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Offene Briefe und Schuldzuweisungen

Fußballvereine und Verbände im Clinch: Auf- und Abstiegsfrage erhitzt die Gemüter

In der Fußball-Regionalliga Südwest wird gekickt, in Baden-Württembergs Oberliga nicht. Dem sportlichen Flickenteppich könnte sich eine Verlängerung anschließen, die womöglich sogar vor Gericht endet.

Lukas Kling (SV Stuttgarter Kickers #25), Riccardo Di Piazza (FC Noettingen #10) und Nico Blank (SV Stuttgarter Kickers #15), SV Stuttgarter Kickers - FC Noettingen, Fussball, Herren, Oberliga BW, 12.Spieltag, Saison 2020/2021, 17.09.2020, 

Foto: EIBNER/DROFITSCH
Noch ist offen, ob Lukas Kling (links) und die Stuttgarter Kickers auch kommende Saison in der Oberliga gegen den FC Nöttingen und Riccardo Di Piazza spielen, oder ob die Schwaben in die Regionalliga aufsteigen dürfen. Foto: Eibner/Drofitsch

Die Saison 2020/21 ist für Baden-Württembergs Amateurkicker ab der Verbandsliga abwärts zwar beendet, doch offen ist, wie es in der Oberliga weitergeht. Wenn es um Auf- und Abstiegsfragen geht, treten sich Regional- und Oberliga-Vereinsvertreter seit Tagen gegen das Schienbein.

Der Großteil der Clubs in der Oberliga Baden-Württemberg plädiert für eine Annullierung der Saison. Keine Aufsteiger, keine Absteiger – für viele, aber eben längst nicht für alle, wäre das die vernünftigste Lösung.

Der für die Oberliga zuständige Württembergische Fußballverband (wfv) steckt im Dilemma – erst recht, nachdem zuletzt der Fußball-Regional-Verband (FVR) Südwest (Oberliga Rheinland/Pfalz-Saar) vorgeprescht war. Dort wurde der Saisonabbruch beschlossen, die Aufsteiger in die Regionalliga Südwest sollen mittels Quotienten-Regel festgelegt werden.

Normalerweise würden der Tabellenerste der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar sowie aus Baden-Württemberg und Hessen direkt aufsteigen, die drei Zweiten der drei Verbände in Relegationsspielen den vierten Aufsteiger in die Regionalliga Südwest ermitteln.

In Spielordnung vermerkter Zusatz „in der Regel“ bietet Spielraum

Die Entscheidung des FVR brachte Baden-Württemberg nun mächtig unter Druck. In der wfv-Spielordnung ist vermerkt, dass „eine Annullierung in der Regel dann sachgerecht ist, wenn die überwiegende Anzahl der Mannschaften weniger als 50 Prozent der Spiele absolviert hat“. Eine Prüfung, ob ein Abweichen möglich ist, bedingt durch den vor der Saison vermerkten Zusatz „in der Regel“, müsse nun aufgrund des Vorgehens beim FVR erfolgen.

Doch können Spitzenreiter SGV Freiberg (35 Punkte) und der Zweite Stuttgarter Kickers (30) überhaupt einfach so als Aufsteiger bestimmt werden, wenn sich anderen Clubs wie dem FC Nöttingen (23, aber zwei Spiele weniger) ebenfalls noch Chancen bieten würden, hochzugehen?

Der FC Nöttingen will auf eine Klage verzichten

FCN-Vorstandschef Dirk Steidl verkündete zwar, auf eine Klage verzichten zu wollen. Nach Ansicht des Vorsitzenden des SSV Reutlingen, Karsten Amann, zugleich Rechtsanwalt, sei die Benennung der beiden vom wfv präferierten Aufsteiger aber „juristisch angreifbar“.

Amann plädiert daher an die Spielkommission der Oberliga Baden-Württemberg, keine Aufsteiger und Relegationsteilnehmer zu benennen, im besten Fall sogar generell Aufsteiger in die Regionalliga Südwest aller drei Oberliga-Verbände auszuschließen. Bei einem vom wfv eingeholten und am vergangenen Freitag präsentierten Meinungsbild stimmte die Mehrheit der Oberliga-Vereine für einen Abbruch – ohne Auf- und Absteiger.

Es stößt auf breites Unverständnis.
Rafael Kowollik, Sprecher der Vereine der Regionalliga Südwest

Denn längst geht man auch in der Regionalliga auf die Barrikaden.

„Es stößt auf breites Unverständnis, dass am Ende einer Mammutsaison mit 42 Ligaspielen im Juni 2021 sechs Vereine direkt aus der Regionalliga Südwest absteigen müssen, während drei oder gar vier Vereine aus den darunterliegenden drei Oberligen auf Basis einer Rumpfsaison aufsteigen, eventuell gar am Grünen Tisch“, kritisiert Rafael Kowollik, Geschäftsführer des FC Homburg und Sprecher der Vereine der Regionalliga Südwest, in einem offenen Brief.

Im Nordosten soll Viktoria Berlin aufsteigen – nach gerade einmal elf absolvierten Partien

In der vierthöchsten Spielklasse geht die Problematik nämlich weiter: Während in den Regionalligen Südwest und West weiter der Ball rollt und die Saison sportlich beendet werden dürfte, wurde in der Nordost-Staffel die Saison annulliert.

Ein Absteiger soll dennoch bestimmt werden und aller Voraussicht nach darf sich Viktoria Berlin über den Aufstieg in die Dritte Liga freuen – nach elf absolvierten Saisonspielen. In der Regionalliga Nord sprach sich ein Großteil der Vereine zuletzt ebenfalls für einen Abbruch der Saison aus, in Bayern ruht aktuell der Spielbetrieb.

Viele Vereine haben sich längst juristische Hilfe ins Haus geholt

Sascha Döther, Geschäftsführer der Regionalliga Südwest GbR, bat bei aller Problematik zuletzt darum, zunächst die Dritte Liga, die drei Wochen vor der Regionalliga endet, abzuwarten, da es dort mit Blick auf die Regionalligen Nord, Nordost und Bayern eine ähnliche Gemengelage gebe.

Er verwies aber auch darauf, dass in der Spielordnung der Regionalliga Südwest sechs Absteiger festgelegt worden seien. Längst haben sich einige Vereine juristische Hilfe ins Haus geholt – und zwar sowohl in der Regionalliga, wenn es darum geht, den Abstieg zu verhindern, als auch in der Oberliga, um den Aufstieg notfalls juristisch zu erstreiten.

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