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Ukraine-Krieg

Gegensatz der Offenen Briefe zeigt die Zerrissenheit beim Thema Waffenlieferungen

Die Debatte um Waffenlieferungen an die Ukraine treibt die Menschen weiterhin um: Rund 235.000 Unterzeichnern eines Offenen Briefs gegen Lieferungen stehen nun rund 50.000 befürwortende Unterzeichner gegenüber.

Verlegerin Liz Mohn und Schriftsteller Daniel Kehlmann diskutieren zusammen mit prominenten Teilnehmern bei einem Symposium in der Veranstaltungsreihe «Forum Bellevue zur Zukunft der Demokratie» im Schloss Bellevue. Im Zentrum der Diskussion steht die Frage, was getan werden kann und muss, um die liberalen Demokratien nach innen und außen zu stärken. +++ dpa-Bildfunk +++
Zu den Erstunterzeichnern eines weiteren Offenen Briefs zum Thema Waffenlieferungen gehört auch der Schriftsteller Daniel Kehlmann, hier bei einer Diskussionsveranstaltung im Schloss Bellevue. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Jan Böhmermann hatte seine Häme wohl schon verschossen, aber es gibt ja noch „Spiegel Online“. Dort nahm der Nachrichtenchef Stefan Weigel in einer Glosse mit dem Titel „Einmal Hühnchen in Erdnusssoße – aber ohne Erdnüsse“ die Tatsache aufs Korn, dass zwei gegensätzliche Offene Briefe zum Thema der Waffenlieferungen an die Ukraine zur Unterschrift offen stehen.

Im Einstieg glossiert er die Motivation der Unterschreibenden wie folgt: „Lieber Olaf Scholz, ich habe Meinungen, aber mich fragt keiner, ob ich irgendwo unterschreiben will.“

Ungeachtet dessen haben bislang knapp 300.000 Menschen sich zu einer der beiden Positionen bekannt. Mehr als 235.000 haben innerhalb einer Woche jenen Offenen Brief unterschrieben, der von der Zeitschrift „Emma“ veröffentlicht wurde und Bundeskanzler Olaf Scholz auffordert, von der Lieferung weiterer schwerer Waffen abzusehen, um den Konflikt nicht länger hinzuziehen und die Gefahr eines Dritten Weltkriegs zu vermeiden.

Die am Mittwoch erfolgte Gegenrede auf „Zeit Online“ erzielte in rund 48 Stunden etwa 50.000 Unterschriften. Erstunterzeichnet von 57 Intellektuellen heißt es dort, man wolle Scholz „ermutigen, die Entschließung des Bundestags für Waffenlieferungen an die Ukraine rasch in die Tat umzusetzen“.

Auch zweiter Offener Brief hat prominente Erstunterzeichner

Der erste Brief war unter anderem erstunterzeichnet von Alice Schwarzer, Reinhard Mey, Gerhard Polt, Martin Walser, Alexander Kluge und dem Karlsruher ZKM-Vorstand Peter Weibel, der das Schreiben mit initiiert hatte.

Der zweite Brief wurde initiiert von dem Grünen-Politiker Ralf Fücks und hat Erstunterzeichner aus Kunst (u.a. Herta Müller, Eva Menasse, Daniel Kehlmann, Wladimir Kaminer, Igor Levit), Publizistik (Matthias Döpfner, Maxim Biller, Michel Friedman, Deniz Yücel) und Politik (Marieluise Beck, Marianne Birthler, Sabine Leutheuser-Schnarrenberger, Gerhart Baum).

Der erste Brief hatte neben dem Zuspruch vieler Unterzeichner auch heftigen Widerspruch erfahren. In der „Süddeutschen Zeitung“ vom Donnerstag erklärte zudem die Schriftstellerin Katja Lange-Müller (die nicht zu den Erstunterzeichnern gehörte), es sei ihrerseits „ein Fehler“ gewesen, den Brief zu unterzeichnen.

Am gleichen Tag erklärte mit dem Strafrechtler Reinhard Merkel einer der Erstunterzeichner in der „FAZ“, warum nach seiner Ansicht jetzt das Drängen auf Verhandlungen sinnvoller sei als Waffenlieferungen: Russland habe „den Krieg politisch längst verloren“ und habe jetzt das primäre Ziel, „herauszukommen, ohne auch militärisch als Verlierer dazustehen. Das muss ihnen ermöglicht werden.“

Kritiker warnen, dass diese Haltung den russischen Präsidenten in seinem Handeln bestätigen könnte.

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