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Ähnlicher Fall wie in der Bundesliga

Nach Wechselfehler der Bayern: Beim Fußball-Oberligisten FC Nöttingen werden Erinnerungen wach

Die Aufregung ist nach dem Wechselfehler der Bayern in Freiburg groß. Doch es ist noch gar nicht so lange her, da war auch der FC Nöttingen in einen ähnlichen Fall verwickelt.

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Gespannt: Michael Wittwer, Sportlicher Leiter beim Fußball-Oberligisten FC Nöttingen, wird nach dem Wechselfehler in Bissingen vor wenigen Monaten, als der FCN betroffen war, genau verfolgen, wie es im Fall zwischen Bayern München und dem SC Freiburg weitergeht. Foto: Harry Rubner

Seinen ehemaligen Mitspieler Oliver Kahn, inzwischen Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München, hat Michael Wittwer noch nicht kontaktiert.

Dabei könnte der Ex-KSC-Profi und heutige Sportliche Leiter des Fußball-Oberligisten FC Nöttingen dem einstigen Welttorhüter aus Karlsruhe in Sachen Wechselfehler durchaus einiges erzählen.

Der deutsche Rekordmeister hatte beim 4:1-Sieg in Freiburg am Samstag kurzzeitig zwölf Mann auf dem Platz. Zur ungewollten Überzahlsituation kam es nach einem Doppelwechsel der Bayern und einer falsch angezeigten Rückennummer von Kingsley Coman. Der französische Nationalspieler blieb rund 20 Sekunden auf dem Platz, ehe das Malheur auffiel und er sich von dannen schlich.

Auch einen Tag nach dem Wechselfehler des FC Bayern gibt es viele Diskussionen. Offen blieb zuletzt zudem, ob der SC Freiburg Einspruch einlegen würde. Der FC Nöttingen hat dies nach einem nahezu identischen Vorfall vor wenigen Monaten getan – ohne Erfolg.

Ich habe nur abends davon erzählt bekommen.
Michael Wittwer zum Wechselfehler der Bayern in Freiburg

Wittwer verfolgte das Bundesligaspiel der Münchner im Breisgau nicht live vor dem Bildschirm. „Ich habe nur abends davon erzählt bekommen. Das muss ähnlich gewesen sein wie bei uns“, sagt der 55-Jährige am Sonntag.

Fußball: Bundesliga, SC Freiburg - Bayern München, 28. Spieltag, Europa-Park Stadion: Schiedsrichter Christian Dingert (in blau) steht gemeinsam mit Spielern dass SC Freiburg und des FC Bayern München während einer Spielpause auf dem Feld. +++ dpa-Bildfunk +++
Reichlich Gesprächsbedarf: Schiedsrichter Christian Dingert steht gemeinsam mit Spielern des SC Freiburg und des FC Bayern München während der Spielpause auf dem Feld. Der Wechselfehler der Bayern sorgte für viele Fragezeichen. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Es war am 8. Oktober des vergangenen Jahres. Zu jenem Zeitpunkt war Wittwer noch Trainer der Remchinger, lag mit seiner Elf beim FSV Bissingen mit 1:2 in Rückstand. Zwei Minuten vor Ablauf der 90 Minuten wechselten die Bissinger Roman Kasiar für Konstantinos Markopoulos ein.

Wechselfehler des FSV Bissingen gegen Nöttingen wird per Video festgehalten

Nur wenige Sekunden später stürmte plötzlich in Ibish Sejdijaj ein weiterer Akteur der Schwaben auf den Platz. Rund 16 Sekunden nahm Sejdijaj am Spiel teil, ehe er auf den Fehler aufmerksam gemacht wurde und Richtung Seitenlinie sprintete – unbemerkt vom Schiedsrichtergespann. Der Wechselfehler der Bissinger wurde per Video festgehalten.

Ich glaube, das gab es noch nie.
Dirk Steidl, FCN-Boss, nach dem Wechselfehler der Bissinger

„Ich glaube, das gab es noch nie“, sagte Nöttingens Boss Dirk Steidl hinterher. Der FCN legte anschließend Einspruch ein, dieser wurde allerdings abgewiesen. Unter anderem mit der Begründung des Sportgerichts, wonach der Spieler nicht aktiv in das Spiel eingegriffen habe.

FC Nöttingen verzichtet nach Vorfall in Bissingen auf Berufung

Die Nöttinger zeigten sich verärgert, „es ist wohl für viele Fußballer eine neue Erkenntnis, dass man ein Fußballspiel auch völlig straffrei mit zwölf gegen elf spielen darf“, schrieb der Club auf seiner Facebook-Seite.

Der Verein verzichtete anschließend auf eine Berufung. „Nach Abwägung aller relevanten Sachverhalte wäre die Weiterführung des Verfahrens mit Kosten von mehreren tausenden Euro sowie einer sehr schwierigen und intensiven Beweisführung verbunden gewesen“, teilte der FCN im vergangenen Herbst mit.

Der Fall der Nöttinger sorgt auch jetzt wieder für Gesprächsstoff. Mehrfach wurde das Vorkommnis am Sonntag im Internet, unter anderem beim Münchner Portal „fcbinside“, diskutiert.

Wenn auf dem Platz mehr Leute als vorgesehen sind, und das Spiel fortgesetzt wird, ist das für mich ein Wechselfehler.
Michael Wittwer, Sportlicher Leiter des FC Nöttingen

„Für mich war die Entscheidung schon damals nicht nachvollziehbar. Wenn auf dem Platz mehr Leute als vorgesehen sind, und das Spiel fortgesetzt wird, ist das für mich ein Wechselfehler und dann gehört so ein Spiel als verloren gewertet“, findet Wittwer.

Für ihn sei der Sachverhalt ähnlich einzuordnen wie beim Einsetzen zu vieler ausländischer Spieler oder – wie zuletzt beim VfL Wolfsburg unter Trainer Mark van Bommel geschehen – beim Überschreiten des Wechselkontingents.

1996 wechselt KSC-Trainer Schäfer in Kirjakow vierten Ausländer ein

Auch beim KSC, für den Wittwer 13 Jahre lang als Spieler aktiv war, gab es 1996 ein Versäumnis.

Coach Winfried Schäfer wechselte im Spiel gegen Bayer Leverkusen in Sergej Kirjakow einen vierten Ausländer ein. Da die Karlsruher aber ohnehin mit 1:4 verloren, wurde das Ergebnis nicht annulliert.

Wittwer und der FC Nöttingen verfolgen die Entscheidung im Fall der Bayern gespannt

Wie im jüngsten Fall des FC Bayern gegen Freiburg entschieden wird, vermag Wittwer nicht einzuschätzen. „Aber ich bin nach unserem Vorfall in Bissingen und dem Urteil natürlich sehr gespannt darauf, wie entschieden wird“, sagt er.

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