Skip to main content

Ohne Test in den Biergarten

Enzkreis erreicht wohl ab Mittwoch die letzte Lockerungsstufe – was ändert sich?

Ohne Test ins Freibad und in den Biergarten, bis zu 750 Menschen bei Kulturveranstaltungen unter freiem Himmel: Diese neuen Freiheiten gelten aller Voraussicht nach ab Mittwoch im Enzkreis.

Gäste essen in einem Restaurant.
Im Enzkreis dürfen Gäste voraussichtlich ab Mittwoch wieder ohne Corona-Test im Biergarten essen und trinken. Auch an anderen Orten gibt es Lockerungen. Foto: Christophe Gateau picture alliance/dpa

Was kann noch dazwischenkommen?

Letztes Hindernis: Die Corona-Zahlen des Landesgesundheitsamts vom Montag müssen am Dienstagmorgen noch vom Robert-Koch-Institut (RKI) bestätigt werden. Sie weisen den Enzkreis nun stabil unter der Wocheninzidenz von 35 aus. Zuletzt waren die Werte bei Land und RKI stets identisch – so wie es sein sollte. Es geht bei beiden Quellen schließlich um dieselben infizierten Menschen.

Im Lagebericht des Landesgesundheitsamts heißt es am Montag allerdings, dass vier Fälle in Abklärung seien. Doch auch wenn sie hinzu gezählt würden, würde das die Inzidenz noch nicht über 35 bringen. Kein Hindernis: Der Landkreis wird jedenfalls nicht von sich aus strengere Regeln erlassen. Das liegt zwar in seiner Kompetenz. Man werde die Landesverordnung aber strikt umsetzen, sagt eine Sprecherin auf Anfrage.

Finale Lockerungsstufe im Enzkreis erreicht

Wo liegen die Zahlen aktuell genau?

Von 34,1 auf 34,6 auf 33,1 auf 27,6 und nun 26,6: Der Enzkreis liegt fünf Tage in Folge unter 35. Erst vor genau einer Woche hatte der Kreis zum fünften Mal in Folge die Inzidenz von 50 Neuinfektionen mit dem Coronavirus pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen unterboten.

Landrat Bastian Rosenau hatte direkt das nächste Ziel ausgegeben: „Nachdem wir so gleich drei Öffnungsschritte auf einmal machen können, ist unser nächstes Ziel natürlich die 35er-Grenze“, sagte er damals. Genau sieben Tage später ist es nun also schon soweit. Quasi im Schnelldurchlauf ist die finale Lockerungsstufe erreicht.

Welche Regeln gelten in der Stufe unter 35?

Diese aktuell letzten Öffnungsschritte ermöglichte das Land erst vergangene Woche. Die neuen Regeln unter 35: Im Freibad, in der Außengastronomie oder bei Kulturveranstaltungen im Freien kann die Pflicht, ein negatives Testergebnis oder einen Impf- oder Genesenen-Nachweis vorzulegen, entfallen.

Möglich sind dann auch wieder Feiern in gastronomischen Einrichtungen mit bis zu 50 Personen, die dazu allerdings alle ein aktuelles negatives Testergebnis oder einen Impf- oder Genesenen-Nachweis mitbringen müssen. Weitere Lockerungen bei einer stabilen Inzidenz unter 35: Für jeden Besucher einer Messe, Ausstellung oder eines Kongresses muss nur noch mit sieben Quadratmeter Fläche gerechnet werden. Bei Sport- oder Kulturveranstaltungen im Freien sind bis zu 750 Besucher erlaubt.

Statt dem Happiness-Festival in Straubenhardt: Little Happiness soll stattfinden

Was macht die Kulturszene?

Sie beobachtet die Entwicklung intensiv. Zumindest zwei Enzkreis-Aushängeschilder ändern aber erstmal nichts. In der Kulturhalle Remchingen könnte man nun zwar mehr Besucher als bisher (750 statt 500) unter freiem Himmel zulassen. Aber, so erklärt Kulturhallenleiter Paul Taube: „Ich muss bei schlechtem Wetter reagieren und nach drinnen gehen können. Es macht keinen Spaß, hunderten Leuten abzusagen.“ Im Inneren sind nach wie vor nicht mehr als 250 Besucher erlaubt. Taube: „Für große Sachen brauchen wir noch mehr Sicherheit.“

Auf die oft wacklige Inzidenz und das Regelwerk verweist auch Benjamin Stieler vom Happiness-Festival in Straubenhardt. Das große Festival fällt diesen Sommer zwar wie berichtet aus, ersatzweise gibt es aber eine kleine Konzertreihe über mehrere Tage verteilt mit Acts wie Max Giesinger und Bosse.

Wir wollen unbedingt, dass das Little Happiness stattfindet.
Benjamin Stieler, Organisator

In den Verkauf ging man zunächst mit jeweils 500 Tickets. Stieler: „Wir wollen unbedingt, dass das Little Happiness stattfindet, wir wollen keine Veranstaltung mehr verschieben oder verkleinern.“ Daher werde man noch eine Weile abwarten, wie sich die Lage entwickelt. „Wir haben den Eindruck, dass die Nachfrage so hoch ist, dass es beim Verkauf auf ein paar Tage nicht ankommt.“

Mit einer stabilen Inzidenz unter 35 erreicht ein Kreis aktuell die letzte Lockerungsstufe. Wie könnte es weitergehen?

Schlimmer geht immer: Überschreitet der Kreis die 35er-Schwelle dreimal hintereinander, sind die oben genannten Freiheiten wieder dahin. In die andere Richtung ist politisch umstritten, wie schnell es weitere Lockerungen geben soll.

Der Enzkreis-Abgeordnete Erik Schweickert (FDP) kommentierte am Montag: „Die Impfquoten steigen, die Infektionsquoten sinken – endlich ist ein Ende der Corona-Pandemie in Sicht. Das bedeutet aber auch, dass die Grundlage für weitere Einschränkungen für die Unternehmen in unserem Land fehlt: Eine Testpflicht für die Außengastronomie, eine Personenanzahlbegrenzung für den Einzelhandel oder die Sperrstunde sind nicht mehr verhältnismäßig.“

Je nach Inzidenz sind diese Maßnahmen festgestellt. In Richtung des Sozialministeriums fordert Schweickert weitere Öffnungen. „Der letzte Sommer hat doch gezeigt, dass sowohl Gäste als auch Gastronomie und Einzelhandel mit Umsicht damit umgehen können“, so Schweickert.

Pforzheim erstmals unter der 50er-Marke bei der Inzidenz

Wie sieht es derzeit in den umliegenden Kreisen aus?

Pforzheim hängt aktuell noch in Öffnungsstufe 1 fest, die deutlich mehr Einschränkungen bedeutet. Immerhin: Am Montag schaffte es der Stadtkreis mit einem Wert von 48,4 erstmals wieder unter die Marke von 50. Hält diese Entwicklung fünf Tage, gibt es endlich auch in Pforzheim kräftige Lockerungen. Weil die Tendenz der Zahlen generell sinkend ist, wird es schon Mitte der Woche in Öffnungsstufe 2 gehen.

Das heißt: Restaurants und Co. dürfen eine Stunde länger, nämlich bis 22 Uhr öffnen. Bei Theatern, Opern, Konzerten und Kinos können im Inneren bis zu 100 Zuschauer mit Abstand dabei sein. Im Freien sind maximal 250 Besucher gestattet. Der Landkreis Karlsruhe ist derweil im dritten Öffnungsschritt angekommen. Im Landkreis Calw und im Stadtkreis Karlsruhe gelten die Regeln für stabile Inzidenzen unter 35 – wie sie der Enzkreis nun bekommen wird.

nach oben Zurück zum Seitenanfang