Das hat es in der Geschichte des Kurhauses noch nicht geben: Erstmals wird das Wahrzeichen der Stadt für eine medizinische Dienstleistung statt für rauschende Ballnächte, glanzvolle Galas oder anderweitige Veranstaltungen wie Shows oder Konzerte genutzt.
Ab dem 15. Januar wird die weltbekannte Immobilie mit dem prachtvollen Bénazetsaal zum Impfzentrum für den kleinsten Stadtkreis im Land – und damit wohl zu Deutschlands exklusivster Einrichtung dieser Art.
Prachtvolle Kulisse
Ob die Menschen, die sich impfen lassen wollen, einen Blick für die prachtvolle Kulisse haben werden? Der Bénazetsaal beeindruckt die Gäste bei der herkömmlichen Nutzung jedenfalls mit einem 13,5 Meter hohen Tonnengewölbe und einem goldenen Bühnenportal. Jetzt soll unter Kronleuchtern geimpft werden.
Dafür eignen sich die Räumlichkeiten sehr gut, findet Maximilian Lipp. Bei der Stadtverwaltung ist er für den Fachbereich Ordnung und Sicherheit zuständig. Für das Projekt Impfzentrum obliegt ihm die Stabsleitung. Seit Wochen laufen dafür die Vorbereitungen. „Wir liegen gut im Zeitplan“, erläutert Lipp.
Bis zu 60 Menschen können pro Stunde geimpft werden
Bis zu 60 Menschen sollen in den fünf zur Verfügung stehenden Impfkabinen im Bénazetsaal pro Stunde den vielfach sehnsüchtig erwarteten Piks erhalten. Bei täglich 14 Stunden Impfzeit – von 7 bis 21 Uhr – können demnach bis zu 840 Menschen den Schutz vor dem Coronavirus erhalten – sofern ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht.
Wie es um dessen Verfügbarkeit bis zum Betriebsbeginn des Zentrums am 15. Januar stehen wird, ist noch nicht klar, betont Lipp. Außerdem: „Wir werden nicht sofort in den Vollbetrieb gehen“, sagt er. „Wir wären aber bereit dafür.“
Kurhaus wird zum Hochsicherheitstrakt
Gesichert ist dagegen, dass das Kurhaus für seine neue Aufgabe zu einem Hochsicherheitstrakt wie bei einem Staatsbesuch werden wird. Während der Dauer der Nutzung als Impfzentrum wird der Weinbrenner-Bau sieben Tage die Woche und rund um die Uhr von Security-Kräften bewacht, kündigt der Fachbereichsleiter der Stadtverwaltung an.
Wo im Haus der Impfstoff gelagert werden wird, darüber will er verständlicherweise keine Angaben machen. Die Organisatoren haben diesbezüglich aber nichts dem Zufall überlassen. „Wir haben uns auch kriminaltechnisch beraten lassen“, verrät Lipp.
Impfteam arbeitet in drei Schichten
Das Impfteam wird in einem Dreischichtbetrieb arbeiten. Pro Schicht werden etwa 30 Mitarbeiter im Einsatz sein. Insgesamt werden für die Belegschaft etwa 60 Kräfte benötigt, erklärt Lipp. Nach Ansicht des Fachbereichsleiters sind sie bei ihrer Tätigkeit keiner erhöhten Ansteckungsgefahr ausgesetzt: „Das Risiko ist auch nicht höher als auf der Straße.“
Termin muss im Vorfeld vereinbart werden
Zutritt zum Impfzentrum werden nur Menschen haben, die im Vorfeld einen Termin über die bundesweite Nummer 116117 oder auf der entsprechenden Internetseite 116117.de vereinbart haben. Das wird bereits am Eingang kontrolliert werden, bestätigt Gerhard Herbrich, der bei der Stadtverwaltung ansonsten für den Katastrophenschutz zuständig ist.
Vermutlich wird dort auch die Körpertemperatur gemessen werden. Wer Fieber hat, wird abgewiesen oder sollte erst gar nicht ins Impfzentrum kommen. Eine Mund-Nasen-Maske wird zudem Pflicht sein. Das Land Baden-Württemberg empfiehlt darüber hinaus allen Mitarbeitern, die nahen Patientenkontakt haben, das Tragen einer FFP2-Maske.
„Einbahnverkehr“ im Kurhaus
Der Ablauf im Impfzentrum ist genau festgelegt. Im Kurhaus wird dafür ein Einbahnverkehr eingerichtet: von der Anmeldung, bei der die Daten des zu Impfenden erfasst werden, über die Beratung, die eigentliche Impfung, die Nachbetreuung bis zum medizinisch-verwaltungstechnischen Checkout am Ende.
Damit der Mindestabstand auf dem Weg durch verschiedene Räume immer eingehalten werden kann, werden dazwischen Wartezonen eingerichtet. Wer einen Impftermin bekommt, muss übrigens auch für die erforderliche zweite Impfung ins Kurhaus nach Baden-Baden kommen – 21 Tage nach dem ersten Piks. Der Impfstoff dafür wird gleich bei der ersten Impfung zurückgelegt, heißt es. Der konkrete Zeitpunkt werde bereits mit dem ersten Termin vergeben.
Parallele Nutzung wäre bei gelockertem Lockdown möglich
Sollte während des Betriebs des Impfzentrums der Lockdown gelockert werden, könnten Räume wie der Weinbrenner-Saal, dort musiziert etwa die Philharmonie, oder das Casino durchaus parallel genutzt werden, meint der technische Betriebsleiter des Kurhauses, Jürgen Fischer. „Das ist machbar, wenn der Lockdown das erlaubt.“ So gehe etwa der Betrieb im Casino erst ab 21 Uhr so richtig los. Um diese Zeit schließt das Impfzentrum.