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Königliches Spiel

Ettlinger Schachspieler bietet Großmeistern die Stirn und gewinnt Meisterschaft

Als Nummer acht der Setzliste hat der Ettlinger Jonas Rosner beim deutschen Schachmeisterschaftsgipfel die Favoriten düpiert und sich im königlichen Spiel zum Champion gekrönt. Sein großes Ziel ist nun der Titel eines Großmeisters.

Jonas Rosner
Bei den deutschen Schachmeisterschaften in Magdeburg hat der Ettlinger Jonas Rosner seinen Kopf durchgesetzt und den Titel gewonnen. Foto: Deutscher Schachbund

Jonas Rosner verdient sein Geld als Risikomanager beim größten deutschen Versicherungsunternehmen. Es ist der Job des 30 Jahre alten Mathematikers, das Potenzial an Wagnissen und Chancen für seinen Arbeitgeber zu ermitteln. Das Berufsfeld war naheliegend, denn die Aufgabenstellung ist seiner liebsten Freizeitbeschäftigung nicht unähnlich.

Berechnen, analysieren, Entwicklungen vorauszusehen und Strategien zu entwickeln, ist der Ettlinger von Kindesbeinen an gewohnt, denn Rosner spielt seit 23 Jahren leidenschaftlich Schach.

Der Titel als Ziel war unrealistisch.
Jonas Rosner, Sachspieler aus Ettlingen

Zuletzt aber hat sich die Nummer eins des Oberligisten SK Ettlingen erheblich verkalkuliert. Dass er beim so genannten deutschen Schachmeisterschaftsgipfel in Magdeburg nationaler Champion werden würde, hatte er sich nicht in den kühnsten Träumen ausgerechnet.

„Auf die Idee, dass ich gewinnen könnte, bin ich nicht gekommen. Der Titel als Ziel war unrealistisch“, sagt Rosner. Vielleicht Rang fünf wie vor zwei Jahren oder allenfalls der vierte Platz schienen für den an Position acht gesetzten Außenseiter im 39-köpfigen Feld möglich.

Jonas Rosner begann beim Schachklub Ettlingen

Das SKE-Eigengewächs überraschte dann aber nicht nur sich selbst, sondern auch die drei favorisierten Großmeister und ließ auch den U16-Weltmeister Frederik Svane hinter sich. Obwohl er gegen den jungen Lübecker seine einzige der neun Partien verloren hatte, zog Rosner dank eines Schlussspurts in der Endabrechnung noch an Svane vorbei.

„Dass ich die ersten Runden gleich gewonnen habe, hat mir Sicherheit und Selbstvertrauen gegeben“, berichtet Rosner, der zwischenzeitlich zwar schwächelte, von den letzten vier Partien aber drei gewann.

„In den letzten Runden war ich unter Druck, aber ich habe das Ruder noch herumreißen können“, berichtet der Denksportler, dessen Ettlinger Teamkollege Clemens Werner in Magdeburg den für die Altersgruppe S75 ausgeschriebenen Titel des deutschen Nestorenmeisters gewann.

Während Corona viele Stunden online trainiert

Mehrere Gründe seien ausschlaggebend dafür gewesen, dass er der höher eingestuften Konkurrenz erfolgreich die Stirn bieten konnte, meint Rosner. Der Triumph basiere zum einen auf seinen täglichen Sitzungen bei der Online-Akademie während des Lockdowns.

Deutscher Meister zu werden, ist etwas Einmaliges im Leben.
Jonas Rosner, Sachspieler aus Ettlingen

„Das kontinuierliche Training in der Zeit, als es wegen fehlender sozialer Events weniger Ablenkung gab, hat sich ausgezahlt.“ Zum anderen habe die akribische Vorbereitung auf die einzelnen Gegner und Partien Früchte getragen.

„Deutscher Meister zu werden, ist etwas Einmaliges im Leben“, sagt Rosner etwas unüberlegt. Aber zumindest wird er im kommenden Jahr seinen Titel nicht verteidigen können - worüber er überhaupt nicht unglücklich ist.

Für German Masters qualifiziert

Bei den deutschen Meisterschaften sind nämlich nicht die besten Spieler den Landes am Brett, sondern die Nationalmannschaft ermittelt im Parallelwettbewerb German Masters ihren Champion.

Als deutscher Meister hat Rosner das Recht nun erworben, im Kreis der Elite mitzumischen. „Da spielt die Crème de la crème des deutschen Schachs. Das wird die größte sportliche Herausforderung meines Lebens.“

Denn Rosner, der sich mit dreimaligem Konditionstraining pro Woche die körperliche Fitness für die bis zu sechs Stunden dauernde Kopfarbeit holt, bekommt es dann ausschließlich mit Großmeistern zu tun.

Diesen Qualitätstitel irgendwann ebenfalls zu erreichen, ist das große Fernziel des Mannes, der es bislang zum Internationalen Meister gebracht hat. Zur höchsten Stufe, für die 2.500 Punkte gefordert sind, fehlen Rosner noch deren 50.

„Das ist mehr, als es sich anhört. Das dauert bestimmt noch zwei bis drei Jahre - wenn es gut läuft. Je höher man klettert, desto dünner wird die Luft.“ Nicht zuletzt auch beim Gipfeltreffen des deutschen Schachsports.

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