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Petition für echte Fahrradstraße

Karlsruher Fridays-for-Future-Gruppe will Sophienstraße ohne Autos

Spielgeräte und Pflanzen, wo jetzt an Karlsruhes längster Fahrradstraße Autos parken: Dieses Bild zeichnen die Klimaschützer von Fridays for Future. Dafür sammeln sie zurzeit Stimmen im Internet.

28.03.2023 Radfahrer in der Sophienstraße in der Karlsruher Weststadt
Autos rechts, links, vorneweg und hintendran: Radfahrer haben die als Fahrradstraße ausgewiesene Sophienstraße in der Weststadt nicht für sich. Foto: Jörg Donecker

Wer die Sophienstraße vom Karlstor bis zum Entenfang entlangradelt, erlebt urbane 2.700 Meter. Ob an der Waldstraße, der Hirschstraße, der Reinhold-Frank-Straße oder weiter westwärts: Überall ist in der Sophienstraße viel los.

Zu viel, sagt die Karlsruher Fridays-for-Future-Gruppe. Sie fordert, den Autoverkehr komplett aus der Sophienstraße zu verbannen, die offiziell Fahrradstraße ist.

Nur Zulieferern, Menschen mit körperlichem Handicap und Einsatz- und Versorgungsfahrzeugen etwa der Rettungsdienste und der Müllabfuhr solle die Durchfahrt erlaubt bleiben.

Für mehr Klimaschutz will die Fridays-for-Future-Gruppe erreichen, dass die Stadt „als ersten Schritt Richtung echte Verkehrswende in Karlsruhe“ die Sophienstraße bereits bis zum Start des Schuljahrs 2023/24 in eine autofreie Straße verwandelt. Eine entsprechende Petition an den Gemeinderat von Fridays for Future im Internet hat aktuell rund 1.900 Unterzeichner.

Ohne Autos könnte Karlsruher Sophienstraße deutlich ruhiger werden

In Deutschlands aktuell fahrradfreundlichster Großstadt machen sich auch Allgemeiner Deutscher Fahrradclub (ADFC), Verkehrsclub Deutschland (VCD) sowie die Initiative Fuß- und Radentscheid Karlsruhe stark dafür, dass die Sophienstraße eine „echte“ Fahrradstraße wird. Ohne Autos, argumentiert Fridays for Future, werde die Sophienstraße deutlich ruhiger für die Anwohner.

Damit diese Ruhe eintritt, will die Fridays-Gruppe, dass auch Anwohner ihr Auto außerhalb der Sophienstraße stehen lassen. Die Geschäfte in der Sophienstraße seien wichtig und müssten beliefert werden, aber dafür sollten „klare Regeln“ gelten.

Die Initiatoren der Petition monieren zudem, parkende Autos beanspruchten viel Platz. Sie zeichnen das Bild einer „klimagerechten Umgestaltung“: Spiel- und Sportgeräte auf dem Mittelstreifen, dazu Pflanzen und Grünanlagen für ein besseres Stadtklima und ein „kinder- und familienfreundliches Straßenbild“ mit öffentlichem Raum für Begegnung und Aufenthalt.

Die Zahl der Parkplätze ist groß. Allein in der Sophienstraße östlich der Reinhold-Frank-Straße zählte die Stadt im Herbst rund 130 Stellplätze. Für den Löwenanteil der Straße lägen keine Zahlen vor, so die Auskunft der Stadtverwaltung auf Nachfrage dieser Redaktion.

Ohne Autoverkehr sei die Sophienstraße auch sicherer für Fußgänger, Radfahrer und Schüler der anliegenden Schulen, sagen die Klimaschützer. An der Sophienstraße liegt beim Gutenbergplatz das Lessing-Gymnasium, gegenüber an der Nordseite des Platzes die Gutenbergschule und nahe dem Karlstor das Fichte-Gymnasium.

Ich hätte nichts dagegen, wenn vor der Schule keine Autos mehr fahren.
Florian Pott, Elternbeirat Fichte-Gymnasium

Der Vorsitzende des Elternbeirats des Fichte-Gymnasiums, Florian Pott, sagt: „Ich finde es gut, wenn sich Schülerinnen und Schüler Gedanken über die Zukunft machen.“ Die Sophienstraße vertrüge es seiner Meinung nach auch, den Autoverkehr herauszunehmen.

Anwohnerin kritisiert Verhalten vieler Radfahrer

Aktuell sieht Pott zwar vor dem Fichte-Gymnasium kein Sicherheitsproblem für Radfahrer, sagt aber: „Ich hätte nichts dagegen, wenn vor der Schule keine Autos mehr fahren.“

Wenn die Straße ganz den Radfahrern gehört, werden sie dort nur noch rasen.
Elke Blaßmann, Weststadtbewohnerin

Elke Blaßmann kennt die Gegebenheiten in der Sophienstraße seit 40 Jahren: als Fußgängerin mit Kinderwagen, auf dem Fahrrad, im Auto und mit dem Enkelkind an der Hand auf dem Schulweg zur Gutenbergschule. „Wenn die Straße ganz den Radfahrern gehört“, sagt sie, „werden sie dort nur noch rasen.“

Rechts-vor-links-Regelung, rote Ampel, Zebrastreifen: „Daran halten sich viele nicht.“ Manche Radfahrer warteten nicht auf der Straße, sondern wichen auf den Gehweg aus: „Mich hat ein Radfahrer angeherrscht, weil eine Begleiterin und ich dort nebeneinander gingen.“

Die Weststadt ist das Terrain des Maklers Martin Burkard. Für Ortstermine nutzt er das Auto nur bei kräftigem Regen: „Ich bekomme ja nirgends einen Parkplatz.“ Lieber setze er sich auf seine Vespa. Ob die Sophienstraße autofrei wird oder nicht, mache für ihn keinen Unterschied.

An der Fahrraddemo Critical Mass nimmt an diesem Freitag diesmal auch Fridays for Future Karlsruhe teil. Um 18 Uhr geht es vom Kronenplatz über den Zirkel nach Westen zur Kaiserallee, nach Mühlburg und Knielingen, vom Entenfang durch die Sophienstraße und nach 13,5 Kilometern zur Abschlusskundgebung auf den Marktplatz.

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