In Baden-Baden und zehn weiteren traditionsreichen europäischen Bäderstädten – den Great Spas of Europe – steigt die Spannung: Das Unesco-Welterbekomitee wird vom 16. bis 31. Juli zu einem virtuellen Treffen zusammenkommen, um über den Antrag dieser Gruppe auf das Welterbe-Prädiakt zu beraten voraussichtlich auch zu entscheiden.
Baden-Badens Oberbürgermeisterin Margret Mergen (CDU) geht davon aus, dass die serielle und transnationale Bewerbung der elf Städte am 24. Juli, spätestens jedoch an einem der beiden folgenden Tagen auf der Tagesordnung stehen wird.
Die Rathauschefin sieht die Great Spas gut vorbereitet, um den begehrten Titel zu erhalten. „Die Chancen stehen 50 zu 50“, schätzt Mergen die Erfolgsaussichten ein. Die OB ist Gastgeberin eines zweitägigen Arbeitstreffens der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus den beteiligten Städten im Baden-Badener Rathaus.
Sie weiß um die Probleme einer Gruppenbewerbung und stellt sich darauf ein, dass das Komitee noch einige Fragen haben könnte, die die Entscheidung zum Welterbe-Prädikat eventuell um ein weiteres Jahr verzögern könnten.
Das Unesco-Komitee bewertet die Bewerbergruppe insgesamt - Rathauschefs beraten sich
Jan Kuchar, Bürgermeister im tschechischen Franzensbad, macht deutlich, dass das Komitee die Gruppe nur insgesamt bewerten und nicht einzelne Vertreter als welterbe-würdig einstufen werde. „So viele Städte sind für die Unesco eine Herausforderung“, bekräftigt Mergen, versichert aber: „Wir haben uns alle Mühe gegeben zu überzeugen.“
Die übrigen Rathauschefs teilen diese Zuversicht, obwohl der Ausgang nach Ansicht von Bad Kissingens OB Dirk Vogel sehr schwer einzuschätzen ist. „Wir hoffen natürlich, dass die Nominierung erfolgreich sein wird“, sagt Andrea Pfeffer Ferklová, OB von Baden-Badens tschechischer Partnerstadt Karlsbad. Tschechien hat die Federführung innerhalb des Bewerbungs-Verfahrens.
Alle Rathauschefs sind überzeugt, ihre Hausaufgaben erledigt zu haben. Jetzt heißt es für sie abzuwarten, was das Welterbe-Komitee beschließen wird. Zwischenzeitlich bleiben sie aber nicht untätig. Nach zweieinhalb Jahren kommen sie erstmals wieder zu einem Präsenz-Treffen zusammen, um das weitere Vorgehen abzustimmen.
Für die Stadtoberhäupter ist es mittlerweile die 30. Zusammenkunft. „Das war schon lange geplant, aber wegen der Pandemie nicht möglich“, informiert Mergen. Wegen der angespannten Corona-Lage in England ist der OB aus Bath nur online zugeschaltet.
Der Städteverbund möchte sich als Verein organisieren
Die Great Spas wollen den Blick schon mal nach vorne richten und einige Weichen stellen für den Fall, dass die Unesco ihnen den Welterbe-Titel verleihen wird. Mergen zufolge geht es vor allem darum, die künftigen Strukturen in der Gruppe festzulegen. Es sei geplant, den Städteverbund als Verein zu organisieren, dessen Vorsitz turnusmäßig alle drei Jahre wechselt.
Mergen lobt die bisherige gute Zusammenarbeit: „Es ist bei uns fast wie im Fußball. Wir sind ein gutes Team, aber ohne Trainer.“ Zudem treibt die Gruppe die Arbeit an einer gemeinsamen Homepage voran.
Ein weiterer Schwerpunkt wird es sein, die Idee des Welterbes sowohl in die Kommunalverwaltungen als auch in die Bevölkerung hineinzutragen. Das sei eine große Aufgabe, betont Yves-Jean Bignon, Vize-Bürgermeister im französischen Vichy. Stefan Szirucsek, Bürgermeister von Baden bei Wien, sieht die Herausforderung darin, die Bädertradition der Städte für die Zukunft zu bewahren.
Experten sind bei der Sitzung des Unesco-Komitees zugeschaltet
Beim Online-Treffen des Unesco-Welterbekomitees sind Mergen zufolge Experten des tschechischen Kulturministeriums aus dem Auswärtigen Amt in Prag zugeschaltet.
Zudem sind in Deutschland Vertreter des Bundes und der drei Bundesländer, in denen die deutschen Bewerberstädte liegen, sowie Fachleute aus diesen Kommunen von Berlin aus virtuell bei den Beratungen dabei, um Fragen zu beantworten.