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Für Forstwirte in der Ausbildung

Praxistag bei Stutensee: Waldbrandprävention soll schon beim Nachwuchs eine Rolle spielen

Die Gefahr von Waldbränden steigt seit Jahren. Damit künftige Forstwirte besser auf die veränderten Bedingungen vorbereitet sind, lernen rund 100 Auszubildende im Hardtwald bei Stutensee alles rund um Waldbrandprävention.

Vier Forstwirt-Auszubildende schlagen mit speziellem Werkzeug eine Schneise in den Waldboden.
Vier Auszubildende greifen zum Werkzeug und schlagen eine Schneise in den Waldboden. Damit soll die Ausbreitung von Bränden vermieden werden. Foto: Christel Manzey

Der Wind rauscht durch die noch teils blattlosen Bäume im Hardtwald bei Stutensee-Blankenloch. Vereinzelt hört man am Dienstagvormittag Vogelgezwitscher. So richtig mag man sich einen Waldbrand vor dieser Szenerie nicht vorstellen.

Dennoch sind die Bilder aus dem vergangenen Sommer nicht nur Martin Borowski, dem stellvertretenden Forstbezirksleiter bei Forst BW, noch präsent: Damals hielten mehrere Waldbrände über mehrere Wochen lang Forstwirte und Einsatzkräfte in Atem.

In Deutschland und Baden-Württemberg wird das Thema Waldbrand wichtiger werden als in der Vergangenheit.
Martin Borowski, stellvertretender Forstbezirksleiter Forst BW

„In Deutschland und Baden-Württemberg wird das Thema Waldbrand wichtiger werden als in der Vergangenheit“, sagt Borowski.

Er verweist auf die 3-mal-30-Regel: Bei Temperaturen über 30 Grad, einer relativen Luftfeuchtigkeit von 30 Prozent und weniger sowie bei Windgeschwindigkeiten ab 30 Kilometer pro Stunde steigt die Waldbrandgefahr. Eine Situation, die in den zunehmend heißer werdenden Sommern im Landkreis Karlsruhe schon mal erreicht werden kann.

Zwar gebe es keinen Grund zum Alarmismus. Dennoch will Borowski bereits Auszubildende mehr für das Thema sensibilisieren. Aus diesem Grund findet an diesem Dienstag ein groß angelegter Praxistag statt: Rund 100 angehende Forstwirte vom Forstlichen Ausbildungszentrum Mattenhofen sollen für das Thema Waldbrandprävention fit gemacht werden.

Die Teilnehmer sind alle im zweiten Jahr ihrer Ausbildung und kommen aus ganz Baden-Württemberg.

Forstwirte und Feuerwehr werden künftiger enger zusammenarbeiten

An insgesamt acht Stationen stehen Themen wie Waldbrandstatistik, Umgang mit Waldbesuchern oder waldbauliche Maßnahmen auf dem Programm. An Stand sieben informiert Sebastian Waidmann die Auszubildenden über das Zusammenspiel von Forstwirten und Feuerwehr.

Waidmann ist selbst bei der freiwilligen Feuerwehr sowie gleichzeitig Fachberater Waldbrand – also quasi beide Seiten in Personalunion. Er prognostiziert, dass sich die Zusammenarbeit von Forstwirten und Feuerwehr in Zukunft verstärken wird.

Dabei gehe es nicht darum, die Feuerwehrkräfte zu ersetzen. Als Forstwirt habe man aber wichtige Ortskenntnisse und könne Einsatzkräfte so beispielsweise schnell an einen Brandort lotsen. Gemäß dem neuen Tandemkonzept soll jede untere Forstbehörde zudem einen festen Ansprechpartner für die Feuerwehr stellen.

An die Geräte: Praxistag macht seinem Namen alle Ehre

Einige Meter weiter bearbeiten einige Auszubildende unter den Augen von Lukas Stange von Forst BW den Waldboden. Auch Stange ist Mitglied der freiwilligen Feuerwehr und war bereits bei einigen Waldbränden im Einsatz.

Mit speziellem Werkzeug schlagen die Auszubildenden eine Schneise in den Waldboden. Im Ernstfall soll so die Ausbreitung eines Waldbrands verhindert werden.

Die Schulungen führen nicht dazu, dass die Forstwirte eine Feuerwehr 2.0 werden.
Martin Borowski, stellvertretender Forstbezirksleiter Forst BW

Was einfach aussieht, ist am Ende doch ganz schön anstrengend, stellt Azubi Ben fest. Der 22-Jährige kommt aus Ehningen. Mit Werkzeugen wie der Feuerpatsche hat er nach eigener Aussage noch nie gearbeitet.

An einem Tisch lehnen spezielle Werkzeuge der Forstwirte, unter anderem eine Feuerpatsche.
Griffbereit: Mit diesen Werkzeugen arbeiten Forstwirte in der Waldbrandprävention. Ganz rechts steht Feuerpatsche. Foto: Christel Manzey

„Die Schulungen führen nicht dazu, dass die Forstwirte eine Feuerwehr 2.0 werden“, betont Martin Borowski. Man verstehe sich vielmehr als Unterstützung und Informationsgeber.

So wüssten die Forstleute eben am besten, wo es Wasser im Wald gebe, welche Wege sich für die großen Einsatzfahrzeuge eignen und wie man am schnellsten zu einem Brand kommt.

Fast jeder Waldbrand ist menschengemacht

Ein nicht nur für die Auszubildenden leidiges Thema ist der Umgang mit Waldbesuchern. Zwar sind alle Menschen im Wald willkommen, betont Borowski. Von März bis Oktober herrscht in baden-württembergischen Wäldern aber ein striktes Rauchverbot.

Yvonne Hengst spricht zu orange gekleideten Forstwirt-Azubis über die Ansprache von Waldbesuchern.
Kommunikation mit Waldbesuchern: Nicht jeder hält sich im Wald an die Regeln, zum Beispiel das Rauchverbot von März bis Oktober. Soll man diese Menschen als Forstwirt ansprechen? Darum geht es in der Station von Yvonne Hengst (links). Foto: Christel Manzey

Feuer darf das ganze Jahr nur an offiziellen Feuerstellen, zum Beispiel auf Grillplätzen, gemacht werden. Doch nicht alle halten sich daran.

Eine blöde Rückmeldung bedeutet nicht, dass man nichts erreicht.
Yvonne Hengst, Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg

Davon kann Yvonne Hengst von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg ein Lied singen. Auch davon, dass der Ton den Forstwirten gegenüber schon mal etwas rauer werden kann.

Auf die Ansprache der Waldbesucher verzichten, möchte sie trotzdem nicht. „Eine blöde Rückmeldung bedeutet nicht, dass man nichts erreicht“, sagt Hengst. „Eine Information ist eine Information.“ Denn: Beinahe alle Brände im Wald seien menschlichen Ursprungs – teils aus Vorsatz, teils aus Fahrlässigkeit.

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