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Hohe Inzidenz im Landkreis Rastatt

Gaggenauer Einzelhändler protestieren gegen erneuten Corona-Lockdown

Bei den Einzelhändlern in Gaggenau ist der Frust groß. Weil die 7-Tages-Inzidenz im Landkreis Rastatt bei über 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner liegt, dürfen sie keine Kunden mehr in ihren Läden beraten. Am Montag wehren sie sich dagegen.

Mehrere Personen stehen in einer Schlange
Schlange des Protests: Rund 25 Personen aus dem Einzelhandel versammeln sich am Montag in Gaggenau. Sie demonstrieren gegen die erneute Schließung ihrer Läden. Foto: Adrian Mahler

Mit Plakaten wie „Ohne Einzelhandel veröden die Innenstädte!!!!“ oder „Einzelhandel ist Bauernopfer!!!!“ machen am Montag einige Gaggenauer Einzelhändler ihrem Ärger Luft. Sie protestieren gegen den erneuten Lockdown ab Dienstag. Rund 25 Betroffene kommen in der Fußgängerzone zusammen und bilden dort eine 100 Meter lange Schlange.

Nur sechs Tage lang durften die Einzelhändler nach vorheriger Terminvereinbarung wieder Kunden in ihren Geschäften beraten. Weil die 7-Tage-Inzidenz im Landkreis Rastatt aber seit Mitte vergangener Woche bei über 100 liegt, darf der Einzelhandel nach den Vorgaben der Corona-Verordnung des Landes kein „Click&Meet“ mehr anbieten. Ab Dienstag ist nur noch die Abholung und Lieferung von Waren möglich – das sogenannte „Click&Collect“.

„Das Konzept ist Schwachsinn. Wir brauchen sofort die Öffnung“, sagt Harry Schneider, Geschäftsführer des City-Kaufhauses. Er erwartet von der Kommune, dass sie dem Beispiel von Pirmasens folgt. Dort bleiben die Läden trotz einer hohen Inzidenz offen. Damit weicht die Stadt von der Corona-Strategie des Landes Rheinland-Pfalz ab.

„Wir müssen Druck auf die Verwaltung ausüben“, betont Schneider. Dass die Drogeriemärkte beispielsweise Spielwaren verkaufen dürften und das City-Kaufhaus aber geschlossen bleiben muss, sieht er als „Benachteiligung ohne Ende“. Sabine Meißner fühlt sich ebenfalls ungerecht behandelt. „Bei Click&Collect kommt nichts rum“, sagt die Inhaberin des Geschenkeladens „To Bee“.

Eine große Menschenkette in der Fußgängerzone
Rege Teilnahme: Melitta Strack (rechts), Inhaberin der Jeans Box, und Beschäftige aus verschiedenen Sektoren des Einzelhandels setzen sich für eine erneute Lockerung ein. Foto: Adrian Mahler

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Als Grund nennt sie, dass Kunden die Geschenkartikel im Laden anschauen müssten. Die kulinarische Ecke ihres Ladens darf zwar geöffnet sein. Doch die Einnahmen könnten den Verlust nicht ausgleichen. Meißner will zurück zu „Click&Meet“. Bei einer Terminvereinbarung und maximal einem Kunden im Geschäft lasse sich zumindest ein kleiner Umsatz erzielen.

Während es „To Bee“ erst seit September 2020 gibt, existiert das Schuhgeschäft „Schuhball“ seit 102 Jahren. Jeanette Florus, Inhaberin in der vierten Generation, betont, dass ihr Laden schon viele Krisen überstanden habe. „Aber irgendwann geht es bei uns nicht mehr weiter“, sagt sie. Dabei hätten sich die Kunden in der vergangenen Woche sehr diszipliniert an die Corona-Regeln gehalten. „Wir würden uns auf alles einlassen, um zu öffnen“, sagt Florus.

Zwei Personen in der Fußgängerzone
Sorge um die Existenz: Jeanette Florus, Geschäftsinhaberin des Schuhballs und ihre Angestellte Birgit Büchel (links) sorgen sich um die Zukunft des 102 Jahre alten Geschäfts. Foto: Adrian Mahler

Besonders kritisch sieht sie, dass Kinder ständig neue Schuhe brauchen und jetzt nicht mehr im Geschäft beraten werden können. Sie rechnet damit, dass wie 2020 in diesem Jahr die Frühjahrs-Saison flachfällt. Auch Melitta Strack ist erzürnt: „Es reicht jetzt!“, sagt die Inhaberin des Modegeschäfts Jeans Box in Gaggenau. Sie findet den erneuten Lockdown eine „absolute Ungerechtigkeit“. Strack betont: „Die kurze Lockerung war ein Tropfen auf den heißen Stein. Nur wenige Tage später ist sie wieder Geschichte.“ Die eingeschränkte Öffnung habe aber vor allem eines gezeigt: Die Menschen brauchten das Einkaufserlebnis, vor Ort in den Läden suchen zu können.

In der vergangenen Woche hätten sich ihre Kunden sehr gefreut, wieder bei ihr durch den Laden laufen zu können, sagt Melitta Strack. Nach Stracks Ansicht können auch in ihrem Geschäft die Hygiene-Regeln problemlos eingehalten werden. Die Jeans Box hat nach ihrer Aussage 300 Quadratmeter Verkaufsfläche – genügend Platz, um 40 Quadratmeter pro Person bereitzustellen. „Einer Öffnung steht gar nichts im Weg“, sagt Strack.

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