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Zehn Jahre Europabad

Blick in die Schlagzeilen: Das Karlsruher Europabad sorgte schon vor der Eröffnung für Wellen

Das Karlsruher Europabad gibt es jetzt schon seit zehn Jahren. Von der Planung über den Namen bis zu den Kosten gab es beim Europabad schon immer viel Diskussion. Die BNN blicken zurück auf die Schlagzeilen.

In einer Rutsche des Europabads sind sehr viele Menschen
Rund geht es am Wochenende im Europabad in Karlsruhe. Zum zehnjährigen Bestehen gibt es eine dreitägige Geburtstags-Sause. Foto: jodo

Eine Riesenparty steigt am Wochenende im Europabad: Das zehnjährige Bestehen wird im Schwimm- und Erlebnisbereich, in der Sauna und auf dem Vorplatz mit vielen besonderen Aktionen gefeiert. Mit Poolpartys für Kinder, einer spektakulären Lasershow und einem Streetfood-Festival beispielsweise.

Und es gibt allen Grund dazu, findet Bäderdezernent Martin Lenz: Das Flaggschiff der Karlsruher Bäder segelt – nach verpatztem Stapellauf und drohender Havarie – längst auf Erfolgskurs. „Dank des Europabades bleiben wir mit unseren Bädern seit vielen Jahren bei einem Zuschuss von fünf bis sechs Millionen Euro zum operativen Geschäft – trotz Inflation“, betont Lenz.

Seit 2013 schreibt es – sehr selten für ein Schwimmbad – sogar schwarze Zahlen. Die Historie der Wasserlandschaft in der Nachbarschaft der Europahalle reicht aber viel weiter zurück – und ist zeitweise alles andere als eine Erfolgsgeschichte. Das Europabad schlug immer wieder hohe Wellen. Auch schon lange vor seiner Eröffnung.

Bäderschließungen

Schon in den den 1980er Jahren wird über ein neues Freizeitbad im Karlsruher Westen diskutiert – als Pendant zum Fächerbad im Osten. Im Bäderkonzept steht deutlich, dass das 1954 konzipierte Tullabad eben nicht mehr zum Bad der Zukunft taugt – und auch nicht mehr entsprechend umgebaut werden kann.

Zur Kompensation des Neubaus soll es geschlossen werden, ebenso wie das Wettersbacher Hallenbad und das Freibad Wolfartsweier – was in den betroffenen Stadtteilen nicht gerade gut ankommt. In Wolfartsweier hat der Einsatz vieler Bürger Erfolg: Bis heute hält ein Freundeskreis das Freibad am Leben.

Strittiger Standort

Über den Standort des neuen Freizeitbades wird über mehrere Gemeinderatsperioden hinweg gestritten. 14 Grundstücke werden untersucht, unterschiedliche Betreiberkonzepte geprüft und zahlreiche Fachleute ins Boot geholt.

Im Gemeinderat stehen im Sommer 1999 zwei zur Entscheidung: Die CDU favorisiert das Gelände unterhalb des Hügels in der Günther-Klotz-Anlage, eine SPD-geführte Mehrheit den Weinbrennerplatz. Dann wird das Thema überraschend von der Tagesordnung genommen, und OB Heinz Fenrich zaubert einen Alternativstandort aus dem Hut:

Das Biotop südlich der Europahalle zwischen dem Gelände des SVK Beiertheim und der Alb. Die Wogen schlagen hoch, vor allem, als der OB das Thema vier Wochen später wieder in die Ausschüsse verweist. Ein Jahr und mehrere Gutachten später fällt endlich die Entscheidung – für den Fenrich-Standort.

Neue Bäder-Gesellschaft

Im Februar 2001 steht fest, dass kein privater Betreiber, sondern eine städtische Bäder GmbH das neue Freizeitbad bauen und auch den Betrieb der übrigen Bäder übernehmen wird.

Ein Jahr später wird diese gegründet. Geschäftsführer wird Johannes Schmitz, der bis dato das städtische Sport- und Bäderamt leitete.

38 Entwürfe

Im Februar 2003 brütet eine 25-köpfige Jury über den 38 Plänen und Modellen, die Architekten aus Deutschland, England und Österreich zum Wettbewerb eingereicht haben. Der Sieger-Plan des Freiburgers Detlef Sacker sieht zwei riesige Glaskuppeln vor.

Im Mai 2004 bekommt der Viertplatzierte, das Stuttgarter Büro Geier + Geier, den Zuschlag für eine abgespeckte Version mit versetzten Dachschalen und einem Rutschenturm, der wie eine Rippe aus dem Dach ragt. Voraus geht der Grundsatzbeschluss des Gemeinderates, ein Freizeitbad für 25 Millionen Euro zu bauen und die im Bäderkonzept festgelegten Einrichtungen zu schließen.

Zu ehrgeiziger Zeitplan

Im Januar 2006 beginnen die Vorarbeiten. So müssen etwa Tennisplätze des SVK Beiertheim verlegt werden. Offizieller Baubeginn ist am 25. April 2006. Erst ein Jahr später und nach vielen Diskussionen wird die Parkplatzfrage entschieden: Auf Gelände des SVK Beiertheim und damit nahe am Badeingang entsteht – halb unter der Erde – ein Parkdeck mit 144 Plätzen.

Der ehrgeizige Plan, das Bad in 17,5 Monaten fertigzustellen, lässt sich nicht umsetzen. Statt Oktober 2007 wird es März 2008.

Namens-Fauxpas

Zum eigentlich anvisierten Eröffnungstermin einigt sich die Bäder GmbH auf den Namen „Aquatika“ für das neue Freizeitbad. „Wasser“ und „ka“ für Karlsruhe sind enthalten, so das Argument, den Namen aus über 4.000 Vorschlägen der Bürger auszuwählen. Dass auch ein Wasserpark in Florida und ein Wassermeerrettich („Rorippa aquatika“) so heißen, ist erst einmal kein Problem – der gleichnamige Vibrator dann aber schon.

Die Bäder GmbH muss die Entscheidung zurücknehmen. Sie schlägt sechs weitere Namen aus dem Wettbewerb zur Bürgerabstimmung vor: Aquarondo, Aqua pamina, Badinka, Europabad, Karuna und Kaskada lauten diese.

Kaskada zieht plötzlich am lange führenden Europabad vorbei, dann werden Manipulationsvorwürfe laut. Die Pressekonferenz, bei der der Namen verkündet werden soll, wird abgesagt. Nach intensiver Prüfung und Streichung doppelter Stimmen wird es das „Europabad Karlsruhe“.

Endlich Eröffnung

Mitte Februar dürfen erste Schulklassen durch den separaten Eingang, um das 25-Meter-Becken und das Nichtschwimmerbecken zu testen, während nebenan noch gewerkelt wird. Offizielle Eröffnung ist am Freitag. 14. März 2008, für geladene Gäste – auch wenn noch Restarbeiten zu erledigen sind.

Am Wochenende in den beiden Tagen darauf kommen mehr als 3.000 Besucher. Die sind nicht haltlos begeistert, schimpfen über Baustellen-Atmosphäre, schlappe Wasserdüsen und hohe Eintrittspreise – und holen sich in der Wildwasserrutsche blaue Flecken.

Verletzungsgefahr

Nach ein paar Wochen zieht die Stadt die Notbremse: Die Preise werden familienfreundlicher, es gibt Vergünstigungen für bestimmte Tage. Im Juli 2008 wird das Bad elf Tage geschlossen.

In den Rutschen haben sich Badegäste Schneidezähne abgebrochen, Platzwunden und eine Gehirnerschütterung zugezogen. Reifen- und Wildwasserrutsche werden nachgebessert, Bodenfliesen aufgeraut, um Rutschgefahr zu bannen. Auch Gewährleistungsarbeiten stehen an.

Kosten-Schock

Noch vor der Schlussrechnung ist klar, dass der Bau des Bades nicht die vom Gemeinderat festgelegten 25, sondern rund 30 Millionen Euro teuer wird. Die Besucherzahlen sind mit 946 Gästen pro Tag weit unter den Erwartungen, die Kosten laufen davon.

Nach einem Jahr ist das Defizit bei über drei Millionen Euro, allein im operativen Geschäft steht ein Minus vom anderthalb Millionen. Bäderchef Johannes Schmitz wird von seiner Aufgabe entbunden.

Trendwende im Europabad

Ende des zweiten Jahres fällt die Bilanz schon freundlicher aus. Die Kinderkrankheiten sind behoben, dank Rabatt-Aktionen und Werbetouren vor allem im Elsass steigen die Besucherzahlen und erreichen die angepeilte Marke von 400.000 Gästen.

Zum 1. November 2009 wird Oliver Sternagel Bäderchef und geht eine Reihe von Neuerungen an. Chips ersetzen die Eintrittskarte und können zum Bezahlen im Bad genutzt werden. Über dem Schwimmerbecken wird ein Kletterparcours installiert, an der Sauna nachgebessert.

Kontinuierlich investiert

Ins Europabad wird kontinuierlich investiert: 2012 kommen die Raketenrutsche „AquaRocket“ und das Karelische Saunadorf hinzu, 2014 die Erlebnisrutsche „Green Viper“.

2015 wächst die Saunalandschaft um ein neues Ruhehaus und ein Schlafhaus mit Wasserbetten. Seit 2016 kann man auch in einer Excalibur- und einer Druidensauna schwitzen. Und die kleinsten Besucher lockt seit Ende 2016 ein mit Piraten-Motiven deutlich aufgepeppter Kletter-, Rutsch- und Planschbereich.

Gewidmet ist er dem Maskottchen KAi – der Hai. Dessen 2011 gegründeter Kinderklub hat aktuell über 2.000 aktive Mitglieder.

Erfolgsbilanzen

Seit 2013 gibt es schwarze Zahlen und stetig steigende Besucherzahlen auf 473.826 Badegäste im Jahr 2017 – das sind nun die Erfolgsbilanzen des so holprig gestarteten Europabades. Das übrigens auch bei nationalen Rankings der Erlebnisbäder immer wieder weit vorne landet.

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