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Fußballer stellen Forderungen

Protest regt sich: Impfzentrum in Pforzheimer St.-Maur-Eishalle macht Bisons heimatlos

Einen Tag nach der Bekanntgabe, dass die St.-Maur-Eishalle in Pforzheim und die Appenbergsporthalle in Mönsheim zu Corona-Impfzentren werden, bleiben viele Fragen offen – und es bahnt sich Streit zwischen Stadt und 1. CfR Pforzheim an.

Umzug nötig: Benjamin Frick Benjamin, stellvertretender Abteilungsleiter der Pforzheim Bisons (hinten) und Jugendspieler Lean müssen sich eine neue Eishalle suchen. Denn die St.-Maur-Eishalle wird zum Impfzentrum.
Umzug nötig: Benjamin Frick Benjamin, stellvertretender Abteilungsleiter der Pforzheim Bisons (hinten) und Jugendspieler Lean müssen sich eine neue Eishalle suchen. Denn die St.-Maur-Eishalle wird zum Impfzentrum. Foto: Harry Rubner

Die Impfzentren für Pforzheim und Enzkreis stehen mit der St.-Maur-Eishalle in Pforzheim sowie der Mönsheimer Appenbergsporthalle fest. Doch vieles ist noch unklar, teils regt sich Protest. Redakteur Sebastian Kapp beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wieso traf es ausgerechnet diese beiden Standorte?

Zunächst eines vorweg: Einen musste es treffen, denn Enzkreis und Pforzheim hatten jeweils einen Ort zu benennen. Laut Oberbürgermeister Peter Boch sei es „Gold wert“, überhaupt einen Standort gefunden zu haben. Grundlage ist ein Kriterienkatalog des Sozialministeriums Baden-Württemberg. Der umfasst neun Hauptpunkte mit weitergehenden Details. So ist die An- und Abreise ein Punkt, aber auch die generellen Voraussetzungen. Ein Auszug: Die Fläche muss mindestens 1.200 Quadratmeter betragen und sollte ebenerdig sein. Auch eine Notstromversorgung oder Beheizung und Belüftung sind Kriterien, ebenso beispielsweise eine Infotafel. Auch muss genügen Raum da sein, um einen getrennten Impf- und Wartebereich zu errichten. Aber auch Kühlmöglichkeiten für spezielle Impfstoffe werden hier aufgelistet. Die Entscheidung, so teilt das Ministerium mit, hätten Stadt und Ministerium gemeinsam getroffen. Sprich: Die Stadt hatte Vorschläge erarbeitet, das Ministerium diese dann anhand des Katalogs bewertet.

Warum protestiert der 1. CfR Pforzheim?

Es geht um drei zentrale Punkte. Erstens: Man wurde erst aus der Presse informiert. Dafür habe sich Oberbürgermeister Peter Boch per Mail mittlerweile beim CfR-Gesamtvorsitzenden Markus Geiser und Eishockey-Abteilungsleiter der „Bisons“ Tobias Nuffer entschuldigt, wie beide angeben. Die Stadt erklärte auf Nachfrage, man habe sofort Pächter und Inhaber der Halle informiert und habe „Informationsketten“ einhalten müssen. Zum zweiten sehen Geiser und Nuffer geeignete Alternativen. Geiser nennt etwa das Thales- oder das Bader-Areal. Kritik kommt auch von der FDP/FW/UB/LED-Fraktion im Gemeinderat, wo man aufgrund der Parkplatzsituation etwa das Thales-Areal oder das CCP besser geeignet gefunden hätten. Man wünsche nun „eine zeitnahe Befassung innerhalb der gemeinderätlichen Gremien, um zu erörtern, ob und gegebenenfalls wie man diese Situation lösen könne“. Und drittens geht es um Geld. „Wir wollen kein Geld, wir brauchen es“, sagt Geiser. Denn nun gehe es darum, den Eissport in Pforzheim zu retten. Ideen dazu gebe es, aber die kosten eben. „Und zwar einen Bruchteil von dem, was ein Impfzentrum kostet“, so Geiser. Boch habe angekündigt, „die Bisons nicht im Regen stehen zu lassen“, so Geiser und Nuffer. „Wir werden ihn beim Wort nehmen“, verspricht Geiser.

Weniger Probleme mit der Entscheidung hat übrigens Eigentümer Wolfgang Scheidtweiler, geschäftsführender Gesellschafter des Parkhotels. Man sei bereits vor ein paar Wochen angefragt worden und habe zusammen mit dem Pächter grünes Licht gegeben. Er selbst sei noch am Mittwoch informiert worden. Nun hoffe er auf eine Entschädigung des Bundes für die ausfallende Pacht.

Reagiert man bei der Spvgg Mönsheim ähnlich?

Die Situation ist anders. Der Hallensport dort wurde auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Der Vereinsvorsitzende Gerhard Wolf äußert Verständnis. Auch bringe es nichts, „jetzt die Gemeinden gegeneinander auszuspielen“, es gehe „um ein höheres Thema“. Allerdings bestätigt auch er, dass es im Verein andere Stimmen mit gegenteiliger Meinung gebe.

Ab wann wird geimpft, wie lange und von wem?

Losgehen soll es am 15. Januar laut Sozialministerium. Ziel sei es, bis Juni 2021 am Tag 800 Menschen gegen das Coronavirus zu impfen. Im Pforzheimer Rathaus geht Oberbürgermeister Peter Boch allerdings von einem Zeitraum bis August aus.

Woher die Impfärzte kommen, steht zur Stunde noch nicht fest. Man bitte da um Verständnis, sagt ein Sprecher des Sozialministeriums auf Nachfrage, immerhin werde in Windeseile ein großes Projekt aufgezogen. Zumindest aber wird die Kassenärztliche Vereinigung (KV) des Landes ihre Mitglieder sowie sonstige „Pool-Ärzte“ anschreiben – das sind ausgeschiedene oder Krankenhausärzte und weitere, die nicht Mitglieder der KV sind. Auch die Bundeswehr werde einen Teil beitragen, selbst Medizinstudenten sind aufgerufen, zu helfen. Wer dann am Ende die Ärzte zuordnet, das sei für den Moment noch offen.

Wer wird wann geimpft?

Diese Entscheidung wird auf Bundesebene getroffen. Allerdings, so das Sozialministerium Baden-Württemberg, sei abzusehen, dass neben medizinischem Personal und kritischer Infrastruktur die vulnerablen Gruppen zuerst geimpft würden. Anmelden könne man sich dann über die Telefonnummer 116 117. Auch sind mobile Impfteams geplant, die etwa Pflegeheime aufsuchen.

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