierter Gelber Tonnen im Bereich von Brüder- und Lammstraße.

Dazu finden sich täglich Berge von Zigarettenstummeln plus anderen Müll bei der Rossbrücke, Essensreste, Kot, Urin und Erbrochenes um die Schmuckwelten herum sowie in der Unterführung der Zerrennerstraße zwischen der seit Jahren funktionsuntüchtigen Galeria-Rolltreppe und dem Gelben Haus.

Und dann gibt es noch „die vielen Ansätze“, die der Oberbürgermeister am Ende der Sitzung „im Kreis der Leistungsträger der Stadt“ sieht und verspricht, über neue Fest-Konzeptionen sowie die angesprochene Plattform für eine bessere Vernetzung nachzudenken.

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