Sarah Kiesecker ist dankbar dafür, dass ihr Martina Böckmann für ihre Online-Kurse mit Dominik Höß einen Assistenten zur Verfügung gestellt hat. Und ihn trotz massiv eingebrochener Kursgebühren auch noch bezahlt.
Dominik Höß richtet Sarah Kiesecker im Studio eins der Tanzschule xtra dance in der Karlsruher Nordstadt die Technik für ihren Kurs per Computerkamera ein. Und tanzt dann als Partner auch noch mit ihr, zeigt beim Kurs „Ballett A“ akrobatische Figuren.
Martina Böckmann leitet die Einrichtung nahe der Dualen Hochschule. Sie musste ihre Schule, wie beim ersten Corona-Lockdown, bereits am 2. November schließen und rechnet vor, dass zusammen mit dem ersten Shutdown nun bereits sechs Monate Schließung zusammen gekommen seien.
Staatliche Hilfen sind für die Tanzlehrerin keine Unterstützung
Die analogen Kurse in den Studios des ehemaligen US-Gebäudes sind so gut wie komplett weggefallen. Lediglich Online geht noch was wie bei Sarah Kiesecker. Staatliche Hilfen habe sie keine in Anspruch genommen, das sei viel zu kompliziert. Und der Steuerberater, über den die Anträge laufen müssten, wolle ja schließlich auch bezahlt werden.
Yoana Suárez de la O von der Studioleitung des Ettlinger Omnia-Tanzstudios hat diese Unterstützung für November beantragt, das Geld jedoch erst im Januar bekommen. Und ein Großteil davon geht als Gerichtskosten wieder weg. Denn mit anderen Tanzstudios in der gesamten Republik hat Omnia gegen die Schließungsverfügung geklagt – und den Prozess im Eilverfahren verloren.
Yoana Suárez de la O spekuliert sogar, damit habe man ein Exempel statuieren wollen. Dabei, so sagt sie, habe man, wie viele andere Tanzschulen, ein Top-Hygienekonzept entwickelt. Ansteckungen im Tanzsaal seien nicht bekannt. Martina Böckmann fragt sogar, ob Tanzstudios nicht sogar systemrelevant seien. Denn Bewegung, vor allem bei Kinder sei so sehr wichtig.
Regina und Sergio Luca vom Tanzstudio Magic Dance in der Karlsruher Innenstadt sprechen davon, dass die komplette Umstellung auf Online-Kurse eine Menge Stress bedeutet habe. Dabei wollten sie gerne vielen Kursteilnehmern ihre gerade aufgehübschten Tanzsäle präsentieren. Das Ziel war, so wenige Kurse wie möglich abzusagen.
Auch Online-Angebote stoßen an Grenzen
Ähnlich geht es dem Tanzsportclub TSC Astoria. Er ist einer der Gesellschafter im Karlsruher Südstadt-Bürgerzentrum. Pressesprecherin Jaqueline Gerster und Jugendwartin Janina Thierack berichten davon, dass ihnen dort eigentlich fünf abgetrennte Räume für Trainings und Kurse zur Verfügung stünden.
Mit dem Hygienekonzept vor dem zweiten Lockdown hätten sie Kurse zum Teil in je drei aufgeteilt. Das gehe jetzt aber auch nicht mehr. Während des Lockdowns Light im November durfte nur noch ein Paar ins Bürgerzentrum. Jetzt könnten nur noch die Kaderpaare ohne ihre Trainer üben.
Man biete daher auch, wie so ziemlich alle anderen Tanzschulen und Tanzvereine, Online-Kurse an. Aber das stoße an Grenzen. Denn nicht alle Teilnehmer besäßen die notwendige technische Ausstattung.
Mitglieder tanzen zuhause weiter
Bei so gut wie allen Vereinen und Studios sind die Mitarbeiter in Kurzarbeit, etwa auch bei der Tanzschule Gutmann im Karlsruher Westen. Bei Gutmann hat man schon im März vorigen Jahres auf Online-Kurse umgestellt. Dabei betonen alle befragten Studios und Vereine, sie böten Kurse für Teilnehmer jeden Alters und jeder Leistungsfähigkeit an.
Sie sprechen davon, dass ihre Teilnehmer zwei oder drei Jahre alt seien. Oder in der Spitze zwischen 72 und 84 Jahren. Bei Magic Dance liegt das niedrigste Einstiegsalter sogar bei gerade einmal acht Wochen. Denn Schwangere und ganz junge Babys seinen willkommen.
Man sei sogar das einzige Tanzstudio in Deutschland, das von den Kassen voll bezahlte Präventionskurse anbiete. Alle Studios und Vereine legen großen Wert darauf, dass ihre Netz-Angebote auch tatsächlich genutzt werden.