
Gleich zu Beginn dieser Kolumne muss dringend die ein oder andere Begrifflichkeit geklärt werden, man denke da nur an jene des Expertenstammtisches.
Diese im deutschen TV-Programm gerade in Sachen Fußball verbreitete Bezeichnung einer sonntäglichen Zusammenkunft unter Alkoholeinfluss ist schließlich ein ziemlich irreführender Pleonasmus, also doppelt gemoppelt, mindestens so sehr wie der weiße Schimmel.
WM hat sich ohne Pils erledigt
Ein Stammtisch besteht schließlich immer aus Experten, just dieses Expertentum ist sein ureigenstes Wesen. Bester Beweis: Wird an einem Stammtisch über Politik debattiert, sitzen dort ausschließlich Bundeskanzler. Wird anschließend über Fußball diskutiert, mutieren diese im Handumdrehen zu Bundestrainern. Und jeder der Mitredenden weiß es selbstredend besser als Olaf Scholz oder Hansi Flick.
Das eint, zumindest was die fußballerische Facette anbelangt, den Stammtisch mit einer Redaktion: Auch dort glauben es alle – zumindest ein großer Teil – stets besser zu wissen als der für das Thema zuständige Experte, also der Sportredakteur. Aber das nur am Rande.
Was das Zentrum der aktuellen Kritik anbelangt muss hier dringend noch einmal auf das Geschehen von vor einer Woche zurückgeblickt werden. Dass in Katar rund um die Stadien kein Bier ausgeschenkt werden darf, ist schließlich unvermindert ein Skandal, zumal für einen Stammtisch, dessen Lebenselixier der Gerstensaft gemeinhin ist.
Stammtischbruder W. (Name von der Redaktion geändert) stellte jedenfalls sofort und noch bevor das erste Pils nicht gezapft war, fest: „Die WM hat sich für mich erledigt.“ Der Rest nickte zustimmend mit dem Kopf.
Beim Deutschland-Spiel endet die Einigkeit
So viel Konsens herrscht selten an einem Stammtisch, zumal an unserem. Die Wüsten-WM scheint, wie vom ein oder anderen ihrer wenigen Befürworter im Vorfeld propagiert, die Menschen also doch zusammenzuführen oder gar zu einen. Immerhin das!
Wobei: Weit her scheint es mit der Einigkeit nicht, ausgerechnet W. (Name von der Redaktion immer noch geändert) gab schon ein paar Tage später Beispiel hierfür: Obwohl er das Turnier am Freitag vor einer Woche bereits für beendet erklärt hatte, schaute er am Mittwoch das Spiel der Deutschen gegen Japan. Na dann Prost!