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Wahlkampf in heißer Phase

Bürgermeisterwahl in Sasbach: Tobias Herok hört sich bei der Wirtschaft um

Langsam wird es ernst im Rennen um das Bürgermeisteramt in Sasbach. Kandidat Tobias Herok wirbt bei lokalen Betrieben um Unterstützung. Dabei geht es auch um mangelndes Interesse aus dem Rathaus.

Tobias Herok steht neben Geschäftsführer Paris Frost, der ein Brillenmodell in der Hand hält.
Interesse an den Betrieben: Tobias Herok (links) lässt sich von Geschäftsführer Paris Frost zeigen, was es mit dessen nachhaltigen Brillenfassungen auf sich hat. Foto: Christoph Kölmel

Tobias Herok blättert um. Eine Seite seines Blocks hat er schon vollgeschrieben. Er schaut kurz auf, dann kratzt der Stift wieder übers Papier. Für den Bürgermeisterkandidaten hat in Sasbach die heiße Phase des Wahlkampfs begonnen.

Bei einigen Bürgern war er schon zu Besuch, heute ist das Gewerbe dran. Herok klappert die Betriebe im Mättich ab. Er ist auf der Suche nach Themen – und will die Sasbacher Wirtschaft von sich überzeugen.

Herok sieht sich bei Brillenhersteller um

Ihm gegenüber sitzt Paris Frost. Vor fast 30 Jahren gründete er mit seiner Frau Marion die Firma Frost. Unter dem Label „frost eyewear“ entwerfen und verkaufen sie Brillenmodelle in alle Welt.

Die Arbeit teilen sie auf: Marion Frost plant die neuen Kollektionen, ihr Mann kümmert sich als Geschäftsführer um die Zahlen. Zwölf Mitarbeiter sind am Standort in Sasbach beschäftigt.

Wenn die Gemeinde gut arbeitet, gibt uns das Planungssicherheit.
Paris Frost, Geschäftsführer

„Wir hatten am Anfang gar nichts. All das haben wir uns selbst beigebracht“, sagt Frost stolz. Am Wochenende reist er mit seiner Frau wieder zu einer Messe nach New York. Frost trifft Herok, internationales Geschäft prallt auf kleinteilige Kommunalpolitik. Wie finden die beiden zusammen?

„Wenn die Gemeinde gut arbeitet, gibt uns das Planungssicherheit“, sagt Frost. Die Rahmenbedingungen am Firmensitz müssten stimmen, damit sich sein Unternehmen entfalten kann. Das sei in der Vergangenheit nicht immer so gewesen. „Wir haben über zehn Jahre für eine Breitbandverbindung im Mättich gekämpft. Da ist kein Bürgermeister für uns aufgesprungen“, sagt er. Man sei nicht dafür zuständig, Wettbewerbsvorteile zu schaffen, habe es aus dem Rathaus geheißen.

„Unsere Aufgabe als Unternehmen ist es allerdings auch nicht, für ordentliche Infrastruktur zu sorgen“, bemängelt Frost. Herok stimmt zu: „Die Bürokratie braucht einfach zu lang, die Kommunikation ist schlecht.“ Der Kontakt zum Bürger ist eines von Heroks Kernthemen. Schon bei der Kandidatenvorstellung hatte er sich einen anderen Umgang auf die Fahne geschrieben.

„Als Bürgermeister will ich regelmäßig durch Teile von Sasbach spazieren und das vorher ankündigen. Jeder kann mich dann einfach ansprechen“, sagt er. Für Frost sollte das selbstverständlich sein: „Als Firma ist es doch auch klar, dass man ein Interesse an seinen Kunden hat.“

In Sasbach gibt es nicht genügend Bushaltestellen

Er schneidet ein weiteres Thema mit Nachholbedarf an: den öffentlichen Nahverkehr. „Es kann nicht sein, dass es keine einzige Bushaltestelle hier bei uns gibt.“

Die Haltestelle in der Ortsmitte sei viel zu weit entfernt. In der Fertigung beschäftige die Firma etliche Frauen. Gerade in den dunklen Wintermonaten wolle er denen den Fußmarsch entlang der Sasbachrieder Straße nicht zumuten.

Herok legt seinen Stift beiseite und schaltet sich ein. „Ich habe mit vielen gesprochen, das stimmt. Die Leute kommen von hier nicht weg.“ Man dürfe das nicht nur auf die Planung des Kreises schieben, sondern müsse mit einem fertigen Konzept zum Kreis gehen und die Sache antreiben. Eine bessere Anbindung würde auch die Suche nach neuen Arbeitskräften erleichtern, merkt Frost an.

„Ich habe hier einige Betriebe erlebt, die zurückhaltend auf meinen Besuch reagiert haben“, sagt Herok. Das könne an enttäuschten Erwartungen liegen. „Der Input für einen Bürgermeister sollte immer von der Bevölkerung, von den Betrieben kommen.“

Gegen Ende des Besuchs führt Frost den Kandidaten durch seine Firma. Er zeigt einige neue Brillenfassungen, hergestellt aus Celluloseacetat. Der Kunststoff wird aus Baumwollfasern gewonnen. „Ein nachhaltiges Material“, sagt Frost. Hinter ihm sichtet Marion Frost die Bestellungen von Kunden. „Wir haben für jedes Modell Ersatzteile auf Lager“, sagt sie. Herok ist angetan. Auch er wolle „weg von der Wegwerfgesellschaft“.

Ob er als Bürgermeister auf eine Brille von Frost umsteigt? Herok überlegt kurz: „Das weiß ich noch nicht.“ Dann verabschiedet er sich. Der Gemeinderat tagt – Herok will schon einmal Rathausluft schnuppern.

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